Nur duch Doping gewinnt man keinen Blumentopf. Aber, wenn alle gleich gut trainieren und talentiert sind, hat der Doper einen (auch durch noch härteres Training nicht aufzuwiegenden) riesigen Vorteil. Die, die dopen, verdrängen deshalb die mindestens genauso talentierten sauberen Fahrer. Und dieser Verdrängungsprozess findet - wenn man Jacksche glauben kann - spätestens im ersten Profijahr statt.
Die Wirkung von Dopings (!) im Ausdauersport ist nicht zu unterschätzen. Manche Posts zu diesem Thema (vielleicht 1%...) verraten wohl nur die absolute Drogenunerfahrenheit der Schreiber (das ist ja auch gut so...). Was ich bislang so mitbekommen habe, gibt es ja drei funktionale Bereiche, in denen man Dopen kann (mit Überschneidungen):
1: Direkte und kurzfristige Leistungsverbesserung durch Aufputschmmittel, Schmerzmittel und Hormone: das fängt beim Koffein an und hört bei Amphetaminen noch lange nicht auf. Wer schon mal als Jugendsünde ne Nase genommen hat, der weiß, dass der aufputschende Effekt sehr groß sein kann. Und dass die Aspirin plus C für manchen zum RTF-Frühstück gehört...da kann man sich vorstellen, was mit stärkeren Schmerzmitteln geht "Och, meine Oberschenkel brennen heute ja gar nicht - da kann ich die Attacke ja mitgehen!"
Da diese Substanzen schnell wirken und abgebaut werden, müssen sie kurz vor oder während der Wettkämpfe genommen werden. Die Stoffwechselabbauprodukte sind also beim Test nach Zieleinlauf sehr schön nachweisbar. Deshalb gehe ich davon aus, dass solche Methoden nur noich in unteren Klassen angewendet werden. Einen Fall "Simpson" wird es wohl bei der Tour nicht mehr geben (dass trotzdem Leute tot vom Rad fallen könnnen - siehe 3)
2: Verbesserung der Regeneration: Das fängt bei Magnesiumtabletten an, geht über den Tropf, an dem sicher fast alle TdF-Fahrer hängen, um die Zuckerspeicher ohne lästige Verdauung schneller auffüllen zu können und endet dann auch beim Testosteronpflaster oder Cortisonsalben wohl noch lange nicht.
Da diese Methoden - soweit sie nicht erlaubt sind - meist in der Trainingspahse gemacht werden, kann man hier nur mit vielen unangekündigten Trainingskontrollen (Sinkewitz) etwas ausrichten.
3: langfristige Verbesserung: Der Klassiker ist hier natürlich EPO oder (noch etwas älter) Anabolika - aktuell vielleicht schon Gendoping? Jedenfalls geht es darum, dass die Leistungsfähigkeit sowohl im Training als auch im Wettkampf über einen längeren Zeitraum nach oben gepuscht wird. Das ist - wenn man es geschickt macht und nur "das" "so" nimmt, dass die bekannten Nachweismethoden eben nicht greifen oder das man gerade so unter dem Grenzwert bleibt - kaum sicher nachzuweisen. Deshalb haben wir bei der Tour ja soviele fahrer mit Hämatokrit ganz knapp unter 50. Und auch Ricos Auffäligkeiten bzgl. Testosteron ist wohl ein Pflästerchen, dass gerade lange genug am Sack klebte (Landis, der Idiot, ist wohl mit dem Pflaster eingepennt...). Hier kann man eigtl. nur das Entdeckungsrisiko erhöhen, indem man neue Testmethoden "geheim" entwickelt und dann bei Großereignissen, wo es den Favoriten richtig weh tut, zuschlägt (über die juristische Problematik von "ungetesteten Tests" bin ich mir im klaren). Und hier müssen deshalb einfach Grenzwerte als "Schutzsperre" her. Eben damit nicht wieder reihenweise Nachwuschsfahrer nachts im Schlaf sterben!
Hundertprozentig kann man da nichts sicher ausschließen. Bekannterweise hinken die Nachweismethoden den Dopingmethoden ja immer hinterher. Es kann deshalb meiner Meinung nur darum gehen, die Auswüchse zu unterbinden. Mal von der "gesellschaftlichen Funktion" des Spitzensports abgesehen. Als Radsportfan will ich mir die Tour gerne ansehen und sagen können: "Super, was die Profis mit extrem viel Training, Spitzenmaterial, perfekter Unterstützung und AUCH optimaler medizinischer Unterstützung leisten können!" Wenn die medizinische Unterstützung (wieder?) ein Faktor von mehreren ist und nicht mehr der Alleinentscheidende (Lance hätte wohl auch auf einem alten Stahlrenner einn paar mal gewonnen) - dann kann man wieder Tour de France schauen und nicht French Dopen.
Dass immer betrogen wird, wenn es um Blumentöpfe und mehr geht - geschenkt. Maradonna hat auch mit der Hand Gottes gespielt, Kinsmann ist bei jedem Luftzug gefallen (o.k. - angeblich...) und in der Formel 1 wird auch versucht, mit Additiven oder unerlaubten Spoilern die letzten Zehntelsekunden rauszuholen...