AW: Glycerin
Hallo Dominic,
Glycerin kann im Prinzip schon die Leistung verbessern. Es wird relativ rasch vom Körper aufgenommen und erhöht den osmotischen Druck des Blutes. Das Blut ist also mit mehr Fremdstoffen belastet und der Körper stellt fest, dass es verdünnt werden muss. Man kann dann Wasser trinken, das der Körper in den Kreislauf aufnimmt. Insgesamt ist damit die Blutmenge etwas erhöht und auch im restlichen Körper wird etwas Wasser eingelagert. Man spricht von etwa einem halben Liter.
Nun wird Glycerin aber nicht sofort wieder ausgeschieden, sondern in den Nieren teilweise wieder zurückgewonnen, wobei der Körper auch wieder Wasser zurückält, das nicht in den Urin gelangt. Das ist ein weiterer Vorteil, denn man scheidet weniger aus und muss darum weniger durch Trinken nachfüllen. Das funktioniert so lange, bis das Glycerin entweder ausgeschieden oder im Stoffwechsel umgesetzt wurde.
Die Sache hat aber einen gravierenden Nachteil: Glycerin geht nicht durch die Blut/Hirn-Schranke. Der Körper ist also gezwungen, nur einen Teil des Blutes in das Hirn zu lassen und einen Teil, der dann mehr Glycerin enthält, sozusagen ungenutzt wieder zurück zu schicken. Man nutzt das in der Medizin, um Gehirnschwellungen bzw. "Wasseransammlungen", also Ödeme, zu bekämpfen. Das Hirn wird also künstlich "entwässert".
Trinkt man also mit Glycerin im Körper nicht vorher genug, um wirklich für den passenden Volumenausgleich zu sorgen oder vernachlässigt im Wettkampf den Nachschub, dann führt das zu einer Unterversorgung des Hirns und der Augen, die dadurch ebenfalls schrumpfen. Das Ergebnis sind Blicktrübungen, Schwindel oder Übelkeit, also alles, was man beim Radfahren gar nicht braucht (und natürlich auch sonst nicht).
Mit anderen Worten: mit und ohne Glycerin kann es einem richtig bescheiden gehen, wenn man zu wenig trinkt. Ist also so eine Sache, die man nicht wirklich probieren muss.
Es gibt eine ganze Reihe sportwissenschaftlicher Untersuchungen zu dem Thema, einige sogar mit Dosierungsanleitungen, aber ich denke, ich zitiere hier keine davon, nur einen Satz aus einer Studie aus den USA (1998, habe ich damals mit einem Freund im Medizinstudium zusammen durchgesehen und mit ihm die Fakten zusammengestellt, weil er sich nicht so sicher war mit dem Englisch), die einen genauen Einnahmeplan für Glycerin vorstellt, aber auch feststellt dass "theoretisch auch ein Sportgetränk wie Gatorade den gleichen Effekt haben sollte", wenn es gut ausgewogen ist.
Also, ein Hoch auf die Sportgetränke, wenn man schon was nehmen will, das dem Körper beim Wasseraufnehmen und -halten hilft.
Grüße,
Christoph