Noch mal zu meinen Erfahrungen zum Radfahren in den Kreisen MI, OS, HF im Vergleich zu S, ES, RT.
Ich bin in 4 Wochen knapp 600 km dort im Norden rumgedüst nach Feierabend. Viele Straßen haben Radwege, oft auch innerorts, selbst in den kleinsten Käffern mit nahezu null Verkehr. Dazu gibt es viele Verbindungswege, bestens asphaltiert, oft 4 m breit (anstatt wie bei uns max. 3 m). Manchmal kam ein Auto auf 8 Radfahrer - innerhalb 10 Minuten.
Die Radwege sind oft mittelmäßig, meistens schmal, fast immer (außerorts) benutzungspflichtig. Innerorts ist es je nach Kommune entweder Gehweg/Fahrrad frei oder ebenfalls eine Benutzungspflicht. Leider extrem oft auch linksseitig, was grundsätzlich nicht den Vorgaben entspricht. Ich werde hierzu den Kreisen und Bundesländern noch etwas schreiben. Denn es ist tatsächlich oft so, dass man überlegt, soll man jetzt nach links wechseln und den ganzen rückwärtigen Verkehr stoppen (es gibt keine (mir bekannten) Abbiegespuren für Radfahrer) oder den linken Radweg links liegen lassen.
Viele Radwege habe ich deshalb ignoriert, auch mit Benutzungspflicht.
Einige breite Straßen haben zusätzlich einen breiten Seitenstreifen.
Was mich fasziniert hat:
An schmalen Verbindungswegen fahren die Autofahrer teils enorm langsam, viel langsamer als sie dürfen. Zum Schutz der Radfahrer? Auf Landstraßen dagegen kommt es relativ oft vor, dass schneller gefahren wird als erlaubt.
Missachtet man einen Radweg, selbst mit RWBP, wird dennoch fast immer (!) mit sehr gutem Abstand überholt. Erst recht natürlich an Straßen ohne Radweg. Nur ein "Erzieher" kam mir blöd, es war aber nicht gefährlich (machomäßiges starkes Einschwenken vor mir nach dem Überholen).
Bei uns dagegen gleich bei der ersten Ausfahrt von nicht mal 30 km. Bergauf, steil, eng, unübersichtlich, Gegenverkehr. Fetter X5 überholt dennoch und natürlich viel zu eng. Ich würde sagen, der Gefährdungsfaktor Ostwestfalen zur Region Stuttgart ist 1:20. Auf einen gefährlichen Überholvorgang im Norden kommen 20 im Südwesten (und im Südosten wird es nicht besser sein).
Im Südwesten ist mir aber auch aufgefallen, dass der Radverkehrsanteil trotz der deutlich häufigeren Steigungen nicht wirklich weniger ist und es v.a. viel mehr sportliche Radfahrer gibt (Rennradfahrer und Mountainbiker). Im Norden sind es Alltagsräder und E-Bikes, nur wenige Rennradfahrer. Strava verriet mir aber, dass es dort doch ganz schön schnelle Radsportler gibt.
Aber tatsächlich fahren Kinder und Jugendliche teils alleine auf den Landstraßen, wenn es keine Radwege gibt.
Ich habe demnächst ein Gespräch mit einem Grünen-Chef unseres Landes und werde ihm genau das berichten. Die Macht(ausübung) der Autofahrer ist im Grün-Schwarz regierten Land einfach noch viel zu extrem, die Rücksichtslosigkeit wird durch die Polizei geduldet und null verfolgt. Wäre das so wie im Norden, bräuchte es viele Radwege gar nicht mehr. Aber breite Seitenstreifen sind nach wie vor meine Favoriten.