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Ausdauerpool fest verankert?

pandexman

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Huhu Freunde,

ich frage mich, ob sich die Ausdauer bzw. der Bewegungsapparat nach mehreren Jahren Radfahren einen gewissen Pool im Körper ansammelt. Hört sich komisch an, weiss aber nicht wie ich es besser formulieren könnte.....

Ich z.B. habe vor ca. 3 Jahren den Laufsport für mich entdeckt.... Anfangs konnt ich keine 500m am Stück laufen, ohne Angst zu haben, dass mich der Teufel holt. Mit der Zeit konnte ich dann immer weiter laufen und hab letztes Jahr meinen ersten Halbmarathon gefinisht (schlechte Zeit -> ankommen war die Devise!) Zu sagen ist aber, dass ich nicht immer konsequent am Trainieren war und hatte auch mal längere Leerläufe drinnen.

Jedoch konnte ich selbst nach mehreren Monaten Laufpause auf Anhieb und ohne große Anstrengung 10km laufen... letztens sogar nach 8 Monaten ohne Sport ... auf anhieb 7-8km ohne Probleme ...

Daher stellt sich für mich die Frage, gibt es im Radsport auch solche Parallelen?
Angenommen ich hätte damals anstatt dem Laufen begonnen mit Radfahren... gäbe es hier den gleichen Effekt?

Ich denke die erfahrenen und langjährigen Radfahrer können hier einiges berichten und mir bei meiner Frage weiterhelfen :)
 
Auf jeden Fall ja! Ich fahre zwar erst seit 5 Jahren, anfangs mit einem 25 Jahre alten Mountainbike und nach etwa 3 km (!) durchs Dorf völlig fertig. Die längste Pause hatte ich wetter-und krankeitsbedingt Anfang letzten Jahres mit etwa 4 Monaten. Danach ging es aber mit guten 50 km entfernungsmäßig da weiter wo ich im Dezember des Vorjahres aufgehört habe, ok, etwas langsamer zwar aber ich war nicht überanstrengt. Auch die Anfangs noch vorhandenen Verspannungsschmerzen vor allem im Nacken hatte ich nach der Pause nicht. Ich denke schon daß der Körper eine Art Gedächtnis hat und bekannte und trainierte Abläufe in Bewegungsapparat und Stoffwechsel auch nach einer längeren Pause problemlos abrufen und ausführen kann.
 
Kann da Modulor nur zustimmen.

Jedoch muss ich auch sagen, dass Rennradler meist eine sehr rennradspezifische Muskulatur aufbauen. Zumindest haben mir 10 Jahre intensives Fußballtraining (4-5 mal die Woche, teilweise Leistungssport) zwar eine gewisse Grundlage gegeben, die Anforderungen im Radsport sind jedoch doch ziemlich anders und müssen daher auch antrainiert werden.
 
ist auch viel Kopfsache, bin früher meist nur 4 km gelaufen, irgendwann hab ich mir ne neue Strecke gesucht, die war 7 km lang.
Bin die Strecke fast genauso schnell gelaufen wie die 4 km, hab mir vorher keinen Kopf gemacht.
Beim Rennradeln ähnlich, anfangs waren 25 km meine Schmerzgrenze, irgendwann ne Strecke ausgesucht mit 52 km und relativ problemlos gefahren.
Dann mal 72 km, längste waren um die 90 km, da war ich dann allerdings tatsächlich platt.
Wer weiss was alles möglich wäre, mit entsprechendem Training!
 
Irgendwie spricht man beim Sport ja vom "Memory-Effect" des Körpers. Ein trainierter Körper ist nach längerer Trainingspause wieder viel schneller belastbar als ein untrainierter.

Dennoch muss man zwischen Laufen und Radfahren in mancherlei Hinsicht unterscheiden. Von der lauf- bzw. rennradspezifischen Muskulatur war ja schon die Rede. Beide Sportarten trainieren natürlich das Herz-Kreislauf-System. Insofern hat man einen Vorteil. Aber Muskeln und nochmehr, die Sehnen und Bänder werden beim Laufen ganz anders belastet, als beim Rennradeln. Und das blöde ist, dass sich gerade Sehnen und Bänder sehr langsam dem Sport anpassen.

