• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

kapitalanlage, sammlung, fuhrpark, nur der eine alltagsklassiker - was und warum???

Alles begann bei mir Anfang 70er Jahre, da war ich so ~14 Jahre alt. Mein Continental Markenrad mit Torpedo 3-Gang wirkte auch mit Rennlenker nicht wirklich cool genug und so mußte bald mal ein richtiges Renn(sport)rad mit Kettenschaltung her. Wer in sein wollte, brauchte ein Peugeot mit 10 Gängen. Damit konnte man wenigstens bei den Franzosen, die ja zu der Zeit noch die Besatzungsmacht im Südwesten (Freiburg) waren und bei mir in einer Siedlung um die Ecke wohnten, Eindruck schinden. Ich habe heute noch die Diskussion mit meiner Mutter am Küchentisch im Ohr. „Was? Ohne Rücktritt? Und wozu brauchst Du 10 Gänge, wenn du doch nur…?!!“ Dieses „nur“ war schließlich ein sehr dehnbarer Begriff, jedenfalls hatte wohl mein edles Antlitz in ihrer Vorstellung bereits Leichenfarbe.

Ich habe mich aber dennoch nicht abhalten lassen und habe aus einer Kombination aus erstem Job (Käsblatt austragen), Verkauf des uncoolen Continental und Zuschuß von der Oma, das nötige Kleingeld beschafft. Damit bin ich dann zum örtlichen Fahrradhändler im nahen Merzhausen gestiefelt und habe mir das ersehnte, nigelnagelneue Peugeot gekauft. Es hat genau 315 DM gekostet. Für Flickzeug war da praktisch kein Spiel mehr drin, trotzdem hat mir der Herr Sütterlin in weiser Vorraussicht, kulanterweise eine Dose mitgegeben.



So ähnlich wie dieses, hat es mal ausgesehen:



1 Schüler Peugeot.JPG




Mit einem Freund aus der Nachbarschaft, der praktisch das selbe Rad hatte, hatte ich dann auch meine erste längere Radtour damit durchs Rheintal gemacht, die ging bis Kehl. Später dann mal, mit dem ersten Platten, begann meine Schrauberkarriere, wobei schrauben erstmal aus abschrauben bestand. Zuerst das Schutzblech, dann der Gepäckträger. Zum Schein mußte ich das Licht aber noch eine Weile dranlassen, wobei das bald nur noch eine Atrappe war. Trotzdem habe ich doch tatsächlich die Jugendzeit überlebt! Das Radfahren hat mich dabei immer so gefangen gehalten, daß ich glatt vergessen hatte, mit 18 den Führerschein zu machen. Radsport hatte ich nie betrieben, für andere Sportarten habe ich mich aber durchs Radeln immer fit gehalten.



Eines Tages war es dann aber auch bei mir soweit, daß das 4-Rädrige motorisierte Gefährt, die Oberhand als Verkehrsmittel gewann. Das Fahrrad war nur noch Nebendarsteller für bestimmte Gelegenheiten. Diese Phase dauerte etwa 10 Jahre, dann war das Thema Auto und wer sein, bei mir auch schon wieder durch. Seit der Zeit, so gegen Ende der 80er, habe ich kein Auto mehr, dafür aber nach und nach, immer mehr Fahräder. Das o.g. Peugeot hat mich gute 2 Jahrzehnte begleitet und war Anfang der 90er Jahre immer noch so beliebt, daß es mir eines Tages geklaut wurde. Das war bitter, obwohl es zu dieser Zeit längst nicht mehr mein Hauptrad war!



Das Buch von Ulrich Herzog: „Reiseräder Supertourer“ aus den späten 80er Jahren wirkte wie eine neue Initialzündung. Viel Technik und das Wecken von Sehnsüchten nach ausgedehneten Radtouren in weite Fernen. Doch obwohl ich mir einmal einen schönen Randonneur selbst zusammengebastelt hatte, war ich in den frühen 90ern vorwiegend mit dem Rennrad auf Urlaubsreisen.



2 Rennradurlaub.JPG




Das war ein schöner Rahmen, ausgemustert von einem regionalen Rennteam, das ich mit einer Suntour Sprint Gruppe ausgestattet hatte. Warum hab ich Blödmann das jemals hergegeben?



Ab 1990 hat aber noch ein weiterer Fahrradtyp bei mir an Bedeutung gewonnen: das Mountainbike. Meine Schrauberkenntnisse waren inzwischen so weit gediehen, daß ich es gewagt habe, einen Versender in Anspruch zu nehmen. Das habe ich nicht bereut, denn das Preis/Leistungs Verhältnis hat für mich gestimmt. Eine neue Welt hat sich mir erschlossen, abseits lärmender, verkehrsreicher Straßen. Dort habe ich mich auf unzähligen Singletrails ein paar Jahre so richtig austoben können. Bisher alles ohne Teilnahmen an Wettbewerben (das hatte ich ja noch anderswo). Irgendwann bildete sich eine Gruppe und eines Tages war es dann doch soweit: jemand animierte mich, an einem Mtb-Rennen teilzunehmen. Ein adäquates Sportgerät mußte noch her:



3 Cube Elite.JPG




Das Ding hatte dopende Wirkung! Das birgte allerdings auch die Gefahr der Selbstüberschätzung. Das bekam ich dann auch gleich bei meinem allerersten Rennen, gnadenlos zu spüren. Das war ein Uphillrennen und was soll ich noch sagen? Ich wurde dermaßen abgekocht und….Letzter!! (nein Vorletzter, weil ein anderer wegen Defekt nicht ins Ziel gekommen ist…). Das war richtig teures Lehrgeld. Später lief das dann besser aber auch in der längst erreichten Jungseniorenklasse (Ü35), Hobbybereich, hat es nie zu einem Podestplatz gereicht, bestenfalls knapp dahinter. Aber es hat trotztdem total viel Spaß gemacht.



Noch einen anderen Vorteil haben Stahlrahmen-Mountainbikes für mich: sie sind die besseren Reiseräder. Sie sind stabil, flattern nie und man kann auch richtig in die Pampa damit.



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Für Urlaubstouren möchte ich auch auch gar nicht mehr so etwas hochwertiges dabei haben, man weis ja nie. Für eine Tour in die USA in 2011 hatte ich mir vom Flohmarkt für 35.- so ein altes Univega Alpina besorgt und komplett neu aufgebaut mit vorwiegend günstigen Teilen. Am Ende standen ca. €130.- zu buche und damit bin ich dann die Westcoast von Seattle nach LA runtergefahren. Einzige Anforderung: einmal diese Strecke bewältigen. Am Ziel habe ich es dem Sohn von Freunden, die dort leben, geschenkt und mir die Radmitnahme im Flieger erspart. Er fährt heute noch damit rum, was mich sehr freut!



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Ab dem neuen Jahrtausend hat sich dann auch die Liebe zu alten Rädern bei mir durchgesetzt, die unterschwellig eigentlich immer schon da war. Die Kombination aus Flohmärkten und Ebay hat es möglich gemacht, daß man eigentlich alles bekommen konnte, na ja fast jedenfalls. Die Preise waren so, daß man immer sein Schnäppchen machen konnte, wenn man es wollte. So hatte sich in relativ kurzer Zeit eine stattliche Anzahl von hauptsächlich Teilen angesammelt. Bei den Rahmen und Rädern betätigte ich mich dabei zunächst als Großwildjäger und erlegte Löwen und Gazellen aber mit der Zeit auch andere.



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Allzuviel Räder wollte ich aber nie haben, dazu fehlt mir schlichtweg der Platz aber die Räder, die ich so im Laufe der Zeit aufgebaut habe, sollten nicht einfach nur irgendwelche schönen alten Räder sein sondern eher so richtige Klassiker, was ja ein in diesem Forum viel diskutierter Begriff ist. Vorwiegend aus den 70er Jahren sollten sie sein, also die Traumräder aus der Jugendzeit. Da ich aber kein Vitrinenfreund bin, werden sie zum fahren benutzt. Am liebsten bei einer der Ausfahrten wie Tour de trois, In Velo Veritas oder Eroica. Da das aber alles Faschingsveranstaltungen sind, braucht jedes Rad auch noch sein speziell zugeordnetes Kostüm, da sind die Zunftmeister streng!


