AW: Die Tour hat das nächste Doping Problem: Stefan Schumacher
Endlich mal wieder ein vernünftiger Post hier
.
Duu kannst Dir so einen Post zum Glück erlauben, ohne dass ich nen dummen Kommentar zu abdrücke
Und Deiner Einschätzung, dass 2003 seit langem eine der "schönsten" Touren war, stimme ich voll zu. Dieses Duell zwischen Ulle und Lance (das natürlich auch seine medizinischen Aspekte hatte) war eben wirklich ein "heroischer Kampf", in dem es nicht nur um Sekunden sondern eben auch ein "Duell" um "Ehre" und "Stil" ging. Dass Ulle dafür (also für sein "Warten" und "Abloosen" in den Pyrenäen) danach diesen FairPlay-Sportlerpreis bekommen hat (der ihn sicher ganz toll gefreut hat
), finde ich auch nach wie vor in Orndung. Da hat er eine echte Vorbildfunktion gehabt - ganz unabhängig vom Doping.
Sowas sorgt eben für Identifikationsmöglichkeiten:
- Mann, war Ulle toll sportlich, dass er Lance nicht abgeledert hat, als der sich in der Plastiktüte verheddert hatte.
- Mann, ist Jan ein Idiot. Dem fehlt einfach der Killerinstinkt, um ein wirklich großer zu werden...
Aber, um auf das D-Thema zurückzukommen (in diesem Thread darf man das
):
Die gesamte Profiszene war (mindestens)
so verseucht, dass es mich echt angekotzt hat, dass ich mich jahrelang dafür interessiert habe . Dass die alle medizinisch betreut sind ("Ballacks Wade"), ist bei Leistungssportlern in dem Bereich einfach ein Muss. Es ist echt naiv, zu fordern, die sollten nur biodynamische Ernährung zu sich nehmen und Ihre Schlüsselbeinbrüche "besprechen" lassen. Natürlich brauchen die auch eine medizinische Betreuung im Spitzenbereich. Und der Spitzenbereich ist immer auch der Grenzbereich. Und im Grenzbereich sind fast alle Dinge per se auch grenzwertig...Deshalb sind "Listen" (ob negativ-Listen wie Dopinglisten oder Positivlisten, was genommen werden darf) immer nur ein Hilfsmittel. 100%ige Sicherheit wird es deshalb auch beim saubersten Sportler nie geben können.
Darauf kommt es meiner Meinung nach auch gar nicht an. Wichtig im Medienzeitalter (auch davor - aber jetzt erst recht) ist nur die Glaubwürdigkeit. Und die Glaubwürdigkeit haben die EPO-Idioten in den 90er Jahren ff. einfach so radikal zerstört, dass sich kein Radfahrer und - das sage ich in diesem Forum gerne auch so deutlich - kein Radfan ernsthaft darüber beschweren kann, dass ein "normaler" Sportfan KEINEM Radprofi auch nur das Geburtsdatum ohne Nachweis glaubt. Das ist gegenüber dem einzelnen Schumi natürlich total unfair. Aber - so what - wer sich in Gefahr begibt....Die Jungs (die auch mal gewinnen) werden immer noch verdammt gut bezahlt und müssen auch mit unfairer Kritik leben können.
Um langsam zum Schluss zu kommen:
- Ich gönne - wie Radlos - jedem, dass er die Tour genießt, sich an der Rennsituation, der Taktik und meinetwegen auch den Leistungen "berauscht". Ich kann zwar nur jeden raten, dabei nicht zu schnell wieder zu naiv zu werden. Aber man muss echt nicht ständig an Doping denken. das kann jeder halten, wie er lustig ist.
- Ich gönne es aber auch jedem Skeptiker - wie mir -, Leistungen und Siege kritisch zu hinterfragen. Ich meine nämlich, dass gerade wir "besonders interessierten" und auch "halbwegs informierten" Fans eine gewisse "Verantwortung" haben, dem sauberen Radsport zu helfen. Und wenn man dann für solche kritischen Nachfragen und Zweifel von einigen "Experten" als Nestbeschmutzer und "böswilliger Untersteller" beschimpft wird, dann wehre ich mich in der Regel dagegen.
Der Radsport steht meiner Ansicht nach (noch ne gute Weile lang) am Scheideweg, ob er ne Spartensportart wie Wrestling wird oder eine Volkssportart mit großem Publikuminteresse bleibt (in Dtl. wieder wird).
Also: Weiter so ne schöne Tour und dass es dieses Jahr zumindest keinen Favoriten "erwischt". Dann interessiere ich mich vielleicht nächstes Jahr sogar wieder fürs Klassement:wink2: