Seid gegrüßt meine mitleidenden Schwestern und Brüder.
Mich hat es vor 8 Wochen zerlegt, kleine Straße in Zehlendorf, wegen Regen und Kopfsteinpflaster auf den schmalen und unübersichtlichen Bürgersteig ausgewichen...Amateur. PKW aus entgegenkommender Richtung ist dann knapp vor mir in ne Einfahrt eingebogen. Wir haben uns gegenseitig gepflegt übersehen. Meine Vollbremsung bei Regen und leichtem bergab war dann nur noch fürs Protokoll, ich sah das grüne Metallic immer näher kommen und wusste zum einen dass ich den Bums nicht mehr verhindern kann und andererseits dass es auch sehr Kacke wird. Ach ja und das ich Trottel keine Haftpflicht habe, ging mir noch durch den Kopf.
Mein Vorderrad und die rechte Fond-Tür haben bereits innige Freundschaft geschlossen während meine linke Schulter das weniger zuvorkommende Fenster darüber erwischt hat.
Bin aufgestanden, habe mein Körper geprüft, ihn für unbeschädigt befunden, daraufhin das Rad aufgehoben und gerichtet, sprich Lenker und
Sattel wieder in eine irdische Position gebracht. Konnte also weiter gehen.
Die junge Autofahrerin hat gefühlt den größeren Schock abbekommen, dachte sie sei irgendwo gegen gefahren, erst als ich auf die verbeulte Tür hinwies: "Ey Kleine, ich bin Dir voll in die Seite geknallt", dämmerte ihr was los ist. Gegenseitige Schuldzuweisungen blieben glücklicherweise aus. Die Frage ob ich verletzt sei verneinte ich, verwies stattdessen auf das stark in Mitleidenschaft gebogene Blech. Hatte kein Handy dabei also gab ich Ihr meine Nummer. She never called. ?
Ich bin erstmal weitergefahren, schließlich war ich am Wannsee zum Segeln verabredet. Nach ein paar Minuten habe ich allerdings bemerkt, dass etwas an meiner linken Schulter nicht stimmt. Schmerz nach 10 Minuten unerträglich, will abbrechen, kein Handy dabei, kann nicht absagen, stehe im scheiß strömenden Regen irgendwo in fucking Zehlendorf, 7 km von meinem Ziel und 15 km von Zuhause entfernt. Also einarmig zur Marina geradelt, dort angekommen gerätselt was es sein könnte. Ich tippte auf Prellung und verlangte Voltaren. Schmerz wurde schlimmer, Arm nun fast unbeweglich, dementsprechend konnte ich aufm Wasser nur den Vorschoter geben, hat trotzdem Spaß gemacht bei +/- 25 Knoten Wind.
Habe mich dann mit Rad im Kofferraum nach Hause fahren lassen und bin nächsten Tag zur Orthopädin:
Paar Tage später OP, alles komplikationslos verlaufen, super entspannter Krankenhaus-Aufenthalt, Schwestern, Pfleger, Chirurg usw. alle top drauf trotz verschiedener Einschränkungen. Nach 2 Tagen keine Drogen und keine Schmerzen mehr. Ergebnis ist eine ordentliche Narbe und ne Platte mit sechs Schrauben.
Fühlt sich ganz gut an, allerdings reizt es manchmal am äußeren Ende. Ganz selten tritt nach Belastung auch ein leichter punktueller Schmerz auf. Kann jede Bewegung normal ausführen, scheue stärkere Belastung jedoch meist.
Gestern hatte ich ca. 7 Wochen nach der OP nochmal einen Röntgentermin, leider ist der Knochen noch nicht verheilt und wird hauptsächlich von der Platte und dem Gewebe herum gehalten, trotz allem hat mir die Ärztin empfohlen die Belastung zu steigern, sprich Fahrradfahren, Schwimmen, Liegestützen und auf der Seite schlafen (diese 4 Punkte waren mir am wichtigsten) so gut wie es halt geht. Bin gespannt.
Wenn nichts dazwischen kommt, wird erst in nem halben Jahr kontrolliert mit der Hoffnung dass sich genug Kallus gebildet hat. Ich bin optimistisch und geh jetzt radeln. ?