AW: Do. 24.05.2007 Pressekonferenz T-Mobile Team
Sorry, aber die Heuchelei hat Ullrich auf die Spitze getrieben.
Sehe ich nicht so, denn was hat Ullrich anders gemacht, als die anderen?
Ich finde es heuchlerisch, wenn viele, die es besser wissen (müßten), so tun, also wüssten sie von nichts und mit dem Finger auf den Einzelnen zeigen. Wäre das nicht immer schon die gängige Praxis gewesen, gäbe es womöglich keine Operation Puento. Wird jetzt jetzt aber spannend, wie die Sache weitergeht.
Ullrich beruft sich vehement auf die Unschuldsvermutung, behauptete aber im gleichen Zusammenhang "niemanden betrogen zu haben". Wenn Ullrich damit letztlich auch sagen will, daß er niemanden seiner Kollegen betrogen hat, kann dies im Kontext doch nur bedeuten, daß er allen anderen gleichfalls Doping u n t e r s t e l l t.
Das ist eine der Fragen, die es zu beantworten gilt. Sicherlich wird es auch Spitzensportler geben, die ohne Doping ihren Sport ausüben. Im Falle Ullrichs nehme ich mal an, dass er sich damals primär auf das Ermittlungsverfahren bezog und da wird es in der Tat schwierig, Betrug zu konstatieren, wenn die Konzernleitung davon wusste und das Doping zumindest stillschweigend geduldet hatte. Ansonsten muss man sich die Frage stellen, weshalb bisher noch niemals ein sauberer Spitzensportler ihre unsauberen Kollegen (also die Betrüger!) rechtlich belangt haben. Warum tut sich da nichts?
Ullrich tut damit im Ergebnis etwas, was er in Bezug auf seine Person als Verstoß gegen die Menschenwürde wertet.
Ullrich macht letzten Endes nichts anderes, als das, was alle vor ihm gemacht haben. Ob das gut ist oder nicht, ich glaube, da liegen wir wahrscheinlich
100% konform. Ich will Ullrich nicht in Schutz nehmen, wirklich nicht, aber ich denke, er hat schon einen sehr hohen Preis bezahlt und irgendwann langt es.
Schlimm ist darüberhinaus, daß sein Anwalt, Herr Diestel, jetzt in das gleiche Horn stößt, indem er (als Entschuldigung für Ullrich) dreist behauptet, Hochleistungssport sei ohne Doping generell nicht möglich.
Was letztlich nicht anders zu erwarten war. Wir sprechen ja vom Radsport und offensichtlich ist Doping dort eben nicht die Ausnahme!
Im Auftrag von Ullrich werden damit alle Hochleistungssprtler pauschal unter Generalverdacht gestellt, nur um selbst ein bischen unschuldiger darzustellen.
Ärmer gehts nimmer!
Dafür kann aber Ullrich nichts, oder willst Du ihm jetzt auch noch für die Aussagen seiner Anwälte verantwortlich machen.
Anyway, Ullrich ist doch sowieso der große Verlierer in diesem Spiel. Karriere am Ende, Ruf ziemlich zerstört (kann vielleicht mit der Zeit wieder etwas hergestellt werden, aber das Aussagehängeschild des deutschen Sports, wird er niemals mehr werden), Schadensersatzansprüche gegen sich gerichtet, etc.
Sicherlich hat er sich das meiste selbst zuzuschreiben, aber wenn im Team wirklich vorsätzlich gedopt wurde, dann war Ullrich erstens nur einer von Vielen und zweitens wahrscheinlich damals, als es losging, ein sehr junger Mensch, der in gewisse Strukturen auch hinein gepresst wurde. Und das sollte man eben auch einmal berücksichtigen, bevor nach wie vor Ullrich als der alleinige Universalsündenbock herhalten muss und bei anderen schon wieder von 'schwachen Momenten' (Stapelton gestern über Aldag) gesprochen wird, was einer Verniedlichung gleichkommt. Das kann's doch auch nicht sein... Die haben allesamt gleich viel Dreck am Stecken und dementsprechend sollte man alle auch gleich behandeln und nicht jetzt schon wieder anfangen bei einigen zu relativieren und andere voll gegen die Wand auflaufen zu lassen.
Michael