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Allgemeinverträgliche Radverkehrsplanung in D

Hier ein großer Erfolg der Radverkehrsplanung bei uns: An der ST2352 wurde ein etwa 800 Meter langer Radweg gebaut. Jetzt kommen die Mühldorfer ohne Umwege und angeblich viel sicherer mit dem Fahrrad zu Ihrer KZ-Gedenkstätte.

Mir zwar auch, aber a. einfach mal NICHT überholen und sich an die VERKEHRSREGELN halten, das ist wohl keine Option?
Bei angemessener Möglichkeit zu überholen sehe ich als Civilcourage. Mit viel Mut übertritt man Regeln um noch viel grössere Gefahren abwenden. So nacheinander überholen ist vergleichsweise berechenbar. Man stelle sich nur vor was alles passieren könnte, wenn plötzlich aus der Kolone ein untermotorisiertes Billigauto anfangen würde zu überholen, weil der Fahrer nervlich am Ende war und total ausgeflipt ist.
 
Was mir auch auffällt und was ich auch gefährlich finde: Fahrradwege die als vorfahrtsberechtigt (meist rot markiert) neben der Straße geführt werden und die man mit dem Auto beim Abbiegen überqueren muss. Als Autofahrer habe ich da immer Angst, dass ich einen Radfahrer übersehen und als Radfahren habe ich Angst, dass der Autofahrer mich übersieht. Ich weiß nicht, ob man da uns Radfahrern wirklich etwas Gutes tut, wenn man da auf diese Art Vorfahrt einräumt.
Auch bei Radwegen, bei denen das nicht so ist, ist es nicht anders. Da gibt es dann Kfz-Fahrer, trotzdem Vorfahrt gewähren und Radfahrer, die trotzdem erwarten, dass sie Vorfahrt haben. Egal wie die Vorfahrtsregel ist, als Radfahrer sollte man da immer bremsbereit sein.

Oft ist sogar die Regel von Kreuzung/Einfahrt zu Kreuzung/Einfahrt die Regel unterschiedlich.

Und wenn bei jeder Ausfahrt von einem Feldweg der Radfahrer Vorfahrt achten muss, dann nimmt er das Schild nicht mehr ernst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir zwar auch, aber a. einfach mal NICHT überholen und sich an die VERKEHRSREGELN halten, das ist wohl keine Option?
Dss ist in der Praxis aber auch nicht umsetzbar. Weiss nicht welche Länge deine Strecke da hat, aber teils gibt es km lange Bergan Strecken mit durchgezoger Linie. Weder als Radfahrer noch als Autofahrer erwarte ich da, daß die Autos km lang hinter einem Radfahrer herzuckeln. Da würd ich auch narrisch werden.
Ich bin gerade am Wochenende wieder Teile des Klingenrings (WM-Strecke '54) gefahren; geschätzte Straßenbreite 5,5m.
Da fahre ich einigermaßen sportlich mit knapp 15km/h ca. 10 Minuten bergauf. Auf der gesamten Strecke besteht Überholverbot (durchgezogene Linie) und KEINE Möglichkeit, regelkonform vorbei zu fahren, außer ich bleibe auf der Fahrbahn stehen. Keine Parkbucht - niente.
Da ist Hinterherzockeln m.E. tatsächlich keine Option und das ist mit der Anordnung wohl auch nicht gemeint. Eine echte Gefahr geht da nur von Überholvorgängen zwischen Kraftfahrzeugen aus (wenn man nicht gerade mitten in einer Kurve überholt) und die soll unterbunden werden. Dafür gibt die StVZO allerdings nix her.
 
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Was mir auch auffällt und was ich auch gefährlich finde: Fahrradwege die als vorfahrtsberechtigt (meist rot markiert) neben der Straße geführt werden und die man mit dem Auto beim Abbiegen überqueren muss. Als Autofahrer habe ich da immer Angst, dass ich einen Radfahrer übersehen und als Radfahren habe ich Angst, dass der Autofahrer mich übersieht. Ich weiß nicht, ob man da uns Radfahrern wirklich etwas Gutes tut, wenn man da auf diese Art Vorfahrt einräumt. Bei uns im Nachbarort gibt es so etwas an einer stark befahrenen zentralen Straße, da ist schon öfter mal was passiert.