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Re: kapitalanlage, sammlung, fuhrpark, nur der eine alltagsklassiker - was und warum???
Mein Lieblingsklassiker gehört mir allerdings gar nicht. Es ist das Rad meiner lieben Frau und es gefällt mir so gut, daß ich dafür seinerzeit ein Pärchen Pellisier 2000 Naben entnost habe. Sie motzt jedoch bei jeder Ausfahrt über diesen fürchterlichen Sattel, was ich so gar nicht verstehen kann. :) Ersatz wird noch gesucht.



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Irgendwie hatte ich im Lauf der Jahre das Gefühl, daß meine Schrauberkarriere noch nicht vollendet sei. Das i-Tüpfelchen fehlte noch. Verschiedene Rahmenbauer boten Kurse an, wie man einen schönen gelöteten Stahlrahmen herstellt. Das war genau mein Ding! Die Wahl fiel auf Christian Pyttel in Rastatt, auch wegen der Nähe zu mir aber hauptsächlich weil er einen guten Ruf hat, im Rennrad- und Laufradbau und ein Rennrad sollte es ja werden. Am Ende wurde es dann eine Randonneuse, denn ich wollte ja möglichst viel auf diesem Sattel sitzen. Seit 2013 ist das nun mein Rad, auf dem ich die meiste Zeit verbringe. Freizeit wohlgemerkt, das Stadtrad mal ausgenommen.




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Im Jahr 2009 hat sich mir noch ein ganz anderes Rad ins Bild gedrängt, sodaß ich da regelrecht drüberstolpern mußte! Ein elsässisches Alltagsrad von ~ 1950. Das war Liebe auf den ersten Blick! Mit seinen Doppelscheinwerfern hat es mich flehentlich angeblickt und wollte unbedingt restauriert werden. So wurde aus einem staubigen, flugrostbefallenen, traurigen Häuflein Elend, wieder ein einigermaßen ansehnliches und fahrbares Rad. Es stammt aus dem Etablissements Calla / Cycles Calla, Mulhouse und wurde seinerzeit in Colmar verkauft. 2017 war es endlich fertig und wenn man mal die ganze Restauration und poliererei außer acht läßt und nur den Zusammenbau betrachtet, muß man feststellen, daß Rennrad aufbauen, der reinste Kindergeburtstag dagegen ist. Eine Fahrt mit ihm in seine Heimatstadt Colmar, steht noch aus.



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Was kommt als nächstes…?



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…...und wenn er nicht gestorben ist, dann schraubt und fährt er noch heute.





P.S.: Kapitalanlage? Ich nehme meine Räder eher als Kapital fressende Kapriziosen wahr. Und ich hab zu wenig Platz und dafür eher zu viele Räder...ein fettes Geschäft würde ich mir aber niemals erhoffen! Ich bin aber auch kein Händler und muß nicht danach schauen mit einem Plus rauszukommen. Alles nur Hobby.
 
Alles begann bei mir Anfang 70er Jahre, da war ich so ~14 Jahre alt. Mein Continental Markenrad mit Torpedo 3-Gang wirkte auch mit Rennlenker nicht wirklich cool genug und so mußte bald mal ein richtiges Renn(sport)rad mit Kettenschaltung her. Wer in sein wollte, brauchte ein Peugeot mit 10 Gängen. Damit konnte man wenigstens bei den Franzosen, die ja zu der Zeit noch die Besatzungsmacht im Südwesten (Freiburg) waren und bei mir in einer Siedlung um die Ecke wohnten, Eindruck schinden. Ich habe heute noch die Diskussion mit meiner Mutter am Küchentisch im Ohr. „Was? Ohne Rücktritt? Und wozu brauchst Du 10 Gänge, wenn du doch nur…?!!“ Dieses „nur“ war schließlich ein sehr dehnbarer Begriff, jedenfalls hatte wohl mein edles Antlitz in ihrer Vorstellung bereits Leichenfarbe.

Ich habe mich aber dennoch nicht abhalten lassen und habe aus einer Kombination aus erstem Job (Käsblatt austragen), Verkauf des uncoolen Continental und Zuschuß von der Oma, das nötige Kleingeld beschafft. Damit bin ich dann zum örtlichen Fahrradhändler im nahen Merzhausen gestiefelt und habe mir das ersehnte, nigelnagelneue Peugeot gekauft. Es hat genau 315 DM gekostet. Für Flickzeug war da praktisch kein Spiel mehr drin, trotzdem hat mir der Herr Sütterlin in weiser Vorraussicht, kulanterweise eine Dose mitgegeben.



So ähnlich wie dieses, hat es mal ausgesehen:



Anhang anzeigen 618199



Mit einem Freund aus der Nachbarschaft, der praktisch das selbe Rad hatte, hatte ich dann auch meine erste längere Radtour damit durchs Rheintal gemacht, die ging bis Kehl. Später dann mal, mit dem ersten Platten, begann meine Schrauberkarriere, wobei schrauben erstmal aus abschrauben bestand. Zuerst das Schutzblech, dann der Gepäckträger. Zum Schein mußte ich das Licht aber noch eine Weile dranlassen, wobei das bald nur noch eine Atrappe war. Trotzdem habe ich doch tatsächlich die Jugendzeit überlebt! Das Radfahren hat mich dabei immer so gefangen gehalten, daß ich glatt vergessen hatte, mit 18 den Führerschein zu machen. Radsport hatte ich nie betrieben, für andere Sportarten habe ich mich aber durchs Radeln immer fit gehalten.



Eines Tages war es dann aber auch bei mir soweit, daß das 4-Rädrige motorisierte Gefährt, die Oberhand als Verkehrsmittel gewann. Das Fahrrad war nur noch Nebendarsteller für bestimmte Gelegenheiten. Diese Phase dauerte etwa 10 Jahre, dann war das Thema Auto und wer sein, bei mir auch schon wieder durch. Seit der Zeit, so gegen Ende der 80er, habe ich kein Auto mehr, dafür aber nach und nach, immer mehr Fahräder. Das o.g. Peugeot hat mich gute 2 Jahrzehnte begleitet und war Anfang der 90er Jahre immer noch so beliebt, daß es mir eines Tages geklaut wurde. Das war bitter, obwohl es zu dieser Zeit längst nicht mehr mein Hauptrad war!



Das Buch von Ulrich Herzog: „Reiseräder Supertourer“ aus den späten 80er Jahren wirkte wie eine neue Initialzündung. Viel Technik und das Wecken von Sehnsüchten nach ausgedehneten Radtouren in weite Fernen. Doch obwohl ich mir einmal einen schönen Randonneur selbst zusammengebastelt hatte, war ich in den frühen 90ern vorwiegend mit dem Rennrad auf Urlaubsreisen.



Anhang anzeigen 618200



Das war ein schöner Rahmen, ausgemustert von einem regionalen Rennteam, das ich mit einer Suntour Sprint Gruppe ausgestattet hatte. Warum hab ich Blödmann das jemals hergegeben?



Ab 1990 hat aber noch ein weiterer Fahrradtyp bei mir an Bedeutung gewonnen: das Mountainbike. Meine Schrauberkenntnisse waren inzwischen so weit gediehen, daß ich es gewagt habe, einen Versender in Anspruch zu nehmen. Das habe ich nicht bereut, denn das Preis/Leistungs Verhältnis hat für mich gestimmt. Eine neue Welt hat sich mir erschlossen, abseits lärmender, verkehrsreicher Straßen. Dort habe ich mich auf unzähligen Singletrails ein paar Jahre so richtig austoben können. Bisher alles ohne Teilnahmen an Wettbewerben (das hatte ich ja noch anderswo). Irgendwann bildete sich eine Gruppe und eines Tages war es dann doch soweit: jemand animierte mich, an einem Mtb-Rennen teilzunehmen. Ein adäquates Sportgerät mußte noch her:



Anhang anzeigen 618201



Das Ding hatte dopende Wirkung! Das birgte allerdings auch die Gefahr der Selbstüberschätzung. Das bekam ich dann auch gleich bei meinem allerersten Rennen, gnadenlos zu spüren. Das war ein Uphillrennen und was soll ich noch sagen? Ich wurde dermaßen abgekocht und….Letzter!! (nein Vorletzter, weil ein anderer wegen Defekt nicht ins Ziel gekommen ist…). Das war richtig teures Lehrgeld. Später lief das dann besser aber auch in der längst erreichten Jungseniorenklasse (Ü35), Hobbybereich, hat es nie zu einem Podestplatz gereicht, bestenfalls knapp dahinter. Aber es hat trotztdem total viel Spaß gemacht.