Ich selber bin nach vielen Jahren gerade erst wieder in den Laufsport eingestiegen. Ich muss da extrem vorsichtig sein, mich nicht zu übernehmen. Und gerade jetzt habe ich Überlastungschmerzen im Schienbeinbereich, innen. Herzkreislaufmäßig kommt mir hingegen, das was ich beim Laufen leiste total pillepalle vor.

So denke ich, dass bei Dir, Pandexman, nach der Laufpause nicht nur der Radsport, sondern eben auch die Läufer-Vergangenheit eine Rolle gespielt hat.
 
Bin früher viel RR gefahren, dann drei Jahre lang so gut wie gar nicht. Als ich wieder anfing, war der Anfang nicht ganz ohne. War aber auch ein anderes Rad. Aber nach ein, zwei Wochen war eine gewisse Grundkondition wieder da. Auf der ließ sich auch gut aufbauen. Von daher kann ich den "Memory-Effekt" bestätigen. Kondition und muskuläre Belastung sind auch zwei sehr unterschiedliche Dinge. Die Lunge konnte schneller wieder als die Beine - war jedenfalls mein Gefühl.

Ich denke, der Memory-Effekt lässt sich aber nur bedingt auf andere Sportarten übertragen, weil jede ihre eigenen Belastungsarten hat. Auch wenn ich heute oft 4 Stunden täglich im Sattel sitze, ich bin sehr skeptisch, ob ich 10 km am Stück joggen überhaupt schaffen würde.
 
Viel Dank für die vielen Beiträge..... "Memory Effekt" heisst es also :) wieder was dazugelernt.....

Fahre noch nicht lange RR (vll knapp 2 Monate - auch nicht jeden Tag) und hab das Gefühl von der Luft her, ins unendlich fahren zu können. Hier denk ich dass die Grundlage vom Laufen übertrabar ist.
(zumindest der GA1 bereich)
Lediglich die muskuläre Anstrenung an den Apparat (vorallem Popo, Arme, Hände und Nacken) machen mir oft nen Strich durch die Rechnung, aber jeder hat ja ma angefangen... wobei ich mir derzeit 4std Touren absolut nicht vorstellen kann zu schaffen bzw. sogar zu überleben :)
 
Die Gefahr für den Ausdauersportler beim Wechsel der sportlichen Disziplin, ist zu viel zu schnell zu wollen. Gerade, weil Muskeln und noch mehr Bänder und Sehenn ihre Zeit brauchen, heißt es langsam, gleichmäßig steigern.

Wahrscheinlich ist aber der Wechsel vom Laufen zum Radsport leichter als umgekehrt. Die Stöße, denen man beim Laufen ausgesetzt sind, belasten den Bewegungsapparat viel mehr als eine gleichmäßig hohe Anstrengung auf dem Rad.
 
bei mir ist es umgekehrt, meine Beine wollen noch, aber die Luft fehlt, naja selber schlud war früher Kettenraucher, das rächt sich halt, gott sei Dank bin ich die Dinger los...
 
einer der Hauptgründe hierfür ist, dass die neuromuskuläre Koordination gespeichert wird und somit der Bewegungsablauf ökonomischer durchgeführt wird, als zu der Zeit wo man mit der Sportart angefangen hat.

nach 12 Tagen Trainingspause beginnt der Rückgang der Muskulatur und der Ausdauerfaktoren - manche gehen schnell manche langsam. Was aber zu einem große Teil bleibt ist die neuromuskuläre Koordination, was erklärt, warum der Effekt des "Erinnerns" um so größer ist umso komplexer die Sportart ist.
Es ist in der Regel "einfacher" wieder das Laufen anzufangen nach längerer Pause wie z.B. das Radfahren, wenn man davon ausgeht, dass beides zuvor etwa gleich betrieben wurde.
 
bei mir ist es umgekehrt, meine Beine wollen noch, aber die Luft fehlt, naja selber schlud war früher Kettenraucher, das rächt sich halt, gott sei Dank bin ich die Dinger los...