Nur mal so zur Kenntnis:
Wer von einer vorfahrtsberechtigten Straße in eine Straße untergeordneter Kategorie (also praktisch immer) abbiegt, hat den Vorrang anderer Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer usw.) zu gewähren!

Nur weil es Vorrang heißt, bedeutet das nicht, dass der Abbiegende nicht warten muss.
 
Nur mal so zur Kenntnis:
Wer von einer vorfahrtsberechtigten Straße in eine Straße untergeordneter Kategorie (also praktisch immer) abbiegt, hat den Vorrang anderer Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer usw.) zu gewähren!

Nur weil es Vorrang heißt, bedeutet das nicht, dass der Abbiegende nicht warten muss.
Oh ja, aber der Fußgänger, der auf dem Gehweg eine Straße langgeht und dann die einmündende Straße überqueren muss hat doch keinen Vorrang (falls keine Ampel oder Zebrastreifen vorhanden ist), sondern muss aufpassen, ob ein Auto in die Straße einbiegt - so hat man es mir zumindest beigebracht... oder bin ich da falsch gewickelt?
 
Zur Ergänzung der entsprechende Passus aus der STVO, nämlich §9(3).
(3) Wer abbiegen will, muss entgegenkommende Fahrzeuge durchfahren lassen, Schienenfahrzeuge, Fahrräder mit Hilfsmotor, Fahrräder und Elektrokleinstfahrzeuge auch dann, wenn sie auf oder neben der Fahrbahn in der gleichen Richtung fahren. Dies gilt auch gegenüber Linienomnibussen und sonstigen Fahrzeugen, die gekennzeichnete Sonderfahrstreifen benutzen. Auf zu Fuß Gehende ist besondere Rücksicht zu nehmen; wenn nötig, ist zu warten.
 
Richtig ist afair, dass Fußgänger Autos den Vorrang gewähren müssen, wenn diese aus derselben Seitenstraße kommen, die man überqueren möchte. Aber alles was von einer Vorrangstraße abbiegt, hat zu warten.
 
Die Konrad-Adenauer-Strasse in Frankfurt wurde von 4 auf 2 spurig verkleinert und jeweils eine Spur als Radspur konzipiert.
Grundsätzlich ne feine Sache, aber das ist eine Hauptachse durch die sich der komplette Verkehr quetscht und oft rechts und links abgebogen wird.

Ich fahr da an Kreuzungen nicht gern lang und fänd es besser, wenn stattdessen die parallel verlaufende Fahrgasse für den Radverkehr genutzt wird, als Fahrradstrasse mit Vorfahrt an kreuzenden Strassen.

Die Fahrgasse ist rein vom Belag her nicht weniger gut und lässt sich durchaus gut fahren.
Volle Zustimmung, die aktuelle Situation in Frankfurt ist der klassische Kompromiss, wir machen es einfach mal für alle so richtig ätzend. Ich fahre morgens Richtung Süden immer durch die Fahrgasse. Auf dem Heimweg kann man aber nicht mehr legal dort einbiegen. Generell haben die "Verkehrsplaner" bei den roten Radwegen vergessen, dass vielleicht auch mal jemand nach links abbiegen möchte.
Bei arte gibt es einen guten Bericht über die Verkehrwende und die jeweiligen Umsetzungen:
Ich hätte hier gern das Barcelona-System.
 
Ich bin gerade für einige Zeit im Norden von NRW. Hier ein Bild aus Lübbecke. Da gibt es tatsächlich ziemlich oft innerorts diese breiten Seitenstreifen.

