Biotreibstoff „Nahrungsmittel“
Der Mensch ist auch nur eine Maschine: eine Muskelmaschine. Diese verbrennt in ihren Körperzellen Zucker und gewinnt so aus jeder Nahrungskalorie 25% Bewegungsenergie (Muskelkraft) und 75% Körperwärme. Der Zucker wird im „Biochemiereaktor“ Mensch aus den Lebensmittel gewonnen, die wir zu uns nehmen.
Wenn wir mehr essen als „unsere Maschine“ gerade benötigt, so wird die Energie als Fett gespeichert. Dies ist heute bei uns der normale Zustand, sehr zur Freude der Fitness-Center und Autoren von Diät-Kochbüchern. Doch auch der umgekehrte Fall ist auf dieser Welt leider keine Seltenheit. Wer Hunger leidet, kann keine Leistung erbringen (also z.B. auch nicht schnell Rad fahren).
Es ist ein Irrglaube, dass unsere körperlichen Aktivitäten keinen Einfluss auf unser Hungergefühl oder unseren Nahrungskonsum hätten. Wer körperlich viel leistet benötigt auch mehr Energie, also mehr Nahrung als jemand der nur (faul auf einem E-Bike) herumsitzt.
Somit brauchen wir neben der Physik des Fahrrades noch den Emissonsfaktor für die Herstellung des Biotreibstoffes „Nahrungsmittel“. Interessant ist dabei, dass dieser faktisch unbekannt ist. In der hitzigen Diskussion um die CO2-Zahlen der Palmölproduktion oder des Maisanbaus für Biogasanlagen sucht man vergeblich nach Vergleichszahlen für das Butterbrot, das Palmöl-Margarine-Brot oder gar den saftigen Rindergulasch.
Bottom-Up Methode
Die Bestimmung der CO2-Emissionen unserer Ernährung ist ein sehr komplexes Feld und auch wenn man keinen exakten Wert benennen können wird, so kann man doch die Größenordnung auf unterschiedliche Arten eingrenzen.
Zum einen wäre da ein Arbeitspapier vom Öko-Institut mit dem Titel „Treibhausgasemissionen durch Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln“ aus dem Jahr 2007. Dort findet man z.B. folgenden Angaben:
- Bio-Rindfleisch: 11.371 g CO2/kg
- Bio-Milch: 881 g CO2/kg
- Bio-Mischbrot: 648 g CO2/kg
- Bio-Kartoffeln: 136 g CO2/kg
Sicherlich beruhen diese Werte des Öko-Instituts auf einer fundierten Analyse. Dennoch sind sie erstmal wertlos, weil die Bezugsgröße „g CO2 / kg Lebensmittel“ sich nicht direkt für weitere Berechnungen nutzen lässt.
Doch wenn man weitere Quellen zu Ernährungsfragen heranzieht (Tabelle 1) und erst die Umrechnung auf „g CO2 / Kilokalorie“ und dann noch von Kilokalorien auf den gängigeren Energiewert der Kilowattstunde umrechnet, so erhält man diesen Einblick in unser Essen:
- Bio-Rindfleisch: 7.030 g CO2/kWh
- Bio-Milch: 1.100 g CO2/kWh
- Bio-Mischbrot: 290 g CO2/kWh
- Bio-Kartoffeln: 160 g CO2/kWh
Biomilch hat somit den gleichen CO2-Emissionsfaktor wie Braunkohlestrom! Von Fleisch wollen wir in diesem Zusammenhang erst gar nicht reden. Und hierbei handelt es sich sogar um die klimafreundlichen Biolebensmittel. Der dominierende, konventionelle Anbau schneidet noch einmal 10 bis 20% schlechter ab.
Mit diesen Kennzahlen des Öko-Instituts und der Ernährungsstatistik (siehe Tabelle 1) kann man einen Emissionskennwert für die deutsche Ernährung abschätzen.
Top-Down Methode
Ein zweiter möglicher Weg ist, die CO2-Emissionen der deutschen Landwirtschaft auf den Lebensmittelverbrauch herunterzurechnen. Im Jahr 2007 hatte die Bundesregierung dem gesamten Sektor unserer Landwirtschaft eine Emissionsmenge von 133,2 Mio. Tonnen CO2 bescheinigt. Bei 82 Mio. Einwohnern ergeben sich daraus 1,62 t CO2 je Person und Jahr.
Je nach Arbeitsleistung benötigt ein Mensch ca. 2.000 bis 2.500 kcal Nahrung pro Tag. Wir unterstellen in unserer Abschätzung den höheren Wert, weil dann die Emissionen am niedrigsten ausfallen. Doch auch bei wohlwollenden 2.500 kcal pro Tag ergeben sich 1.520 g CO2/kWh.
Dieser Wert ist nicht gerade verwunderlich, weil ja, wie wir bereits gesehen haben, schon die unverarbeitete Biomilch mit 1.100 g CO2/kWh zu Buche schlägt.