Noch einen anderen Vorteil haben Stahlrahmen-Mountainbikes für mich: sie sind die besseren Reiseräder. Sie sind stabil, flattern nie und man kann auch richtig in die Pampa damit.



Anhang anzeigen 618202





Für Urlaubstouren möchte ich auch auch gar nicht mehr so etwas hochwertiges dabei haben, man weis ja nie. Für eine Tour in die USA in 2011 hatte ich mir vom Flohmarkt für 35.- so ein altes Univega Alpina besorgt und komplett neu aufgebaut mit vorwiegend günstigen Teilen. Am Ende standen ca. €130.- zu buche und damit bin ich dann die Westcoast von Seattle nach LA runtergefahren. Einzige Anforderung: einmal diese Strecke bewältigen. Am Ziel habe ich es dem Sohn von Freunden, die dort leben, geschenkt und mir die Radmitnahme im Flieger erspart. Er fährt heute noch damit rum, was mich sehr freut!



Anhang anzeigen 618203



Ab dem neuen Jahrtausend hat sich dann auch die Liebe zu alten Rädern bei mir durchgesetzt, die unterschwellig eigentlich immer schon da war. Die Kombination aus Flohmärkten und Ebay hat es möglich gemacht, daß man eigentlich alles bekommen konnte, na ja fast jedenfalls. Die Preise waren so, daß man immer sein Schnäppchen machen konnte, wenn man es wollte. So hatte sich in relativ kurzer Zeit eine stattliche Anzahl von hauptsächlich Teilen angesammelt. Bei den Rahmen und Rädern betätigte ich mich dabei zunächst als Großwildjäger und erlegte Löwen und Gazellen aber mit der Zeit auch andere.



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Allzuviel Räder wollte ich aber nie haben, dazu fehlt mir schlichtweg der Platz aber die Räder, die ich so im Laufe der Zeit aufgebaut habe, sollten nicht einfach nur irgendwelche schönen alten Räder sein sondern eher so richtige Klassiker, was ja ein in diesem Forum viel diskutierter Begriff ist. Vorwiegend aus den 70er Jahren sollten sie sein, also die Traumräder aus der Jugendzeit. Da ich aber kein Vitrinenfreund bin, werden sie zum fahren benutzt. Am liebsten bei einer der Ausfahrten wie Tour de trois, In Velo Veritas oder Eroica. Da das aber alles Faschingsveranstaltungen sind, braucht jedes Rad auch noch sein speziell zugeordnetes Kostüm, da sind die Zunftmeister streng!


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Anhang anzeigen 618206

Anhang anzeigen 618207

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Super Geschichte, am besten finde ich die Univega USA Aktion. Nach dem Motto: Mach was draus !
Und die Klassiker mit passendem Trikot sind natürlich auch erste Sahne. Respekt.
 
Ich habe ein bisschen überlegt, mich hier zu "spreizen", naja, als eine Art Nebenmitglied in dieser Runde, weil ich den eigentlichen Kern des Forums nicht recht treffe. Außerdem hat ja jeder von uns tröpfchenweise schon vieles preisgegeben.

Gibt es also etwas Nektar, den ich Euch Bienchen noch bieten kann ? Immerhin ein Rad fiel mir ein. Aber nochmakurzvonvorn:
Rennrad war laaange kein Thema, als Kind/Jugendlicher war ich auf einem HWE(Heidemannwerke Einbeck, einer der ersten Fahrradversender D.s), grün, ich glaube 26er, 3Gang, unterwegs. Das übliche: Erster-Mai-Ausfahrten, bisschen im Dorf rumgegurkt. Später dann regelmäßige Fahrten zum Bahnhof während der Ausbildung(Nordhessen;Tischler), dann Fahrten zur Arbeit (Ulm-Neuulm). "Natürlich" altersbedingt die Motorenphase incl. Mopped (ist die R 27 wirklich ein Motorrad gewesen ?). Einen ökologischen Kopf hatte ich nicht, bedauerlicherweise.

Meine Lebensverhältnisse verstätigten sich mit dem Antritt meiner Lebensstellung als Werklehrer in einem Internat in Südniedersachsen, und eigentlich trat das Faaraad erst 1989 mit meiner ersten Teilnahme an der schultraditionellen Provencefahrt prominent in mein Leben. Auf der Suche nach einem geeigneten Untersatz kam das HWE iwie nicht in Frage, ich erbte von einem Onkel diesen Onkolythen:
P1040910.JPG
Kurze Zeit nach meiner ersten derartigen Tour (von Zeltplatz zu Zeltplatz, Anreise damals noch mit der Bahn möglich, heute nicht mehr...) zogen wir ins eigene Haus, 6km von jener Lebensstellung entfernt. Bis dahin war mein täglicher Arbeitsweg ein Fußmarsch über eine Wiese, 150m. Nun war Pendeln angesagt. Ich wundere mich jetzt, dass ich wirklich täglich mit diesem Gerät ua über ca. 2km sehr holprigen Feldweg mit 80hm zutückgelegt habe, und das regelmäßig 2x täglich über 5 Jahre, weil ich wert darauf legte, mit meiner Familie zu Mittag zu essen.
P1040911.JPG
Hier hat das Rad - ich glaube, es ist nicht Vorkrieg, aber kurz danach - schon die Pentasport, die ich damals für die absolute Krone in der Fahrradentwicklung hielt:D. Eine Dreigangnabe hatte ich bei einer langen Bergabfahrt - mit Kind hintendrauf ! - zum Blockieren gebracht, GsD nur harmloses 50m-Geradeausrutschen. Es ist in einem suboptimalen Zustand, wie man sieht. Der Brooks ist zuschanden geritten (hintere Gestelltraverse gebrochen) und das Tretlager ist hin. Ich habe zwar eins über ebay besorgt, aber ich trau mich nicht an diese Glocken ran, so wird es wohl bei Abstellgleis bleiben.

Ein Ereignis mit diesem Rad wird mir immer in Erinnering bleiben, un da schließe ich an @Alberto da Giussano s Bericht an: die Provencefahrt 97. Da habe ich mit zwei Schülern, ganz klasse Typen, den Mont Ventoux zu erstenmal be...stiegen, an Hochfahren war mit dem Material nicht zu denken, nicht in unserer Leistungsklasse:
P1040913.JPG
Das Foto ist überschrieben mit "Die drei Brookssättel auf dem Mont Ventoux". Das linke Rad hatte nur einen Dreigang, das mittlere war moderner und wurde hochgefahren, sein Pilot wartete aber regelmäßig auf uns andere beide.

Kurz nach diesem Foto(beide sind abfotografiert) gelang mir noch ein sensationelles Bild, das habe ich erst später gemerkt:
P1040915.JPG
Was sich hier hinter dem Rücken des fabelhaften Fabian am 18. September 1997 ins Vauclusehochland erstreckt, ist nichts anderes als der Schatten des Geant de Provence ! Ich liebe dieses Foto !

Ihr könnt Euch vllt. vorstellen, was dann kam: 1. die Kälte und 2. die 80km Rückreise zum Zeltplatz am Pont du Gard in totaler Finsternis... Gleich zu Beginn lotste uns ein ungeheuer netter Franzose die Abfahrt nach Malaucene hinunter, weil er nach anfänglich forschem Überholen mit seinem Transporter wohl gemerkt hat, dass das doch reichlich prekär war, unsere Beleuchtung...naja. Die Straße war nach meiner Erinnerung auch noch nicht in dem Formel 1 tauglichen Zustand wie heute. Kurz vor Malaucene hupte er und entfernte sich. Gerne hätte ich ihm die Füße geküsst.