Was ich daran total irritierend finde: Es sind keine Radfahrstreifen (keine Blauschilder, keine Piktogramme), aber auch keine Parkstreifen (keine P-Schilder). Man darf hier aber wohl parken. Zumindest wird das ziemlich oft gemacht.

Laut §2 und §12 StVO ist das Befahren der Seitenstreifen (also auch innerorts) durch Radfahrer genauso erlaubt wie das Halten und Parken durch PKW.

Na toll. Da hat man mal einen schönen Radfahrstreifen, stellt fest, das ist gar keiner, traut sich aber nicht, auf der Fahrbahn zu fahren, weil man ja dann wieder dem "Verkehr" im Weg steht/fährt, muss aber öfter mal parkenden Autos ausweichen. Ich versteh den Sinn noch nicht wirklich. Im Süden gibt es so was scheint's nirgends (innerorts).

Besonders übel finde ich aber, dass diese Streifen - ähnlich wie der Schutzstreifen im Konfliktthread:

https://www.rennrad-news.de/forum/threads/konfliktsituationen-im-verkehr.109819/post-5453173
einfach an der Bordsteinkante enden. Für ortsunkundige Radfahrer v.a. bei Nacht und Regen stelle ich mir das wieder mal saugefährlich vor.



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Ich kenne solche Fahrradstreifen aus meiner NRW Zeit auch noch. Für mich sind das eher Haltestreifen, keinesfalls Radfahrstreifen. Ich halte mich mit dem Rad immer links vom Streifen und auf der Fahrbahn (es sei denn es ist anders mal Notwendig oder Hilfreich).
 
Ich denke jetzt da ernsthaft schon ein paar Tage drüber nach! Einerseits dürfen durchgezogene Linien nicht überfahren werden (dünne nicht, dicke schon gar nicht), andererseits so was!? Ich kann das einfach nicht einordnen. Ein breiter Seitenstreifen hat normalerweise einen Schmalstrich und darf nur in Ausnahmefällen bzw. durch Radfahrer überfahren/befahren werden. Alle anderen dürfen dort nur - wie auf der Schnellstraße z.B. - im Notfall halten.

Was mich aber stört, ist das unsägliche Ende, auf das man als Ausländer einfach nicht gefasst ist.

Andererseits muss ich sagen, gibt es im LKR MI und OS VIEL weniger aggressive und erzieherische Kfz-Fahrer als z.B. bei mir im Südwesten um Stuttgart rum. Das ist gefühlt mehr als Faktor 1:10 besser. Und das, obwohl es hier viel mehr Radwege und die auch noch fast immer (meistens ungerechtfertigt) mit RWBP gibt.
 
Satire? Geliefert wie bestellt. Obwohl die Umsetzung seit einhundert Jahren stets in Schrott mündet, werden noch immer Radwege gefordert. Wie praktisch, das man zum Abnicken dieses Schrottes die Radverkehrsbeauftragten erfinden konnte.
Radfahrer lernen nichtmal durch Schmerz, oder sollte ich sagen, „Radfahrer“.
Verwunderlich ist nur, das der ADFC nicht erwähnt wird, der ist doch bei sowas immer vorne mit dabei.
 
Insofern wäre eine Schlussfolgerung, dass die Radwege daran schuld sein, erst einmal eine reine These.
Die Nicht-Immer-Polizei verlangt Beweise, die spätestens in den 80ern erbracht wurden, Systemfehler. Aber natürlich, es ist logisch, das ein Mehr dieses Systemfehlers weniger Folgen zeitigt, weil, auf dem einen Wegelchen da hinten fühlte sie sich sicher.
Zudem Red Herring, denn der genannten Webseite geht es um die Fall Hollands als positives Beispiel.
 
Ich bin gerade für einige Zeit im Norden von NRW. Hier ein Bild aus Lübbecke. Da gibt es tatsächlich ziemlich oft innerorts diese breiten Seitenstreifen.

Was ich daran total irritierend finde: Es sind keine Radfahrstreifen (keine Blauschilder, keine Piktogramme), aber auch keine Parkstreifen (keine P-Schilder). Man darf hier aber wohl parken. Zumindest wird das ziemlich oft gemacht.

