Wie kommst du darauf, dass der Mann mit dem niedrigsten Ruhepuls und der höchsten FTP aller Zeiten, der unmittelbar, nachdem Epo auf den Markt kam, zum totalen Dominator wurde, durch Epo einen Nachteil hatte? Zumal es nichtmal Tests gab.
Hast du eine Quelle mit Blutwerten von ihm und Konkurrenten, dies das untermauern könnten?
Vorweg: Ich habe keineswegs behauptet, dass Indurain sauber war und in der Tat fällt sein Aufstieg zusammen mit einer Phase, in der z.B. prominenten Fahrer ihren Rücktritt vollzogen, weil sie durch EPO plötzlich nicht mehr konkurrenzfähig waren. Es fällt aber auch auf, dass Indurain seine großen Niederlagen gegen Fahrer erlitten hatte, von denen im Nachhinein völlig klar ist, dass sie ihre punktuellen großen Erfolge vor allem durch extremen Epo-Missbrauch erreicht haben, nämlich bei der Tour 96 und dem Giro 94. Die Fahrer waren Riis und Berzin. Beide kamen bekanntlich vom berüchtigten Gewiss Ballan-Team, von dem man definitiv behaupteten kann, dass es das Epo-Doping auf eine neue Stufe gehoben hat. Die Hämatocrit-Werte der Fahrer dieses Teams Mitte der 90er-Jahre sind mittlerweile Legende. (
https://en.wikipedia.org/wiki/Gewiss–Ballan)
Es ist sicher auch kein Zufall, dass sowohl Berzin als auch Riis jeweils nur eine große Rundfahrt gewinnen konnten. Danach hatte die Konkurrenz den Bogen offenbar auch raus ... Indurain hat auf beide Niederlagen übrigens durchaus ähnlich reagiert, nach der Niederlage gegen Berzin ist er nicht mehr beim Giro angetreten, nach der Niederlage gegen Riis hat er - nach einem von den Sponsoren erzwungenen Versuch die Vuelta zu gewinnen, der mit seiner Aufgabe endetet - seine Karriere beendet.
Ein ähnliches Muster wie bei den beiden GT-Niederlagen zeigt sich bei Indurains Stundenweltrekord. Den hatte er im Jahr 94 aufgestellt und er wurde ihm kurz danach von Rominger entrissen. Für Romingers Stundeweltrekord gibt es eine aus meiner Sicht sehr belastbare Indizienkette, die nur den Schluss zulässt, dass er damals "Hackebreit" auf Epo war – und zwar in einem Ausmaß, was vorher wohl so nicht sichtbar wurde. Rominger fuhr zwei Rekorde und beim zweiten Versuch mit einer aus heutiger Sicht sehr konventionellen Zeitfahrposition ohne modernen Skinsuit und ähnliche Zutaten über 55,2 km, war also schneller als Campanaerts letzte Woche - und das auf Meereshöhe in Bordeaux. Einige meinen, dass der damalige Rekord von Rominger wegen des sehr konventionellen Rades mit Diamantrahmenform, normalen Rundrohren, gleich großem Vorder- und Hinterrad etc. eigentlich nach den heute gültigen technischen Regelement der UCI für den Stundenweltrekord als gültig anerkannt werden müsse. Es gibt Modellrechnungen aus der wiss. Literatur, nach denen Rominger bei dem zweiten Rekord über eine Stunde 7,4 W/Kg geleistet habe, in TT-Position die bekanntlich leistungsmindern wirkt. Selbst wenn man Spitzenwerte für VO2max und davon realisierbare Dauerleistung annimmt, ist es nach allem was man weiß nicht möglich, eine so hohe Stundenleistung ohne extremstes Doping zu erreichen. (Als Obergrenze für eine vermutlich weitgehend saubere Dauerleistung gilt bei manchen 6,4 W/Kg, die Boardman bei seinem Rekord im Jahre 2000 gefahren haben soll.)
Zusammenfassend erkennt man bei Indurain glaube ich schon, dass er mit den durch Epo ermöglichten Leistungen mancher Konkurrenten irgendwann nicht mehr mithalten konnte oder vielleicht auch wollte. Einiges spricht dafür, dass Indurain insofern sowohl "Täter" als auch "Opfer" in der „Epo-Aufrüstung“ der 90er-Jahre isein dürfte.