AW: Aluminium aus den 80ern?
Huuu, was für ein filosofischer Schlusssatz. Den muss man erstmal verdauen.
Aber im Prinzip hast du Recht, wenn ich hier in einen Fahrradladen gehe, sehe ich nix, was mir die Brieftasche aus der Tasche zöge.
Ich muss aber auch sagen, dass ich mit Blindkäufen auch schon Glück hatte. Mein derzeitiges NormalRR, ein Colnago Super von etwa 1986, kommt auch von
ebay, kostete verhältnismäßig viel, hat auch ein paar (kleine und unbedeutende) Lackschäden, aber das Rad passt wie ein Maßanzug, da ist bis auf Steuersatz,
Lenkerband und Bremszüge alles im Kaufzustand, also auch der Vorbau ist original, ich hab ihn nur etwas herausgezogen, weil ich gerne Unterlenker fahre. Aber dieses Rad ist ein Traum. Dass es ein Super (aus Columbus SL) ist, wusste ich lange Zeit nicht, nur fiel mir auf, dass das Rad im Vergleich zu einem nur unwesentlich größeren Reynolds 531, aber kpl. Nuovo Record-bestückten) Rad ein ganzes Stück leichter ist, obwohl die verbaute Victory ja tendenziell etwas schwerer sein dürfte.
Ansonsten baue ich mir meine Räder i.d.R. selber auf, möglichst stimmig, aber ich erlaube mir manchmal etwas Spielraum, das eine oder andere ausgefallene Teil und keine Gruppenreinheit, das wäre langweilig und seelenlos. Gerade Rennräder sind ja Fahrmaschinen, die auf den Fahrer abgestimmt sein sollten, das darf man auch sehen können.
Wer einen wirklich beseelten Rahmen will, der sollte zu einem Rahmenbauer gehen und sich einen bauen lassen, etwa auf Maß oder mit Standardmaßen und Anlötteilen und -stellen auf Wunsch. Das ist dann ein Einzelstück und genau auf den Fahrer zugeschnitten. Sowas ist in manchen Gegenden gar nicht mal so unüblich, bspw. bei Audax-Rädern, die über sehr lange Strecken bewegt werden und folglich exakt passen müssen. In England und Frankreich finden sich folglich einige Manufakturen, die sowas anbieten. Aber auch in D-Land haben sich ein paar Rahmenbauer etabliert, bei denen man ruhigen Gewissens einen Rahmen bauen lassen kann. Dass man dabei keine Eile und eine gut gefüllte Brieftasche haben sollte nebst genügend Zeit, die eine oder andere Reise zum Meister zu unternehmen, dürfte klar sein.
Bei CFK habe ich so meine Bedenken. Stahl ist ja gutmütig in jeder Hinsicht, nur bei Leichtbau (wie z.B. SL-Rohr) ist ein gewisses Können gefragt, um das Rad zu beherrschen. Aber man gewöhnt sich dran.
Wer mit dem RRsport und vor allem mit der Schrauberei anfangen und erste Erfahrungen machen will, dem seien nur die traditionellen Materialien Stahl und Aluminium anempfohlen. Ich selber traue mich selbst nach etwa 20 selber aufgebauten Rädern nicht an CFK heran, denn ich besitze z.B. keinen
Drehmomentschlüssel.
Corima genießt aber eigentlich einen sehr guten Ruf, besonders auf der Bahn bevorzugen viele Weltklassefahrer diese Rahmen. Diese Geräte sehen nach Handarbeit aus, mir fallen z.B. die Spachtelflächen auf den Detailbildern auf. Es dürfte sich also nicht um ein labiles Fabrikat handeln, das einem nach ein paar kurvigen Abfahrten um die Ohren fliegt.