Laut §2 und §12 StVO ist das Befahren der Seitenstreifen (also auch innerorts) durch Radfahrer genauso erlaubt wie das Halten und Parken durch PKW.

Na toll. Da hat man mal einen schönen Radfahrstreifen, stellt fest, das ist gar keiner, traut sich aber nicht, auf der Fahrbahn zu fahren, weil man ja dann wieder dem "Verkehr" im Weg steht/fährt, muss aber öfter mal parkenden Autos ausweichen. Ich versteh den Sinn noch nicht wirklich. Im Süden gibt es so was scheint's nirgends (innerorts).

Besonders übel finde ich aber, dass diese Streifen - ähnlich wie der Schutzstreifen im Konfliktthread:

https://www.rennrad-news.de/forum/threads/konfliktsituationen-im-verkehr.109819/post-5453173
einfach an der Bordsteinkante enden. Für ortsunkundige Radfahrer v.a. bei Nacht und Regen stelle ich mir das wieder mal saugefährlich vor.



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Lübbecke kenne ich wie meine Westentasche. Diese Streifen sind "Mehrzweckstreifen" und wurden bereits in den 70ern und frühen 80ern des letzten Jahrhunderts nicht nur in Lübbecke gebaut. Im Allgemeinen sind die gut befahrbar, werden aber auch häufig als Parkstreifen mißbraucht. Du hast aber recht: Lübbecke ist eine Radverkehrskatastrophe für Nichtortskundige und eher ängstliche Verkehrs"teilnehmer" - und liegt außerdem am Hang. Die Kleinstadt ist ab den 70ern konsequent für den Kraftverkehr zerstört worden (wie auch z. B. Herford) und was du dort heute siehst, sind die halbherzigen Versuche, die grössten Schweinereien etwas zu kaschieren. Ein grundsätzlich anderes Verkehrskonzept kann sich ein Lübbecker Lokalpolitiker nicht vorstellen - und seine Wähler schon mal gar nicht. Der Grossteil dieser Wähler wohnt nämlich in suburbanen Strukturen an den Nordhängen des Wiehengebirges, wo jahrhundertelang kein Mensch mit Verstand eine Siedlung gebaut hätte - bis die Heimatvertriebenen untergebracht werden mussten und das Auto die Raumstruktur scheinbar unwichtig gemacht hat. Weshalb diese einstmals wirklich schöne Gegend heute zwischen Lübbecke und Minden-Dützen ein Albtraum von aufeinanderfolgenden Reihenhaussiedlungen, grässlichen Kleinbürgerghettos und so zersiedelt ist, dass sich mir der Magen umdreht, wenn ich mal wieder in der Ortslage unterwegs bin. Merke: Wenn in Lübbecke eine Haustür zufällt, springt gleich anschliessend ein Motor an.

Grundsätzlich lässt sich ganz einfach feststellen, das NUR dort, wo die EU (mit-)finanziert überhaupt den Namen verdienende Radverkehrsanlagen in Schland entstehen. Ein paar Kilometer südwestlich von Lübbecke, in Spenge/Kreis HF, werden zum Beispiel für den Radwegebau vorgesehene Bundes-Haushaltsmittel nahezu vollständig mißbraucht, um Landstrassen mit Krüppelradwegen zu versehen, um dem Kraftverkehr die Bahn freizuräumen - im Ort selbst (falls man die Kleinbürger-Agglomeration Spenge so nennen möchte) passiert diesbezüglich NICHTS von irgendeiner Bedeutung. Das ist nur ein Beispiel von 'zig ähnlichen oder noch weit übleren Fällen.

