Da hat die Politik ein Filter zu erstellen um bestimmte Dinge einfach auszuschließen. Der Verbraucher muss da geschützt und in eine wehrhafte Lage gebracht und nicht in die Verantwortung genommen werden.
Da werden aber die Produzenten nicht ganz so einverstanden sein. Und politisches Agenda-Setting benötigt mE viel zu lange, um notwendigerweise zeitnah wirkungsvoll zu sein.
Betreffs Klamotten: Die benannten Buden sind dann schlichtweg raus. Ich muss langsam auch meine Bio-T-Shirts aus den 90ern ersetzen, hätte gern wieder sowas, bezweifle, dass es den Stand noch gibt. Also sucht man eben, wie das ja bei preisvergleichen von Fahrradteilen hier auch so gut funktioniert. Stationärer Handel hat dann ggfs. das Nachsehen, aber wenn die ihre Denke tutti completti auf Labelvermarktung einnorden und an meiner Nachfrage vorbeigehen: Pech gehabt. Auch wenn Strampler von Jockey gut sind (Bekleidungs-EH auf dem Dorf reduztiert sich notwendigerweise auf tradierte Edelmarken, den Rest versorgen Aldi und H&M, wenn nicht beim Primark in Düsseldorf geshoppt wird: Hey, wir fahren zum Shoppen nach Düsseldoof!).
Betreffs Schmuck: Würde ich doch mal bei einer örtlichen Goldschmiede nachfragen, ob die die Herkunft ihrer Rohstoffe nachverfolgen können. Ne Bekannte schmelzt Dir auch Omas Goldzähne ein...
Ansonsten ging mir gestern beim Radfahren das Hohelied aufs Handwerk und die Berufswahl der Jugend durch den Kopf: Das Bedürfnis nach viel schnellem Geld per Bürojob spiegelt ja gesellschaftliche Werthaltungen wieder, Tertiärisierung hab ich seinerzeit in der Mittelstufe gelernt. Das die Kids sich an den vorgeturnten Werten orientieren und dabei Realitätssinn beweisen (Karriere als Müllmann oder im Schlachthof also nicht ganz so erstrebenswert finden), sollte vieles, aber niemals wundern.
Das Hohelied aufs Handwerk (ehrt die letzten Handwerker) setzt zudem voraus, dass eine Ressource zur Neige geht (da sind die fleissigen Polen vor - oder wer stemmt hier die kleineren Baustellen?), zum Anderen aber auch eine vielfach eben lediglich behauptete Qualität. Zusammengepfuschte Spanplatte und Plastefenster?
Und wer - da schliesst sich wieder der Kreis zu ökosozial und nachhaltig - bestellt denn seine Möbel beim örtlichen Tischler mit der Maßgabe Massivholz, keine Chemie und Holz aus der Gegend.
Hat ein Bekannter vor Jahren auch exakt so liefern können, Holz bezieht er mittlerweile nur noch vom Handel.
Da kommt dann schnell das Argument "zu teuer" - kenne ich auch, allerdings auch die Fortführung des Satzes: Weil ich/wir uns noch so viel andere Scheiße kaufen müssen und bio nicht so instagrammable* ist wie mein Cabrio"
*wobei es bei dem Fall, den ich da vor Augen habe, noch kein Instagramm gab. Aber eben soziale Zwänge, einen Haufen Zeug anhäufen zu müssen.
Kam gestern Abend über fotos auch auf: 'Boah, mit was für einer Schrottknipse hantierst Du denn da?' ImGesprächsverlauf kam dann natürlich der Verweis auf Smartphone (sogar mit Bauchtasche als Lösungsansatz), die wären ja schon so toll. Aber ich denke, mein Handy (sic!) soll schon 25 Jahre mitmachen.
Konsumentensouveränität ist insofern nach meiner Beobachtung komplexer als reine Preisbetrachtung.