Also, den Youtube Beitrag von diesem Psychiater finde ich OK, auch wenn ich seine Meinung nicht immer teile.
Ich denke nicht, dass ich übermäßig ängstlich bin; einige meiner Kontakte finden mich sogar zu unvorsichtig; speziell auch zwei Ärzt-Innen (Konkret meine Schwägerin und deren Sohn - also der Neffe (das Paten"kind") meiner Frau).
Meine Schwägerin ist beim Gesundheitsamt in Cuenca, Ecuador. Sie mahnt uns ständig, viel vorsichtiger zu sein als wir es derzeit sind. Sie kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass man in Deutschland "so lax" mit dem Virus umgeht.
Diese Haltung kann man vor allem vor dem Hintergrund gut verstehen wenn man weiß, dass es in Ecuador nur etwa 1% der Intensivbetten gibt im Vergleich mit Deutschland (pro Kopf bezogen auf die Bevölkerungszahl) - und die sind meist noch in den Privatkliniken die sich kaum jemand leisten kann.
Da ist man sofort bei einer Situation wo das Gesundheitswesen vollkommen überlastet ist.
So kommt es dann, dass es in der Provinz Guayas (mit der Stadt Guayaquil) in der ersten Aprilhälfte 6700 Sterbefälle gegeben hat, während es sonst im gleichen Zeitraum normalerweise nur 1200 sind.
Die tauchen in der Corona-Statistik des Landes nur deshalb nicht auf, weil man gar nicht so viel testen und obduzieren kann.
Der Neffe meiner Frau ist Internist an einem öffentlichen Krankenhaus in Santo Domingo in Ecuador (Hauptstadt der gleichnamigen Provinz).
Dort ist die Situation noch nicht so aus dem Ruder gelaufen wie in Guayas.
Er schiebt derzeit Schichten von 12 - 14 Stunden pro Tag, 7 Tage de Woche.
Er berichtet, dass sie derzeit 2 von 3 Corona Intensivpatienten "durchkriegen" (also 2/3).
Wenn es nun einen Massenansturm gibt (so wie es in Guayas der Fall war), dann wird es nicht mehr genug Behandlungsplätze geben um diese 2 von 3 durchzubekommen; die sogenannte "Fallsterblichkeit" wird sich also im ungünstigen Fall verdreifachen.
So, jetzt kann man sich mal die Zahlen für Deutschland ansehen.
Aktueller Stand heute:
147.000 gemeldete Infektionen
davon
95200 wieder gesund (
geschätzt)
4800 gestorben
Wenn man jetzt rechnet bedeutet dass, das derzeit noch 47.000 infiziert sind und entweder noch gesunden können, oder aber sterben.
Daher beziehe ich die Zahl der gestorbenen Personen auf die Summe "Genesen + gestorben".
Dann sind ziemlich genau 4,8% gestorben.
Die meisten werden Vorerkrankungen gehabt haben oder aber
schon sehr alt und gebrechlich gewesen sein.
OK.
Hätten wir jetzt nicht so eine leistungsfähige Intensivmedizin, sondern überlastete Verhältnisse wie in Guayas - Ecuador; dann hätte es wohl etwa 3 x so viele Tote gegeben (also rund 15% der "abgeschlossenen" Fälle), und das sind dann nicht mehr nur ältere Leute ("die sowieso in absehbarer Zeit vom Sensemann geholt würden") sondern auch viele Leute die sonst noch gut im Leben stehen (das Durchschnittsalter in diesem Unterforum hier dürfte um die 50 Jahre sein!)
So, jetzt kommt - basierend auf den vorherigen Überlegungen - ein "Worst Case" Scenario:
82 Mio Einwohner in Deutschland
davon 70% infiziert sind 57.400.000 Fälle
* 15% Sterbeziffer = 6,6 Mio Tote
OK, und jetzt etwas weniger Pessimistisch:
Nehmen wir an, die Dunkelziffer ist 4 x so hoch wie die Zahl der bekannten Fälle und viele dieser Leute entwickeln keine oder kaum Symptome. Das würde bedeuten es gäbe schon viel früher eine sogenannte "Herdenimmunität". Die Sterbeziffer wäre dann nicht 15%, sondern "nur" 3%.