Jetzt aber Schluss! damit, diese Tour war die meines Lebens, ich könnte noch stundenlang... In diesem Jahr wurde ich 40, und man versteifte sich familienseits darauf, dass ich Anrecht auf ein moderneres Gefährt hätte. Eigentlich traute ich Kettenschaltungen überhaupt nicht (ich erinnerte mich immer an einen überholenden Radler in Ulm, dem ich dann 150m bei einem Schaltvorgang zuhören konnte, war wohl keiner von Euch ?:D), aber der Markenname überzeugte mich: (Rohloff - gabs das schon ? wär aber viel zu teuer gewesen)
P1040917.JPG
Dass das mit Dürkopp nix mehr zu tun hatte ... halt total ahnungslos damals. Das Rad hat ebfs. einen Tretlagerschaden und es müsste rausoperiert werden. Dazu habe ich (noch) keine Lust. Das Aluteil ist aber auch schon ausgeschlachtet, wohl auch Abstellgleis bzw Rumpelkammer. Ich habe mir fast 20 Jahre Gripshift von dem Ding gefallen lassen !(11 Jahre nach Dürkopp 1 hat es mich auch zum M V begleitet, auch von Remoulins aus, allerdings in Alleinfahrt.)

Der erste Schritt (Kettenschaltung) war getan, Richtung RR gings dann um die Jahrtausendwende: mein Zweitältester hatte ein Pinarello Asolo spezial in Ferienpflege genommen, ich fragte beim Besitzer nach, ob ich auch mal dürfte. Zu der Zeit lag meine Volleyballkarriere in den letzten Zügen - nie hat mir jemand ehrlich gesagt, was für ein mittelmäßiger Spieler ich war - und die forcierte Bewegung musste neu organisiert werden. Also Raadfaan. Sonst hätte ich womöglich zu Hause rumgesessen und das ultimative Perpetuum mobile entwickelt und wäre der Bill Gates der Mechanik geworden. Puh, der Kelch ist an uns vorübergegangeno_O.

Nach dem Pina, mittlerweile nach Unfall wieder zurückgebogen:confused:GEHT !, aber mit RH56 immer noch zu klein, kam ein Billigstaiger und als drittes das Milanetti, das endlich groß genug war:
P1040918.JPG
Aus dieser Perspektive sieht das Cockpit halbwegs erträglich aus, die Winkel betreffend. Fahren tut es sich gut so. Übrigens wollte der Cinelli-Vorbau ums Verrecken nicht den 26er Ritcheylenker klemmen, musste noch einen Streifen Weißblechdose hinzufügen. Oder kann das schicke Gummiteil im Klemmspalt wech ?:D

Als das Pina ersetzt werden musste, kam ein De Rosa hinzu (zeigichmanich - verbotener Vorbau, war aber schon zu sehen), so gegen 2007. Dann nahm die Sache für mich Fahrt auf durch die Beschäftigung mit kaputten STI, neue wären mir fillzedühr gewehn. Das hat mich dann 2013 ins Forum geschwemmt, erst bei den Technikern und wenn @Panchon nicht gewesen wäre, wär ich vllt. schnell wieder draußen gewesen. Seine Umgangsformen sind genauso vorbildlich wie Eure !

Alles weitere nicht so interessant, NUR: ein Rahmen kam vom 2.ältesten zurück und der wurde zum Alltagler bebastelt. Auch wieder zu klein, aber macht mir nix. Das Rad macht mir täglich rasenden Spaß:
P1040919.JPG
Auch beide STI aus defektem Zustand gerettet und - eigene Marke:D!

So, muss gleich los damit. Jetzt seien noch unsere Forumsgrößen wie @Bianchi-Hilde und @FSD und @faliero usw. aufgefordert, ihren Senf aufzubereiten - oder plant Ihr gleich eine Buchedition ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe ein bisschen überlegt, mich hier zu "spreizen", naja, als eine Art Nebenmitglied in dieser Runde, weil ich den eigentlichen Kern des Forums nicht recht treffe. Außerdem hat ja jeder von uns tröpfchenweise schon vieles preisgegeben.

Gibt es also etwas Nektar, den ich Euch Bienchen noch bieten kann ? Immerhin ein Rad fiel mir ein. Aber nochmakurzvonvorn:
Rennrad war laaange kein Thema, als Kind/Jugendlicher war ich auf einem HWE(Heidemannwerke Einbeck, einer der ersten Fahrradversender D.s), grün, ich glaube 26er, 3Gang, unterwegs. Das übliche: Erster-Mai-Ausfahrten, bisschen im Dorf rumgegurkt. Später dann regelmäßige Fahrten zum Bahnhof während der Ausbildung(Nordhessen;Tischler), dann Fahrten zur Arbeit (Ulm-Neuulm). "Natürlich" altersbedingt die Motorenphase incl. Mopped (ist die R 27 wirklich ein Motorrad gewesen ?). Einen ökologischen Kopf hatte ich nicht, bedauerlicherweise.

Meine Lebensverhältnisse verstätigten sich mit dem Antritt meiner Lebensstellung als Werklehrer in einem Internat in Südniedersachsen, und eigentlich trat das Faaraad erst 1989 mit meiner ersten Teilnahme an der schultraditionellen Provencefahrt prominent in mein Leben. Auf der Suche nach einem geeigneten Untersatz kam das HWE iwie nicht in Frage, ich erbte von einem Onkel diesen Onkolythen:Anhang anzeigen 620327Kurze Zeit nach meiner ersten derartigen Tour (von Zeltplatz zu Zeltplatz, Anreise damals noch mit der Bahn möglich, heute nicht mehr...) zogen wir ins eigene Haus, 6km von jener Lebensstellung entfernt. Bis dahin war mein täglicher Arbeitsweg ein Fußmarsch über eine Wiese, 150m. Nun war Pendeln angesagt. Ich wundere mich jetzt, dass ich wirklich täglich mit diesem Gerät ua über ca. 2km sehr holprigen Feldweg mit 80hm zutückgelegt habe, und das regelmäßig 2x täglich über 5 Jahre, weil ich wert darauf legte, mit meiner Familie zu Mittag zu essen.Anhang anzeigen 620328 Hier hat das Rad - ich glaube, es ist nicht Vorkrieg, aber kurz danach - schon die Pentasport, die ich damals für die absolute Krone in der Fahrradentwicklung hielt:D. Eine Dreigangnabe hatte ich bei einer langen Bergabfahrt - mit Kind hintendrauf ! - zum Blockieren gebracht, GsD nur harmloses 50m-Geradeausrutschen. Es ist in einem suboptimalen Zustand, wie man sieht. Der Brooks ist zuschanden geritten (hintere Gestelltraverse gebrochen) und das Tretlager ist hin. Ich habe zwar eins über ebay besorgt, aber ich trau mich nicht an diese Glocken ran, so wird es wohl bei Abstellgleis bleiben.

Ein Ereignis mit diesem Rad wird mir immer in Erinnering bleiben, un da schließe ich an @Alberto da Giussano s Bericht an: die Provencefahrt 97. Da habe ich mit zwei Schülern, ganz klasse Typen, den Mont Ventoux zu erstenmal be...stiegen, an Hochfahren war mit dem Material nicht zu denken, nicht in unserer Leistungsklasse:Anhang anzeigen 620329Das Foto ist überschrieben mit "Die drei Brookssättel auf dem Mont Ventoux". Das linke Rad hatte nur einen Dreigang, das mittlere war moderner und wurde hochgefahren, sein Pilot wartete aber regelmäßig auf uns andere beide.

Kurz nach diesem Foto(beide sind abfotografiert) gelang mir noch ein sensationelles Bild, das habe ich erst später gemerkt:Anhang anzeigen 620331 Was sich hier hinter dem Rücken des fabelhaften Fabian am 18. September 1997 ins Vauclusehochland erstreckt, ist nichts anderes als der Schatten des Geant de Provence ! Ich liebe dieses Foto !

