AW: Ein bisschen Doping ist ok
Beim Reitsport geht eine echte Sauerei ab, mir ist es ja wurscht was sich ein Mensch reinpfeift, aber wie beim Springreiten die Pferde dazu gequält werden über extreme Hürden zu springen. Da werden teilweise Bandagen mit Reisnägeln angelegt, und das ist nur der Anfang!!! Das ist Tierquälerei die ihres gleichen sucht!!!
Uiuiui, nun mal bitte nicht alles verteufeln, was da so abgeht. Da muss man sicher einiges ein wenig besser erklären.
Zum Doping: das wird im Pferdesport so streng gesehen wie nirgendwo sonst (beim Pferd, von getesteten Reitern hab ich noch nix gehört, wäre aber sicher ne Überlegung wert). Zu verbotenen Medikationen gehören nämlich auch nicht-leistungssteigernde Substanzen, wie z. B. damals die Salbe von Ludger Beerbaum, wegen der er bin Athen einen Riesenärger hatte.
Meiner Meinung nach ist es aber richtig, dass Medikationen fast jeder Art bei Tieren als Doping gelten, denn ein Pferd, das Medikation braucht, hat bis zur vollständigen Gesundung eben nichts auf einem Turnier verloren.
Von campyonly genannte Methoden kommen öfter bei Unter- bis Mittelklasse- "Athleten" vor, d. h. eher beim Reitverein um die Ecke. Die haben nämlich nicht die Kohle, sich Ausnahmeathleten (was die internationalen Sportpferde ohne Zweifel sind) zu kaufen und meinen, so noch "etwas mehr" herausholen zu können. Dort müsste auch mehr kontrolliert und gestraft werden. Von mir aus gerne auch mit lebenslangem "Pferdenäherungsverbot".
Meine Erfahrungen/Beobachtungen haben aber gezeigt, dass es nicht möglich ist, ein Pferd an die Spitze zu bringen, das nicht irgendwie "will". Denn die Bereitschaft zu kämpfen muss auch beim Pferd da sein, es reicht nicht, dass nur der Reiter nach oben will. Ein Marathonläufer quält sich auch für seinen Sport, und nur ein Pferd, das auch dazu bereit ist, wird nach oben kommen(wenn es den richtigen Reiter findet).
Natürlich stimme ich zu, dass es eine Riesenschweinerei ist, was manchmal abgeht, unwahr ist nur, dass es vorwiegend von Profis ausgeführt wird, um Top-Pferde zu "machen".
Im Gegenteil, meist werden eben die "mittelmässigen" Tiere "getunt", um sie an halbwissende Ottonormalreiter verkaufen zu können (der gerne einen Batzen Geld hinlegt, weil das Pferd ja aus dem Stall von xy kommt). Einem Profi fallen halt vielerlei Manipulationen schon von vorneherein auf und er wird sich fragen, was es denn bei einem guten Pferd zu manipulieren gibt.
Mit Unwissenheit wird im Reitsport eben massig Kohle verdient.
(Als Beispiel: seine Spitzenpferde musste z. B. Paul Schockemöhle nicht barren... aber wie auch immer, es hat ihm ja nicht geschadet: er ist heute der größte und wohl auch einer der erfolgreichsten Züchter der Welt und kaum ein Event läuft ab, bei dem er nicht seine Dreckfinger im Spiel hat. In zwanzig Jahren wird es wohl so gut wie unmöglich sein, ein Sportpferd zu kaufen, das nicht mütter- oder väterlicherseits von einem Schockemöhlezuchtpferd abstammt. Ganz prima! Dabei war er nicht wirklich ein guter Reiter. Hatte bloß die Finger zur richtigen Zeit im richtigen Loch. Würde jemand heute so reiten wie er damals, würde er schon fast ausgelacht.
Von allen medienwirksamen Reitsportdisziplinen ist mir deshalb auch die vielverteufelte Vielseitigkeit (Dressur, Springen, Gelände) die Liebste, denn dort trennt sich eben erst recht die Spreu vom Weizen. Man zwingt eben kein Pferd, einen Sprung zu springen, hinter dem es 1,50m in die Tiefe geht. Falls doch, müsste man ja als Reiter jedesmal bangen, ob es denn in der Öffentlichkeit -also ohne sichtbare Zwangsmittel- auch klappt. Ein Pferd, das an einer solchen Klippe zögert, wird schnell zur tödlichen Gefahr für sich und seinen Reiter. Gerade in dieser Sportart herrscht wie fast nirgendwo sonst ein Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter (das sieht man ja auch daran, dass diese Pferde meist lange Jahre unter dem gleichen Reiter gehen, nicht wie im Springsport, wo oft alle Nase lang gewechselt wird).
Richtig, richtig schlimm und viel verbreiteter ist aber, was die lieben, pferdefreundlichen "Freizeitreiter" ihren Tieren antun: da wird reihenweise mit unpassenden Sätteln geritten, das Gebiss passt nicht oder ist nicht richtig verschnallt, die mit Sporen bewaffneten Beine schlackern hin und her, die Hände sind unruhig. Wird das Pferd heftig, kommt eben ein noch schärferes Gebiss zum Einsatz(die Hände werden aber nicht ruhiger...). Nicht selten stehen diese Freizeittiere die ganze Woche in der Ecke, oft auch noch in Eigenregie hinterm Haus auf viel zu kleinen und langweiligen Ausläufen, ungepflegten Weiden, mit verschimmeltem Heu und bei Regenwetter stundenlang im Matsch ohne Ausweichmöglichkeit auf trockenen/festen Boden, um dann am Wochenende vier Stunden am Stück geritten zu werden.
Das Vertrauensverhältnis zu ihren Besitzern ist dann auch so gross, dass es zum mittleren SuperGAU kommt, wenn es ums Durchqueren einer Pfütze oder gar ums Einsteigen in einen Pferdehänger geht..... und genau solche Leute regen sich dann über Turnierreiter auf. Viele "Freizeitpferde" leiden schon mit 15 an irreparablen Schäden, die eine Nutzung als Reittier unmöglich machen, während 17, 18jährige Topsportpferde keine Seltenheit sind.
Eines ist ausserdem klarzustellen: die Natur hat das Pferdeskelett nicht zum Reiten vorgesehen. Tut man es trotzdem, so hat man die Pflicht, dafür zu sorgen, dass man es richtig macht. Die deutsche Reitlehre wurde schliesslich für die Kavallerie entwickelt und zwar einzig und allein zum Zweck der Erhaltung der Gesundheit des Pferdes, und nicht aus Jux und Dollerei. Ein echter Pferdeliebhaber wird deshalb seine Pferde entweder nur halten, um sich an ihrer Schönheit und Freundlichkeit zu erfreuen, oder aber seine ReitKUNST so ausbauen, dass er dem Tier nicht mutwillig schadet.
Und dazu muss man halt meist ein Leben lang an sich arbeiten, und je mehr man lernt und versteht, desto mehr möchte man lernen und verstehen.
So, bitte entschuldigt, dass das jetzt so lang und eigentlich OT geworden ist, aber das ist halt ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt und wo ich mich einfach nie kurz fassen kann, wenn es zur Sprache kommt.
LG, andracula