Und die Zustände in OWL sind noch pures Gold gegen das, was in Bundesländern wie Sachsen-Anhalt abläuft (weniger Einwohner als Berlin). Hier sind Inkompetenz, komplette Abwesenheit langfristiger Konzepte, Klientelprostitution und mangelnder politische Wille satirisch gar nicht mehr überhöhbar und das betrifft sowohl touristische als auch innerstädtische Radrouten. Keine Beschilderung, willkürliche Streckensperrungen (ich sage nur Rothenburg (Saale)), keine oder in's Nichts weisende Umleitungen, plötzlich abbrechende Radwege, Radwegebau an komplett leeren Strecken (Zörbig <> Stumsdorf), damit die SUV-Proleten durchziehen können (Zörbig könnte JEDEN Radtouristen brauchen, wirklich jeden), keinerlei offizielle Radwegeverbindungen zu vielfrequentierten Freizeit- und Tourismuslokalitäten, Ackerwege als "Radwege" (mitten auf dem Acker sogar beschildert), auf denen selbst Schlepper Probleme haben, bis heute keine Radwegemagistrale zwischen HAL und L, obwohl gerade die sog. "Grünen" in SAH seit Jahr und Tag davon sabbeln und es auch schon lange eine "Beauftragte" gibt. Damit man das nicht merkt, stehen bei Osmünde schon mal Wegweiser mitten auf dem Acker. Nicht einmal die Nachbarorte sind auf "gerader Strecke" per Rad ohne Probleme bzw. Riesenumwege anfahrbar und ohne Ortskenntnisse schon gar nicht. Und so weiter und so fort. Man darf dabei nicht vergessen, dass die zugrundeliegende, gewissermaßen grundsätzliche und die Prioritäten bestimmende Verkehrsplanung zu Zeiten des Gemüses (Copyright Frank Zappa), also in der sog. Regierungszeit des Parteifreundes Kohl, erstellt worden ist - und das war immerhin post 1990, als ich von Eindhoven nach S'Hertogenbosch auf einer piekfeinen Fahrradmagistrale pendeln konnte und zwar schon lange.

In Halle (Saale) beispielsweise ist soeben eine fein asphaltierte Fahrbahn auf einem rückwärtigen Saaledeich freigegeben worden, der KEINE Vorfahrt gegenüber einer Sackgasse eingeräumt worden ist, die zu Parkplätzen und einer Luxus-Wohnanlage führt (Gut Gimritz). Die Folgen kann man sich vorstellen und genau so sind sie auch. Diese "Regelung" charakterisiert perfekt die Mentalität, ideologische Fxierung und die kommunalpolitische Feigheit, die in fast ganz Schland an der Tagesordnung sind - in Mittelschland schämt sich die politische Dummheit nur weniger bis gar nicht mehr. Im Stadtrat Halles sitzt eine Fraktion, die eine vielbesuchte Saalepromenade (das Rive-Ufer) für den Autoverkehr freigeben möchte - niemand weiss warum, ausser man berücksichtigt rein ideologische Beweggründe. Durch die kleine Ulrichstrasse, eine Kneipenmeile, drängeln sich jeden Abend die Mehmets in dicken Zuhälterkarren durch die Fußgänger- und Radlermassen, weil die Stadt sich nicht entschliessen kann, die Kleine Ulli für den PKW-Durchgangsverkehr zu schliessen - es ist den meistens im Saalekreis in bäcker- und dienstleisterlosen Bausparerretortengehttos wohnenden Autofahrern offenbar einfach nicht zuzumuten, einen Kilometer zu Fuß zu gehen und ein paar (nicht alle) Wirte haben Angst um ihren Umsatz an beleuchteten Getränken. Dafür wird ein ganzes Stadtviertel dann eben in Geiselhaft genommen, statt es einfach mal zu versuchen...

Kurz und schlecht: Die bornierte Unfähigkeit der Planer und Behörden Sachsen-Anhalts und die entprechenden Ergebnisse korrelieren btw. mit der Demographie, dem Bildungs-, Schulabbrecher- und Gesundheitsniveau des Bundeslandes auf absolut perfekte Weise und das ist keineswegs polemisch gemeint. Dass diese Sorte "Verkehrsplanung" nicht ständig Tote generiert, liegt ausschliesslich an der dünnen Besiedlung und einer entsprechenden Verkehrsdichte auf dem platten Land.
Das Bundesland selbst wirbt für sich btw. mit dem Slogan #moderndenken - und nein, das ist keine Satire.