Da bist Du eher eine Ausnahme. Herz-Kreislauf verbessert sich normalerweise schneller als die Muskulatur. Und die Muskulatur entwickelt sich schneller als Bänder und Sehnen.
 
MartinB. ja, wenn man etwas stetig trainiert geb ich dir zu 100% Recht.

Da ich aber nur sehr selten fahre, etwa 1, manchmal 2 mal die Woche stellt sich die Kondition leider langsamer drauf ein als es mir lieb ist.
Dazu kommt noch, das ich Fitness betreibe, was meines Erachtens die Kondition nicht fördert, man macht ja meist nur Sätze von 8-10 Wiederholungen und immer wieder Pausen nach den Sätzen, wenn ich dann Rennrad fahre denkt mein Körper bestimmt jedesmal, jetzt dreht er völlig durch :)

Die wetterbedingten Pausen (fahre nicht bei Regen) sind auch nicht grade förderlich.
Ich hab ja oben geschrieben, wenn ich stetig, sprich 3,4 mal die Woche trainieren würde wer weiss wie schnell ich die Kondition aufbauen würde...!
 
Rebalancer schrieb:
nach 12 Tagen Trainingspause beginnt der Rückgang der Muskulatur und der Ausdauerfaktoren - manche gehen schnell manche langsam
Gut zu wissen. Habe ich mich schon oft gefragt, wie lange ein Pause sein sollte (mindestens) und wie lange sie sein darf (höchstens). Dann weiß ich ja, wann ich im Urlaub mal ein paar Runden einlegen muss.
 
...nach 12 Tagen Trainingspause beginnt der Rückgang der Muskulatur und der Ausdauerfaktoren - manche gehen schnell manche langsam. ...
Dem würde ich aus eigener Erfahrung widersprechen. Eine Zwangspause von bis zu 5 Tagen bringt im Grunde so gut wie keine Konditionseinbußen mit sich. Also kann man einem gut trainierten Körper ruhigen Gewissens ein paar Tage völlige Ruhe geben. 12 Tage ist jedoch, wenn man seinen Level halten möchte zu hoch. Insofern wäre zum Beispiel bei 14 Tage Urlaub zumindest ein wenig Ausgleichstraining sinnvoll.

Soviel ich weiß beginnte der Rückgang der Ausdauerfaktoren schneller, als der Rückgang der Muskulatur. Innerhalb von 12 Tagen wäre ein Leistungsrückgang von 10% auf dem Rad nicht ungewöhnlich. Allerdings ist dieser Verlust noch einigermaßen schnell auszugleichen. Eine verbreitete Faustregel lautet: Wenn Du in einer Trainingspause keinerlei Training absolvieren kannst, wirst Du ca. doppelt so lange brauchen, wie die Zwangspause gedauert hat, um wieder in die ursprüngliche Form zu kommen! Diese Regel setzt voraus, dass die Ursache einer eventuellen Verletzung erkannt und abgestellt wurde.
 
... ich würde aus eigener Erfahrung noch ergänzen:
2 Woche Pause infolge Krankheit wiegt schwerer als eine schöpferische Pause.
 
Memory-Effekt mag man es nennen, aber was es nun tatsächlich *ist*, dürfte schwerer zu beantworten sein. Zu den langfristigen und dann auch länger andauernden Umstellungen gehört auf jeden Fall die Balance aus langsam zuckenden roten und vorwiegend aerob arbeitenden Muskelfasern und schnell zuckenden weissen, vorwiegend anaerob arbeitenden Muskelfasern. Dazwischen hängen auch noch die "Intermediärfasern", deren aerobe Ausprägung auch modulierbar ist.
Detailaspekte darin sind die Mitochondriendichte, die Sauerstoff-Aufnahmefähigkeit (Myoglobingehalt), die intramuskuläre Speicherung von Glycogen ud Triglyceriden, aber natürlich auch Anpassungen im lokalen (Kapillaren-Dichte) und globalen Kreislauf (Herzschlagvolumen, Ruhepulsabsenkung, Plasmavolumen-Erhöhung, evtl. Erythropoese) sowie in der metabolischen Fitness (Steigerung der Insulinsensitivität, evtl. Umverlagerung von Körperfetten in schneller verfügbare Kompartimente, nur teilweise verstandene Mechanismen, die eine Hungerast-Resistenz hervorbringen, ...).