Ihr könnt Euch vllt. vorstellen, was dann kam: 1. die Kälte und 2. die 80km Rückreise zum Zeltplatz am Pont du Gard in totaler Finsternis... Gleich zu Beginn lotste uns ein ungeheuer netter Franzose die Abfahrt nach Malaucene hinunter, weil er nach anfänglich forschem Überholen mit seinem Transporter wohl gemerkt hat, dass das doch reichlich prekär war, unsere Beleuchtung...naja. Die Straße war nach meiner Erinnerung auch noch nicht in dem Formel 1 tauglichen Zustand wie heute. Kurz vor Malaucene hupte er und entfernte sich. Gerne hätte ich ihm die Füße geküsst.

Jetzt aber Schluss! damit, diese Tour war die meines Lebens, ich könnte noch stundenlang... In diesem Jahr wurde ich 40, und man versteifte sich familienseits darauf, dass ich Anrecht auf ein moderneres Gefährt hätte. Eigentlich traute ich Kettenschaltungen überhaupt nicht (ich erinnerte mich immer an einen überholenden Radler in Ulm, dem ich dann 150m bei einem Schaltvorgang zuhören konnte, war wohl keiner von Euch ?:D), aber der Markenname überzeugte mich: (Rohloff - gabs das schon ? wär aber viel zu teuer gewesen)Anhang anzeigen 620332 Dass das mit Dürkopp nix mehr zu tun hatte ... halt total ahnungslos damals. Das Rad hat ebfs. einen Tretlagerschaden und es müsste rausoperiert werden. Dazu habe ich (noch) keine Lust. Das Aluteil ist aber auch schon ausgeschlachtet, wohl auch Abstellgleis bzw Rumpelkammer. Ich habe mir fast 20 Jahre Gripshift von dem Ding gefallen lassen !

Der erste Schritt (Kettenschaltung) war getan, Richtung RR gings dann um die Jahrtausendwende: mein Zweitältester hatte ein Pinarello Asolo spezial in Ferienpflege genommen, ich fragte beim Besitzer nach, ob ich auch mal dürfte. Zu der Zeit lag meine Volleyballkarriere in den letzten Zügen - nie hat mir jemand ehrlich gesagt, was für ein mittelmäßiger Spieler ich war - und die forcierte Bewegung musste neu organisiert werden. Nach dem Pina, mittlerweile nach Unfall wieder zurückgebogen:confused:GEHT !, aber mit RH56 immer noch zu klein, kam ein Billigstaiger und als drittes das Milanetti, das endlich groß genug war:Anhang anzeigen 620333 Aus dieser Perspektive sieht das Cockpit halbwegs erträglich aus, die Winkel betreffend. Fahren tut es sich gut so. Übrigens wollte der Cinelli-Vorbau ums Verrecken nicht den 26er Ritcheylenker klemmen, musste noch einen Streifen Weißblechdose hinzufügen. Oder kann das schicke Gummiteil im Klemmspalt wech ?:D

Als das Pina ersetzt werden musste, kam ein De Rosa hinzu (zeigichmanich - verbotener Vorbau, war aber schon zu sehen), so gegen 2007. Dann nahm die Sache für mich Fahrt auf durch die Beschäftigung mit kaputten STI, neue wären mir fillzedühr gewehn. Das hat mich dann 2013 ins Forum geschwemmt, erst bei den Technikern und wenn @Panchon nicht gewesen wäre, wär ich vllt. schnell wieder draußen gewesen. Seine Umgangsformen sind genauso vorbildlich wie Eure !

Alles weitere nicht so interessant, NUR: ein Rahmen kam vom 2.ältesten zurück und der wurde zum Alltagler bebastelt. Auch wieder zu klein, aber macht mir nix. Das Rad macht mir täglich rasenden Spaß:Anhang anzeigen 620334 Auch beide STI aus defektem Zustand gerettet und - eigene Marke:D!

So, muss gleich los damit. Jetzt seien noch unsere Forumsgrößen wie @Bianchi-Hilde und @FSD und @faliero usw. aufgefordert, ihren Senf aufzubereiten - oder plant Ihr gleich eine Buchedition ?
Ha! Holzminden womöglich!
 
Zum Einen: Solling-berichte habe ich dann alle auf einer map zusammengeschaltet - die bahnhöfe! Eine geometrische Mitte erdacht. Dann das Geschichtliche Wissen = Intellekt! Und dann Internat in SÜÜÜDNiedersachsen. Was kann das schon sein, wo die Menschen aus hannover und Übersee ihre Zöglinge Frischluft schnappen lassen?
Desweiteren: fehlt mir der Solling und das nördliche Kasseler Bergland komplett in meinen Brevet sammlungen. Was sich wohl ändern müßte. . .
 
Zum Einen: Solling-berichte habe ich dann alle auf einer map zusammengeschaltet - die bahnhöfe! Eine geometrische Mitte erdacht. Dann das Geschichtliche Wissen = Intellekt! Und dann Internat in SÜÜÜDNiedersachsen. Was kann das schon sein, wo die Menschen aus hannover und Übersee ihre Zöglinge Frischluft schnappen lassen?
Desweiteren: fehlt mir der Solling und das nördliche Kasseler Bergland komplett in meinen Brevet sammlungen. Was sich wohl ändern müßte. . .
Alles richtig, nur "Frischluft" falsch. In Holzminden wird die Luft exklusiv von einem der weltweit führenden Aromenherstellern aromatisiert/"hergestellt".
 
Kapitalanlage, Sammlung, Fuhrparkreminiszensen an frühere Lizenzfahrerzeiten – nein, das ist es bei mir nicht. Ich möchte daher mal meine wohl eher ungewöhnliche Geschichte schildern, wie man zu klass. Rennrädern kommen kann.

Mit dem Radsport bin ich als Kind nur insoweit in Berührung gekommen, als Vater als Rotkreuzler beim Kirmesrennen im Dorf im Einsatz war. Sonst diente mir in der Jugend ein Dreigang-Herkules oder was es auch war nur als Mittel zum Zweck, um also eher schlecht als recht z. B. ohne elterliche Autohilfe Freunde besuchen zu können. Mehr gab die Möhre auch nicht her. Räder spielten in der Familie keine wirkliche Rolle. Ursache war vermutlich, das Vater in der Lehre morgens zehn Kilometer gegen den Wind und nachmittags zehn Kilometer gegen den Wind mit dem Tripad gurken durfte. Niederrheiner werden wissen, was ich meine. Das Tripad wurde zur ersten Ölkrise nochmals reaktiviert, sonst war man froh, etwas mit Benzin befeuertes zu haben. Es gibt es aber, recht vergammelt und mittlerweile wiede fahrfähig, aber immer noch...

Konsequenterweise habe ich mir dann erst nach dem ersten eigenen Neuwagen mal ein neues Rad zugelegt, ein schön anzusehendes Gazelle Tour de France Sporttourer (Gazelle hatte unter dem Namen auch auf Rennrahmen beruhende Räder, meins war aber in der Basis ein Hollandrad, was dank etlicher Aluteile leichter daher kam und mit seinen schmalen Reifen und der Sechsgang-Kettenschaltung in meiner nur flachgewellten Heimat doch schon ein signifikant flotteres Vorankommen erlaubte). Über diese Gazelle und das Tour de France im Fernsehen gucken kam dann in den 90er Jahren der Wunsch nach einem richtigen Rennrad auf. Beim Radsportladen im Nachbarort fand sich rasch ein günstiges Gebrauchtrad, mit Dreifachkurbel, Rahmenschaltung, Hakenpedalen und meiner Erinnerung nach voller Campa-Austattung. Mit dem zwar recht abgenutzten, aber immer noch eins a laufenden und auf der Straße liegenden Teil ging es dann auf Anregung eines Schulkameraden auch auf Eifel- und Siebengebirgstouren, wofür die Dreifachkurbel bei mir unsportlichem Typ doch sehr geeignet war. Nach zwei oder drei Jahren habe ich es, auch den kostspieligen Glasscherbenschlauchreifenpannen geschuldet , für recht kleine Münze auf eine neues Giant-Einsteiger-Rennrad mit Schremshebel und so beim Händler in Zahlung gegeben. Das Giant lag zwar gut auf der Straße, war signifikant leichter zu bedienen, lief aber letztlich schlechter als das alte Velo.