Fazit: Tatsächlich ist die Verkehrsplanung in allen Bundesländern (auch Bremen und ja, auch Münster), nur ein weiteres Symptom für den Zustand eines Landes, das mental, hierarchisch, strukturell und zivilisatorisch im späten 19. Jahrhundert verharrt und zu einer qualitativen Änderung seiner (Planungs-)Ziele gar nicht in der Lage ist. Was Rot-Grün und in dessen Fortsetzung eine Frau Kasner, verh. Merkel an Politik betrieben haben, zeigt diese, teils kindischen Fixierungen ("Sicherheitspartner Rußland"...) in allen Aspekten. Das Ergebnis ist hier wie dort ein lächerliches und vorhersehbares Desaster, das sich unter Hochgebirgen an Polit- und Marketinggeschwätz und nur noch komischen Ideologismen gemäß der ihm eben innewohnenden Logik unaufhaltsam vollzieht. Die Verkehrspolitik ist nur eine weitere Allegorie auf den Gesamtzustand des Landes. Und deshalb wird es in Schland keine "allgemeinverträgliche Radverkehrsplanung" geben, solange sich die politische Klasse aus den Leuten zusammensetzt, die ich leider mehrmals pro Woche erdulden muss.
 
Lübbecke kenne ich wie meine Westentasche. ...
Danke für Deine Einschätzung. Deine Ausführungen sind schon Pulitzerpreis-verdächtig. Also nicht ganz unernst gemeint. Eine feine Reflexion diverser Regionen auf ihre Radverkehrstauglichkeit hin.
Du hast aber recht: Lübbecke ist eine Radverkehrskatastrophe für Nichtortskundige und eher ängstliche Verkehrs"teilnehmer" - und liegt außerdem am Hang. Die Kleinstadt ist ab den 70ern konsequent für den Kraftverkehr zerstört worden (wie auch z. B. Herford) und was du dort heute siehst, sind die halbherzigen Versuche, die grössten Schweinereien etwas zu kaschieren.
Da bin ich jetzt leicht geplättet, dass das noch nicht mal für ein "befriedigend" reicht. Frage: Warst Du mal in BaWü oder Bayern (Allgäu ausgenommen)?

In Lübbecke z.B. bin ich mehrmals diese Strecke gefahren:

https://goo.gl/maps/JPUrToTm46DYnvk5A
und muss sagen, so was sucht mal bei mir (Region Stuttgart) komplett vergeblich. Auf den Hauptverkehrsstraßen kann man entweder gut mitschwimmen, oder es gibt Radfahrstreifen, oder Nebenstrecken und - wichtig - wo man keine Radverkehrswege hat, oder (!) diese ignoriert (linksseitiger benutzungspflichtiger Radweg am Krankenhaus) wird man einfach in Ruhe gelassen von den Autofahrern. Aggressiv fährt hier fast niemand, dicht überholen tun nicht mal 1/10 der BaWü-Autofahrer und da die Kfz-Dichte höchstens die Hälfte beträgt, ist es eine Wonne, hier zu fahren.

Wenn man o.g. Weg mal betrachtet, ab Altenheim Richtung Bad Holzhausen, stellt man fest, dass es alle paar 100 Meter parallele Wege und zahlreiche Verbindungswege dazwischen gibt. Und zwar bestens asphaltiert. So was findet man in Süddeutschland quasi nirgends!

