Mein Fehler ist: wenn ich Bullsh*t höre, äußere ich zu schnell und zu laut, dass ich es für Bullsh*t halte. Nicht gut, nicht korrekt.
Die Theorie ist leider Unfug und kein bisschen durchdacht. Sich auf den medizinischen Aspekt zu konzentrieren und diesen in einer äußerst arroganten Art vorzuführen, führt selten zu großem Beifall. Diese Theorie strotz vor Stammtischgerede und ist in so vielen Punkten einfach falsch.
Doctore hat sicherlich ein hohes Fachwissen. Die Frage ist, stellt man sie so zur Schau und fixiert sich auf seinen Fachbereich, um so eine sensible Theorie zu verbreiten? Das Thema Doping besteht nur aus einem Minibruchteil aus Medizin.
Richtig:
→ Die Abgabe von Medizin und der Kontrolle, Leitung und Verantwortung von autorisierten Ärzten ist besser als das Selbstinjizieren in irgendwelchen verdreckten Motels
Falsch:
Fairness:
→ Es herrscht keine Fairness, da nicht alle Medikamente zugelassen werden – es bestünde weiterhin ein teilweise unbekannter Dopingumfang
→ Jeder Mensch reagiert anders auf Medikamente – das Ergebnis wäre also nicht ein Feld an Fahrern, die medizinisch vergleichbar wären
→ Nicht jeder Fahrer hat das Budget sich einen solchen medizinischen Service zu leisten
→ Was ist, wenn Radsportler den Sport wechseln, einen medizinisch stramm gezüchteten Körper haben und dort anderen ggü. physische Vorteile aufweisen?
→ Wieso sollen Berufssportler andere Rechte bzgl. Medikamenteneinnahme haben als Hobbyathleten und angehende Berufssportler? Sollte ein Tempolimit auf der BAB nur für die Privatmenschen gelten, während Berufsrennfahrer weiterhin ohne Limit fahren dürfen?
→ Wie kann garantiert werden, dass die Abgabe fair abläuft, so dass nach der Medikamentierung alle den gleichen Vorteil haben?
→ Wer garantiert, dass ohne Aufsicht der autorisierten Ärzte, die Dosierungen nicht erhöht werden?
→ Wer soll sicherstellen, dass im Nicht-Profisport nicht gedopt wird, wenn jetzt schon Zweifel herrschen, ob der Anti-Doping-Kampf funktioniert?
→ Sportler dopen des Vorteils wegen, nicht um die Medikamente intus zu haben – Doping wäre auf verschiedene Arten weiterhin existent.
Medizin:
→ Die Abgabe könnte nur in nicht-gesundheitsgefährdeten Dosierungen erfolgen. Da manche Menschen dennoch das Risiko eingehen höher zu dosieren, machen sie das dann im Geheimen.
→ Wer legt Dosierungen fest, die, in Kombination mit allen anderen Medikamenten etc., nicht gesundheitsgefährdend sind?
→ Wer haftet, wenn es zu Nebenwirkungen kommt?
→ Wer autorisiert die Ärzte, kontrolliert die Einnahmen, dokumentiert und archiviert jede Untersuchung? Wer baut und verantwortet diesen Apparat?
→ Ist eine kontrollierte Aufnahme von Testosteron, EPO, etc. während der gesamten Karriere nicht gesundheitsgefährdend?
Soziales und Psychologisches:
→ Berufssportler haben eine Vorbildfunktion: was soll man dem Nachwuchs vermitteln? Bis man Profi ist, ist es unter Höchststrafe verboten, nach Vertragsunterzeichnung „go for it“?
→ Die Auswirkungen dieser Theorie würden bis in den Hobbybereich reichen – relativ schnell gäbe es einen Generalverdacht. Wie das aussieht, haben zahlreiche Ex-Profis in verschiedenen Berichten beschrieben: Anpöbeln, Anspucken, Angreifen sind die kleinsten Konfrontationen.
→ Das Interesse des Nachwuchses würde noch mehr einbrechen – welche Eltern unterstützen Sprösslinge in einem Sport, der Profis Medikamente erlaubt, die aktuell verboten sind?
→ Radprofis, die das Angebot nicht annehmen, stünden auch unter Generalverdacht.
→ Wie sieht es in anderen Sportarten aus – soll da Doping dann auch gelockert werden?
→ Rennradsport würde wieder gesellschaftlich ausgegrenzt, wie es Anfang 2000 begann
→ Der Schwarzmarkt und Medikamentenmissbrauch bestünden weiterhin
→ Wie viele Radsportler sterben aktuell aufgrund von Medikamentenmissbrauch – also was versucht man mit dieser Idee überhaupt zu erreichen? Soll man Doping auflockern, damit die Verabreichung kontrolliert abläuft und es zu weniger Sterbefällen kommt? Oder weil damit der Schwarzmarkt bekämpft wird? Oder um einen fairen Sport zu generieren?
Wirtschaftlich:
→ Welcher seriöse Sponsor unterstützt eine Sportart, in der Doping offiziell erlaubt?
→ Welcher Veranstalter möchte eine Gran Tour organisieren, die gesellschaftlich noch mehr geächtet wird?
→ Das Interesse am Radsport würde deutlich sinken und langfristig wäre es einfach das Aus des Radrennsports
→ Eine Sportart, in der medizinische Grenzen überschritten werden, wird gesellschaftlich nicht wirklich anerkannt – wie viele Menschen supporten Profi-Bodybuilding und respektieren die Leistungen und Arbeit vs. wie viele Menschen pöbeln, dass die ja eh alle dopen?
→ Wer bezahlt den ganzen Apparat?
Man könnte sicherlich zu jedem Punk eine Doktorarbeit schreiben und ganz sicher fehlen unzählige weitere Aspekte.