Mit dem Giant bin ich dann einige Jahre gefahren, so als Genußfahrer ohne Verein und systematischesTraining, aber dennoch nicht ohne ganz fehlenden Blick auf den erzielten Schnitt.. Es folgten dann aber die üblichen Lebensgeschichten, bei denen das Rennradfahren in den Hintergrund geriet. Nachdem ich mal bemerkte, das ich zwei oder mehr Jahre nicht mehr mit dem Rennrad gefahren war, habe ich dann auch das Giant wieder abgegeben.

Danach kommt ein zeitlicher Sprung von mehr als zehn Jahren, in dem ich mich als Ausgleich zum Beruf zwischenzeitlich mal mit dem Laufen versucht habe. Irgendwie war das aber noch nie so wirklich mein Ding, und so reifte bei mir der Entschluss, es nochmal mit dem Rennrad zu versuchen. Das Gefühl des raschen bis rasanten Dahinrollens fehlte halt auch. Als mittelalter Mann wollte ich aber erstmal schauen, ob ich mit so einem Teil überhaupt noch klar komme oder Rücken oder was weiß ich habe und besser gleich zum Ebike mit mordsmäßiger Lenker-Überhöhung greifen sollte. Über die m. E. erstklassig formulierten und bebilderten Blogbeiträge des Don Alphonso und meiner Abneigung gegen die teilweise aggro wirkenden modernen Renner mit zum Teil dicken häßlichen Aluschweißnähten oder die in 50 shades of grey auftretenden „Carbonhobel“ entstand der Wunsch nach einem Klassiker aus Jugendtagen. Außerdem machten die von mir vollinhaltlich nachvollziehbaren Schilderungen des Don‘s in Betreff seiner Erfahrungen mit dem Schulsport versa Hobbyradsport Hoffnung… Nach kurzer ungeduldiger Ebay-Suche wurde es dann eine aus engl. Rohr gelötete ital. Rennmaschine.

Damit kam ich aber zunächst überhaupt nicht in Fahrt. Auf der ersten Fahrt nach Erwerb ging einer der Schlauchreifen kaputt, und der o. a. Radsportladen, der zwar immer noch die örtlichen Rennvereine bedient, hatte solche zu meiner Überraschung überhaupt nicht mehr auf Lager. Dafür eine Menge E-Bikes... Dann löste sich noch die Sattelklemmschraube auf, ohne das sie rauszuziehen gewesen wäre, und die Bremsen zeigten sich noch nicht mal kleinen Abfahrten gewachsen. Auch mußte erstmal eine längere Sattelstütze besorgt werden, weil irgendein Vorfahrer sie gewichtssparend möglichst kurz gewählt hatte. Zu allem Überdruss schraubte ich mir noch siegessicher Look-Pedale mit amtlichen, aber rutschigen Sido-Rennschuhen dran, und nicht wie damals auch am Trekker SPD-Dinger mit MtB-Schuhen. Hab‘ mich dann gleich mal beim Nachbarn in der Einfahrt beim Wenden filmreif hingelegt… Und mein gealterter Rücken war auf das feurige italienische Vollblut auch nicht vorbereitet. Also kurzerhand nochmals E-Bay bemüht, und ein Rad mit etwas längerem Radstand (und Schutzblechösen für den Winter und probehalber zwei Zentimeter mehr RH) gesucht. Wenn ich mich nicht stundenlang trotz gehobener Ortskenntnis im Feierabendstau in die Karnevalsmetropole am Rhein hingequält hätte, hätte ich es glatt stehen lassen, weil aus Wasserrohr, und hinten irgendein Billig-Fernostlaufrad, und orginiale, aber genauso wenig packende Weinmann-Bremsen wie am ital. Rad. Da ich aber kurz zuvor in Wahn auf dem tollen Markt war und dort einen hochwertigen Laufradsatz erstanden hatte und mir dachte, bei dem Systemgewicht machen zwei, drei Kilo mehr für den Rahmen auch nicht wirklich viel aus, und ein Pantani wirst du eh nicht mehr, und der Weg so greußlich war, habe ich es dann doch mitgenommen. Na, und um das Bremsproblem zu lösen, bin ich dann hierhin gestoßen…

Zur Zeit wird die Gazelle genutzt, und es läuft als System gesehen langsam immer besser, und das ital. Vollblut ist in Aufarbeitung.

PS: doch mal ein Bild vom Italiener:
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Ich habe ein bisschen überlegt, mich hier zu "spreizen", naja, als eine Art Nebenmitglied in dieser Runde, weil ich den eigentlichen Kern des Forums nicht recht treffe. Außerdem hat ja jeder von uns tröpfchenweise schon vieles preisgegeben.

Gibt es also etwas Nektar, den ich Euch Bienchen noch bieten kann ? Immerhin ein Rad fiel mir ein. Aber nochmakurzvonvorn:
Rennrad war laaange kein Thema, als Kind/Jugendlicher war ich auf einem HWE(Heidemannwerke Einbeck, einer der ersten Fahrradversender D.s), grün, ich glaube 26er, 3Gang, unterwegs. Das übliche: Erster-Mai-Ausfahrten, bisschen im Dorf rumgegurkt. Später dann regelmäßige Fahrten zum Bahnhof während der Ausbildung(Nordhessen;Tischler), dann Fahrten zur Arbeit (Ulm-Neuulm). "Natürlich" altersbedingt die Motorenphase incl. Mopped (ist die R 27 wirklich ein Motorrad gewesen ?). Einen ökologischen Kopf hatte ich nicht, bedauerlicherweise.

Meine Lebensverhältnisse verstätigten sich mit dem Antritt meiner Lebensstellung als Werklehrer in einem Internat in Südniedersachsen, und eigentlich trat das Faaraad erst 1989 mit meiner ersten Teilnahme an der schultraditionellen Provencefahrt prominent in mein Leben. Auf der Suche nach einem geeigneten Untersatz kam das HWE iwie nicht in Frage, ich erbte von einem Onkel diesen Onkolythen:Anhang anzeigen 620327Kurze Zeit nach meiner ersten derartigen Tour (von Zeltplatz zu Zeltplatz, Anreise damals noch mit der Bahn möglich, heute nicht mehr...) zogen wir ins eigene Haus, 6km von jener Lebensstellung entfernt. Bis dahin war mein täglicher Arbeitsweg ein Fußmarsch über eine Wiese, 150m. Nun war Pendeln angesagt. Ich wundere mich jetzt, dass ich wirklich täglich mit diesem Gerät ua über ca. 2km sehr holprigen Feldweg mit 80hm zutückgelegt habe, und das regelmäßig 2x täglich über 5 Jahre, weil ich wert darauf legte, mit meiner Familie zu Mittag zu essen.Anhang anzeigen 620328 Hier hat das Rad - ich glaube, es ist nicht Vorkrieg, aber kurz danach - schon die Pentasport, die ich damals für die absolute Krone in der Fahrradentwicklung hielt:D. Eine Dreigangnabe hatte ich bei einer langen Bergabfahrt - mit Kind hintendrauf ! - zum Blockieren gebracht, GsD nur harmloses 50m-Geradeausrutschen. Es ist in einem suboptimalen Zustand, wie man sieht. Der Brooks ist zuschanden geritten (hintere Gestelltraverse gebrochen) und das Tretlager ist hin. Ich habe zwar eins über ebay besorgt, aber ich trau mich nicht an diese Glocken ran, so wird es wohl bei Abstellgleis bleiben.

Ein Ereignis mit diesem Rad wird mir immer in Erinnering bleiben, un da schließe ich an @Alberto da Giussano s Bericht an: die Provencefahrt 97. Da habe ich mit zwei Schülern, ganz klasse Typen, den Mont Ventoux zu erstenmal be...stiegen, an Hochfahren war mit dem Material nicht zu denken, nicht in unserer Leistungsklasse:Anhang anzeigen 620329Das Foto ist überschrieben mit "Die drei Brookssättel auf dem Mont Ventoux". Das linke Rad hatte nur einen Dreigang, das mittlere war moderner und wurde hochgefahren, sein Pilot wartete aber regelmäßig auf uns andere beide.