Um z.B. von Wendlingen (u.a. Festool und wichtige Verkehrsachse) nach Wernau (u.a. Bosch Thermotechnik) zu kommen, wird Radfahrern als "Neckartalradweg" (Premium laut ADFC) nur Schotter angeboten:

https://goo.gl/maps/qXFejYEGdWEGsMsE8
Aufgrund der zahlreichen Schlaglöcher mit dementsprechenden Pfützen wird der jetzt wohl gerade saniert - per zementgebundener Deckschicht. Asphaltieren ist nicht wegen angeblichem Naturschutz (man betrachte die B10 direkt daneben, die A8, den Flughafen, S-21-Bahnverbindung, Landstraße....). Alternativ den Weg südlich des Neckars (mit Grobschotterstrecke - Ertüchtigung laut Gemeinderäte "kein Bedarf" (für wen wohl?) oder im Norden über einen Wirtschaftsweg mit Grobasphalt und im Herbst komplett geschlossener Blätterdecke. Winterdienst auf allen drei Strecken Fehlanzeige. Ich als Rennradfahrer fahre hier immer die Landstraße, aber eine Familie mit Kindern kann man hier nicht drüberschicken. Die Menschen scheinen sich damit abzufinden, fahren allenfalls bei Schönwetter (verstopfen als Pendler ansonsten die B313/B10) und das wird sich mit Wissing und Co auch nicht mehr ändern. Ich blicke jedefalls neidisch auf "Deine" Region!

Auf dieser Tour geht es durch Minden über eine kilometerlange Fahrradstraße:


Die wird in Richtung Weser immer breiter (war wohl mal eine vollwertige Kfz-Straße) und danach geht es an der Weser entlang, recht breit, super Asphalt, keine Autos. Am Neckar: Schotter. Und im Abschnitt von Stuttgart über Esslingen nach Nürtingen sind immerhin fast eine Mio Menschen betroffen.

Ja, die Radwege hier sind schon speziell, fast immer (v.a. außerorts) benutzungspflichtig und viel zu oft auch linksseitig. Klar rechtswidrig. Da ich mich hier nicht auskenne, fahre ich meistens Fahrbahn und stetutos mit etwas Angst vor Repressalien. ABER: Auch wenn mich viele Autofahrer überholen sollten, hält fast jeder mind. 1,5 Meter Abstand! Fahr mal z.B. um den Ammersee in Bayern oder so, da hält fast jeder KEINEN Abstand! Und es gibt an vielen Stellen noch nicht mal einen Radweg!

Ich bin immer noch auf Schiene: Radwege außerorts ja, Mindestbreite 2,50 bis 3,50 Meter je nach Frequentierung und Fußgängeraufkommen (Neckartalradweg ist oft brechend voll, auch am Schotterabschnitt!), aber generell ohne RWBP, solange keine außerordentliche Gefahrenlage erkennbar.

Innerorts je nach Lokation gar keine Radwege (wenig Verkehr), ggf. Tempo 30/40 auch auf Hauptverkehrsstraßen oder "sichere" Radwege ohne RWBP, Führung des Durchgangsradverkehrs möglichst über Nebenstraßen (z.B. die Mindener Fahrradstraße), ansonsten Radfahrstreifen, weil Fußgänger und Radfahrer immer Konflikte haben werden. Ich bin auf einem abgetrennten Radweg in der Lübbecker Region auch fast mit einer Geisterradlerin direkt hinter einer schlecht einsehbaren Kurve zusammengeknallt. Da kann man nicht ausweichen. Es wird einfach erwartet, dass Geisterradler akzeptiert werden und man Rücksicht nimmt. Ich habe zwar freundlich mit der Radlerin (ca. 30 Jahre) geschimpft, sie hat genickt, aka "verstanden", ist dann aber dennoch weitergegeistert. Also wieder Fahrbahn (zumal mein Hinterherfahrer durch meine Bremsung fast auf mich draufgeknallt wäre).

Fazit: Ich wäre "froh" um Lübbecker/Mindener Verhältnisse und ich denke, wer das nicht aushält wird rund um Stuttgart wahnsinnig. :)
 
Hier haben die heute auf einen Radweg, den es schon seit Jahren gibt, am Rand eine weiße Linie aufgepinselt? Wozu, war noch Budget übrig was weg musste?
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