Der neuronale und neuromuskuläre Aspekt ist recht komplex. Wie stark hier lokale strukturelle Änderungen (z.B. Innervierungsdichte, Veränderungen der Neurotransmitter-Verfügbarkeit, der Rezeptor-/Kanaldichte, der Calcium-Homöostase-Mechanismen, Anpassungen in der Funktionsweise der Muskelspindeln als Sollwertgeber, ...) oder auch der Kopf (Leistungsbereitschaft, positive Belastungserfahrung, körpereigene "hormonale" Belohnungssysteme) trainiert werden, ist ein sehr, sehr weites Feld mit noch sehr vielen Fragezeichen und möglicherweise auch sehr viel individueller Variation.

Auch ist unklar, wie lange welche Umstellung denn bei einer Trainingspause noch nachwirkt. Vermutlich muss man davon ausgehen, dass manche Einzelparameter schon im Sinkflug sein mögen, während andere gerande noch im Aufbau befindlich sind. Den Mischwert aus allen empfinden wir dann als "Erholung", verbunden mit wieder ansteigender Leistungsbereitschaft hin bis zum Maximum der so genannten Superkompensation (Kunstwort zur Beschreibung eines momentanen Trainingserfolgs), die dann in eine flacher und irgendwann natürlich auch unter den Ausgangszustand abfallende Formkurve mündet. Ein erfolgreiches Training besteht darin, diese Superkompensation ausnutzend zum förderlichen Zeitpunkt den nächsten, evtl. sogar gesteigerten Trainingsreiz zu setzen, so dass insgesamt eine wellenförmige, aber im Trend aufwärtsgerichtete Formkurve resultiert. Das Ganze wird am Anfang (z.B. erste 2 Jahre) recht rasch vonstatten gehen und dann in einen Gleichgewichtszustand münden. Der Erfahrungswert, dass ein Radsportler über 7 Jahre "reifen" würde, drückt das asymptotische Erreichen dieses Maximalniveaus aus und umfasst eine unüberschaubare Vielzahl von körperlichen und mentalen Faktoren, deren relativer Einzelbeitrag und Langfristwirkung kaum bezifferbar ist.

Auf keinen Fall würde ich dabei den Kopf unterschätzen. Hat man ein Mal ein gewisses Niveau erreicht, dann weiss man auch, welche Schmerzen zu dessen Erreichen einzugehen sind, wie es sich anfühlt, wenn man mal ein Paar wirklich schnelle km oder einen Anstieg am Limit bewältigt. Man hat dann auch nach einer längeren Pause wieder den "unbedingten Drang", möglichst rasch wieder mit dem gleichen Tempo durch die Landschaft zu brausen, die Zeiten am Hausberg wieder zu erreichen, dem Trainingskollegen, der keine Pause gemacht hatte, wieder Paroli bieten zu können. Diese Leistungs- und Leidensbereitschaft ist sicher ein sehr wesentlicher Faktor, der gute Sportler nach längeren Pausen dazu antreibt und befähigt, durch sehr intensive Trainingsreize ihre alte Form rascher wieder aufbauen zu können, als der unerfahrene Fahrer, der ein erstes Mal diese Lernprozesse durchläuft.
 
Kenne einige, die im Alter von 20-30 in den 80er/90ern sehr erfolgreich Lizenzrennen gefahren sind und dann (meist aufgrund von Familie) den Sport ganz aufgegeben haben oder nur noch sporadisch gefahren sind. Die fahren heute mit ihren 40-50 Jahren und teils einigen Kilos zu viel bei manchen Jedermannrenen vorne mit. Also eindeutig, was man einmal drauf hat, verlernt man nicht so schnell wieder (im Radsport).
 
Vergiss bei dieser Betrachtung bitte nicht, dass die schon mit 20-30 Jahren begabter als der Durchschnitt waren - der Vergleich zu anderen ist daher nicht relevant. Für die Frage, ob es diesen "Ausdauer-pool" gibt, ist daher nur der Vergleich mit sich selbst vor/nach Pause sinnvoll.
 
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