Kurz nach diesem Foto(beide sind abfotografiert) gelang mir noch ein sensationelles Bild, das habe ich erst später gemerkt:Anhang anzeigen 620331 Was sich hier hinter dem Rücken des fabelhaften Fabian am 18. September 1997 ins Vauclusehochland erstreckt, ist nichts anderes als der Schatten des Geant de Provence ! Ich liebe dieses Foto !

Ihr könnt Euch vllt. vorstellen, was dann kam: 1. die Kälte und 2. die 80km Rückreise zum Zeltplatz am Pont du Gard in totaler Finsternis... Gleich zu Beginn lotste uns ein ungeheuer netter Franzose die Abfahrt nach Malaucene hinunter, weil er nach anfänglich forschem Überholen mit seinem Transporter wohl gemerkt hat, dass das doch reichlich prekär war, unsere Beleuchtung...naja. Die Straße war nach meiner Erinnerung auch noch nicht in dem Formel 1 tauglichen Zustand wie heute. Kurz vor Malaucene hupte er und entfernte sich. Gerne hätte ich ihm die Füße geküsst.

Jetzt aber Schluss! damit, diese Tour war die meines Lebens, ich könnte noch stundenlang... In diesem Jahr wurde ich 40, und man versteifte sich familienseits darauf, dass ich Anrecht auf ein moderneres Gefährt hätte. Eigentlich traute ich Kettenschaltungen überhaupt nicht (ich erinnerte mich immer an einen überholenden Radler in Ulm, dem ich dann 150m bei einem Schaltvorgang zuhören konnte, war wohl keiner von Euch ?:D), aber der Markenname überzeugte mich: (Rohloff - gabs das schon ? wär aber viel zu teuer gewesen)Anhang anzeigen 620332 Dass das mit Dürkopp nix mehr zu tun hatte ... halt total ahnungslos damals. Das Rad hat ebfs. einen Tretlagerschaden und es müsste rausoperiert werden. Dazu habe ich (noch) keine Lust. Das Aluteil ist aber auch schon ausgeschlachtet, wohl auch Abstellgleis bzw Rumpelkammer. Ich habe mir fast 20 Jahre Gripshift von dem Ding gefallen lassen !(11 Jahre nach Dürkopp 1 hat es mich auch zum M V begleitet, auch von Remoulins aus, allerdings in Alleinfahrt.)

Der erste Schritt (Kettenschaltung) war getan, Richtung RR gings dann um die Jahrtausendwende: mein Zweitältester hatte ein Pinarello Asolo spezial in Ferienpflege genommen, ich fragte beim Besitzer nach, ob ich auch mal dürfte. Zu der Zeit lag meine Volleyballkarriere in den letzten Zügen - nie hat mir jemand ehrlich gesagt, was für ein mittelmäßiger Spieler ich war - und die forcierte Bewegung musste neu organisiert werden. Also Raadfaan. Sonst hätte ich womöglich zu Hause rumgesessen und das ultimative Perpetuum mobile entwickelt und wäre der Bill Gates der Mechanik geworden. Puh, der Kelch ist an uns vorübergegangeno_O.

Nach dem Pina, mittlerweile nach Unfall wieder zurückgebogen:confused:GEHT !, aber mit RH56 immer noch zu klein, kam ein Billigstaiger und als drittes das Milanetti, das endlich groß genug war:Anhang anzeigen 620333 Aus dieser Perspektive sieht das Cockpit halbwegs erträglich aus, die Winkel betreffend. Fahren tut es sich gut so. Übrigens wollte der Cinelli-Vorbau ums Verrecken nicht den 26er Ritcheylenker klemmen, musste noch einen Streifen Weißblechdose hinzufügen. Oder kann das schicke Gummiteil im Klemmspalt wech ?:D

Als das Pina ersetzt werden musste, kam ein De Rosa hinzu (zeigichmanich - verbotener Vorbau, war aber schon zu sehen), so gegen 2007. Dann nahm die Sache für mich Fahrt auf durch die Beschäftigung mit kaputten STI, neue wären mir fillzedühr gewehn. Das hat mich dann 2013 ins Forum geschwemmt, erst bei den Technikern und wenn @Panchon nicht gewesen wäre, wär ich vllt. schnell wieder draußen gewesen. Seine Umgangsformen sind genauso vorbildlich wie Eure !

Alles weitere nicht so interessant, NUR: ein Rahmen kam vom 2.ältesten zurück und der wurde zum Alltagler bebastelt. Auch wieder zu klein, aber macht mir nix. Das Rad macht mir täglich rasenden Spaß:Anhang anzeigen 620334 Auch beide STI aus defektem Zustand gerettet und - eigene Marke:D!

So, muss gleich los damit. Jetzt seien noch unsere Forumsgrößen wie @Bianchi-Hilde und @FSD und @faliero usw. aufgefordert, ihren Senf aufzubereiten - oder plant Ihr gleich eine Buchedition ?
Danke für die Blumen. Ich bin im Moment etwas zu gestresst um hier längere Stories zu schreiben, ich schaue nur kurz rein, bevor mir die Augen zufallen, zur Entspannung.
 
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Alles richtig, nur "Frischluft" falsch. In Holzminden wird die Luft exklusiv von einem der weltweit führenden Aromenherstellern aromatisiert/"hergestellt".
Die H und R Parfumlexika sind standardwerke. Heißt jetzt symrise und ist wahrscheinlich für die allermeisten Düfte verantwortlich, die uns in der kommenden Adventszeit um di eNase wehen, bis uns schlecht ist. Wonach riecht denn das kaff? vanillin?
 
Die H und R Parfumlexika sind standardwerke. Heißt jetzt symrise und ist wahrscheinlich für die allermeisten Düfte verantwortlich, die uns in der kommenden Adventszeit um di eNase wehen, bis uns schlecht ist. Wonach riecht denn das kaff? vanillin?
Davon wird man immer wieder kalt erwischt, mal Zwiebeln, mal Buttervanille, undefinierbar ist auch dabei. Das Menü wird leider nicht am Marktplatz ausgehängt.
 