3% von 57.400.000 infizierten sind immer noch 1,7 Millionen Tote.
Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen.
Das bedeutet,
ohne Impfung und ohne Schutzmaßnahmen müsste man mit einer Zahl irgendwo zwischen 1,7 Mio und 6,6 Mio Corona-Sterbefällen in Deutschland rechnen.
Wenn man das nicht will, dann muss man Maßnahmen ergreifen.
Und solange die Infektionswege noch nicht wissenschaftlich sicher erforscht sind, dann sind einige dieser Maßnahmen im nachhinein irgendwann einmal als "unsinnig" oder "überflüssig" zu bewerten.
Das Problem dabei: Man weiß halt zum derzeitigen Zeitpunkt nicht, welche "nützlich" und welche "überflüssig" sind.
Insofern würde ich folgendes politisches Vorgehen begrüßen:
Praktisch vollständige Ausgangssperre für 2 - 3 Wochen (Wuhan Style).
Dann weiss man ziemlich gut, wo Corona Viren sind und wo nicht. ("Hammer")
Danach verpflichtende Corona Nachverfolgungs-App für alle Inhaber von Smartphones, anonymisiert & ohne Geodaten (nur über Bluetooth Nahfeld-Erkennung). ("Dance")
Und personell ausreichend ausgestattete Teams zur Kontakt-Nachverfolgung und Quarantäne bzw. wenn möglich Testen der Kontakte.
Mit dieser Methode (Südkorea-Style) sehe ich derzeit die einzige realistische Möglichkeit zu einer Rückkehr in ein halbwegs normales Leben bis zum Sommer (wenn auch ohne Urlaubsreisen).
Wenn man ewig so weitermacht wie bis dato und bei einer Reproduktionszahl um 1 bleibt, dann dauert das ganze Scheisstheater noch viel, viel länger bis denn endlich 70% der Bevölkerung geimpft sein wird.
Und das wird dann erst recht große gesellschaftliche Verwerfungen, Firmenpleiten & Arbeitslosigkeit nach sich ziehen.
Jetzt schon alles zu öffnen halte ich daher auch unter dem ökonomischen Gesichtspunkt für viel zu früh.
Sachliche Kritik an meiner Auffassung höre ich mir sicherlich an.
Was ich nicht abkann ist, wenn das als "Panikmache" abgetan wird "ist ja alles nicht so schlimm"..
Das finde ich eine unverantwortlich verharmlosende Darstellung.
Vor 102 Jahren gab's auch so ein "banales Virus" - H1N1 (oder auch "spanische Grippe")
Das hat geschätzt Weltweit 50 Mio Tote verursacht. Das sind etwa 3,3% der damaligen Weltbevölkerung...
Und das waren nicht nur "ältere Menschen mit Vorerkrankung".
Das jetzige Virus schätze ich als ähnlich Gefährlich ein.
Nur haben wir jetzt etwa 5 x so viele Menschen auf der Erde, bei gleicher Fallsterblichkeit wie damals würde das weltweit 250 Mio Tote bedeuten - und für Deutschland halt 2,7 Mio.
OK, heute würden wir medizinisch vielleicht 2 von 3 "durchkriegen", aber auch nur solange die Krankenhäuser nicht überlastet sind...
Insofern finde ich es gut, dass die Maßnahmen der letzten 5 Wochen offensichtlich gegriffen haben, sonst wäre auch in den deutschen Krankenhäusern "die Hölle los"...
Was ich auch schlecht Vertragen kann, ist wenn die begründeten Vorsichtsmaßnahmen ins lächerliche gezogen werden:
Verdammt nochmal, es geht nicht um Mode - es geht nicht um persönliche Befindlichkeiten.
Es ist nicht populistisch, Maskenpflicht zu fordern.
Das ist nur einer unter vielen verschiedenen Ansätzen
wahrscheinlich sinnvolle Maßnahmen dafür zu ergreifen die Fallzahlen soweit runter zu drücken, dass man hoffentlich bis Sommer eine neue Normalität
"South Corea Style" hinbekommt die dann für alle weniger Einschränkungen bedeutet...