Zu meinem ersten Rennrad & zum Rennradfahren bin ich eigentlich per Zufall gekommen ...
Nein, eigentlich nicht. Es war das Ergebnis von rund 3 Jahrzehnten konsequentem NoSports. Um meinem gediegenem Gewicht und den einher gehenden Wohlstandserkrankungen paroli zu bieten empfahl mir der Dottore meine Pharma-Allergie mit Bewegung zu pflegen. Die Wahl der Bewegung fiel auf das Fahrrad.
Die Bestandsaufnahme im Haus ergab, daß alle, sofern nicht "verloren gegangenen", Räder zusammen gerockt waren. Lediglich im Heizungskeller lagerte noch das "untouchable" Bianchi meines Vaters unberühert seit sicherlich 15 Jahren. In meiner Not pumpte ich dessen Schlauchreifen auf, ging mit der Ölkanne über alles bewegliche und versuchte mein Glück. Nach einer Woche bekam ich mein repariertes Trekkingrad zurück und lancierte es direkt in die Bucht. Zu spät - der krumme Bügel am himmelsgrünen Renner hatte sein Werk getan, ich war ihm verfallen, auch wenn meine sportliche Ertüchtigung zu Anfang eine saumäßige Plackerei war.
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So sah das Bianchi, wie sich später zeigen sollte ein Mondiale oder besser gesagt eine individuell aufgebaute Specialissima SL aus 1986, nach der Befreiung von sämtlichem unnützem Ballast, Reinigung und Wartung zunächst einmal aus. Der Sattel mit den Aufschriften "Turbo" am Heck ersetzte ich wegen des für mich damals prolligen Beigeschmackes (ich komme aus der Generation B-Kadett mit mattschwarzer Motorhaube) gegen mein erstes erstandenes Rennradteil, einen Flite Alpes Titanium. Der entsprach optisch mehr meinem Gefühl das ich auf dem Rad erleben durfte. Das Wort "Timeline" entdeckte ich erst später für mich als ich feststellen mußte daß es mittlerweile andere Formen bei Rennrädern gab. Das Bianchi hatte ich als es brandneu war einmal eine Stadtrunde lang probefahren dürfen. Von da an wußte ich: so sieht ein Rennrad aus, dünne Rohre und in den Farben des Himmels lackiert. Die Zeiten sollten sich ändern .... und das Bianchi trägt schon lange wieder seinen "prolligen" Turbo Sattel mit dem Regenbogen drauf.
Eine Highlighttour mit diesem Rad war auf jeden Fall meine erste Teilnahme bei der L'Eroica 2011, ca. 1 1/2 Jahre nach dem Start meines Rennradfahrerdaseins. In der Zwischenzeit war ich hier im Forum in Folge meiner Suche nach einem Namen für mein Rad aufgeschlagen und mußte erkennen daß mein Renner mittlerweile als Klassiker behandelt wurde. Der Toscanarunde begegnete ich mit extremem Respekt, 136 km teils über Naturstraßen und Rampen bis 20%. Da ging dem kleinen Klaus schon der Arsch leicht auf Grundeis ;-)
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Am Ende konnte ich mich aber, als erster Sieger in der Klasse für Sulkanier, Glückshormongefüllt ungehemmt dem Siegerschoppen hingeben. In welch ein Panoptikum bin ich da geraten ?
Im Frühjahr drauf war ich mit diesem Rad einer der ganz wenigen Fahrer mit Wäscheleinen und Unterrohrschaltern bei der Ronde van Vlaanderen.
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Bei allem Prunk & Glory dieser Fahrten, die gravierendsten Eindrücke "kassierte" ich als ich meinen Vater in seiner letzten Zeit begleitete. Als er noch halbwegs beinander war saß ich mit ihm auf der Caféterrasse des Pflegeheims in Fahrradklamotten und am Geländer lehnte seine Celestina von deren Existenz er nichts mehr wußte. Dennoch war er vor Freude zu Tränen gerühert daß ich mit seinem Rad in einen neuen Lebensabschnitt unterwegs war. Als es zu Ende mit ihm ging schlief ich bei ihm mehrere Tage im Spital und die Celestina wartete im Krankenhausflur vor dem Zimmer. Wann immer er etwas entspannt war drehte ich eine Runde mit dem Rad um anschleißend wieder an seinem Bett zu wachen. Was sich damals in mir und auf dem Rad abspielte läßt sich nicht in Worte fassen, es waren harte Momente in einer Zeit als ich schon dachte es könne mich kaum noch etwas schwer berühren. Vergiss es, es geht immer noch ein bischen mehr. Ich bin dankbar für diese Zeit und die sehr kontroversen Emotionen die mich trafen.
Ein Handycap lastet diesem Rad an: Abgesehen vom Tausch von Verschleißteilen ist es immer noch genau so wie es mein Vater 1986 für sich aufbauen ließ. Ich könnte es agiler machen durch den Tausch der 3-fach Gruppe gegen eine 2-fach, aber bislang ist es über die Gedanken nie hinaus gegangen.
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Gegen Ende meiner ersten "Saison" stellte sich mir die Frage wie ich mich im heraufkommenden Winter mich bewegen sollte. Daß das Bianchi nicht ins Straßensalz sollte war ebenso klar wie meine Aversion im Schwimmbecken um die bunten Badhäubchen herum zu kraulen. Laufen war als gelernter Taxler ebenso wenig drin, ich bin schon immer so nah wie möglich vor die Klotüre gefahren ;-)
Da kamen mir wieder Bilder vor Augen, schwarzweiße aus dem Fernseher, als ich mit meinem Vater die Sportschau ansah und dreckige Männer ihre dreckigen Rennräder durch den Dreck trugen. "Querfeldein" oder wie ich dann in Erfahrung brachte "Cyclocross" zu gut neudeutsch. Sowas muß her !
Meine Suche im hinteren Teil des Kellers förderte scheinbar das Anfängerrad meines Vaters zutage:
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Welch herrliches Objekt zum ungenierten Verbasteln !
Erstmal und erstmals das ganze Rad bis auf jede einzelne Kugel zerlegt, mit Eisensäge & Feile von sämtlichen zivilisatorischen Resten befreit und wieder fahrtüchtig(!) zusammengebaut. Letztlich mußten nur die verchromten Stahlfelgen mangels verfügbarer Stollenreifen in dieser Größe gegen neue Laufräder in 26 Zoll getauscht werden und die Bremsen adaptiert werden. Dann konnte es los gehen ....
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Nach etlichen Einschlägen in Wildsaukuhlen, dicken Knien wegen unpassender Übersetzung - oftmals war die Alternative runterschalten (am Unterrohr) und abstürzen oder im Sattel bleiben und die dicke Mühle durchtreten - war am Ende klar, dieser Typ Rad war das was mir in der Jugend fehlte. Alle Räder jener Zeit 16, 24, 26 und 28 Zoll endeten multiple geachtert und geschreddert nach diversen Touren über Stock & Stein in Wald, Feld & Flur der Umgebung.
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Auf einer meiner Runden mit dem Fischer - deutsches Markenrad, mit den schicken goldigen Decals, kam ich an einem Trödelladen vorbei der ein Rennrad in der Auslage hatte. Die nähere Besichtigung ergab, daß es sich "lediglich" um ein Hercules handelte. Der Händler wollte mit weiß machen es sei besser als mein Wasserrohrcrosser, also nahm ich es doch mal in die Hand und stellte fest, in der Tat - es ist leichter. Ich fuhr nach Hause und mit dem Auto wieder zurück und mein Geldbeutel war um ein paar überschaubare Euronen leichter.
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So kam es bei mir an, lediglich die wohl noch originalen 20mm Conti Sport mit Weißwand sind hier getauscht, der LRS auch wie ich gerade sehe. Der Syntace Lenkeraufsatz verschwand nach dieser Probefahrt direkt in der Bucht und spielte nahezu den kompletten Kaufpreis des Rades ein. Ja - cellemals war es noch ein Spaß alte Räder zu kaufen und daran herumzuwerkeln. Es ging noch vieles in günstig und an den namen Hercules hab ich mich rasch gewöhnt und es erhobenen Hauptes bewegt. Das tue ich auch heute noch gerne, bevorzugt in der schlechten Jahreszeit obwohl es die schwerste meiner Rennmaschinen ist und wohl auch bleiben wird.
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Was ich an diesem Rad mag: Es läuft souverän und ruhig, die Sachs Huret Rival 7s Indexgruppe funktioniert wie im Traum und es ist ein rad an dem ich meinen Pragmatismus ungeniert ausleben kann. Siehe Tricolore-Kurbel anstelle der gerissenen Thun, 105er Dual Pivots anstelle der Sachs(Modolo) Rival Hafteln, etc.. Räder müssen rollen .....
 
Ein Kaufargument für das Hercules war "das muß ich in Sichergeit bringen ehe es irgend ein Honk in die Finger bekommt und es womöglich zusammen reitet". Das ist so ein Elend mit dem ich mich herum plage das "Gut-Fahrrad-Menschtum", das beschützersyndrom ;-)
Schier ein Jahr lang beobachtete ich am Radständer in Nähe des Taxistandes am Hbf ein Rennrad das ewig alleine und angeschlossen auf seinen untreuen Besitzer wartete. In der prallen Sommerhitze ebenso wie steckensteif gefroren unter dem Schnee. Nach langen Mühen konnte ich es endlich freikaufen, just an dem Tag als die Kupplung in meiner Droschke den Geist aufgab. Also Fahrrad ins Taxi, Taxi auf den Abschleppwagen und ab zu meiner Werkstatt. Von dort dann noch 20 km mit dem kläglichen Rest von Luft in den Reifen damit nach Hause geradelt.
Nach einer Putz & Schmierorgie & ein paar wenigen Tauschteilen sah die Fuhre dann so aus und ich war auf der Suche nach der Bedeutung des Namens am Unterrohr ....
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Ein Viner Special Professional aus Reynolds 531 von 1978. Zunächst habe ich die vorhandenen Reste einer 600 EX Arabesque am Rad zu einer vollständigen Gruppe ergänzt. Später folgte ich der Aufforderung "Dura Ace" auf dem Aufkleber am Sitzrohr und wechselte, bis auf den Steuersatz, alles in Dura Ace EX.
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2011 sollte es mein Rad für die L'Eroica sein ...
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