AW: Heldenkurbel - was ist das?
Klassisch Zweifach
Die klassische 2-fach-Kurbel hat einen Lochkreisdurchmesser von 130mm (Campa 135mm) und meistens ist ein 53er und ein 39er Kettenblatt montiert. Es sind aber auch Kombinationen wie 53/42, 52/39 und weitere ähnliche Varianten möglich. Diese Kurbeln sind für den Amateur- und Profirennsport konzipiert und werden daher gerne als
"Heldenkurbel" bezeichnet. Das große Blatt ist dabei für flache Streckenabschnitte sowie Abfahrten und das Kleine für Bergauffahrten gedacht.
Für die meisten Hobbyfahrer ist das 53er aber viel zu groß und sie nutzen das große Blatt ausschließlich bei Abfahrten oder mit der Kette auf den größeren Ritzeln der Kassette. Der mittlere Bereich einer Kassette wird bei einer 90er Trittfrequenz erst ab ca. 35 km/h, bei 100 U/min erst ab ca. 40 km/h genutzt - ein Geschwindigkeitsbereich in dem viele Hobbyfahrer eher selten unterwegs sind. Das kleine Blatt hat widerrum zu wenig Zähne um in der Ebene einen größeren Geschwindigkeitsbereich abzudecken und bergauf ist das 39er vielen Rennradfahrern zu groß. Auch sogenannte Bergkassetten mit 27er oder 28er Ritzel reichen vielen Hobbyfahrern nicht aus, um längere Steigungen jenseits der 12% zu meistern.
Fazit: Eine "Heldenkurbel" macht also nur Sinn wenn man das große Blatt auch im Flachen zügig treten kann und das 39er für die Berge wirklich ausreicht. Hier empfiehlt sich vor dem Kauf also unbedingt eine ausgiebige Probefahrt!
Dreifach
Um das Problem der fehlenden leichten Gänge zu lösen sind Kurbeln im Angebot die durch ein drittes kleines Kettenblatt ergänzt werden. Dieses Blatt hat in der Regel 30 Zähne und wird auch gerne als "Rettungsring" bezeichnet.
Mit dem 30er Blatt erhält man recht leichte Berggänge, man kann evtl. auf große Ritzel verzichten und eine eng abgestufte Kassette fahren. Die Grundproblematik der beiden anderen Kettenblätter bleibt aber erhalten: Das 53er ist vielen Fahrern zu groß und wird nur selten genutzt und das 39er ist zu klein um einen größeren Geschwindigkeitsbereich in der Ebene abzudecken. Hier kann man eine Alternative ausprobieren, indem man das 39er gegen eine 42er tauscht, um den Geschwindigkeitsbereich im Flachen etwas zu verschieben.
Fazit: Für die meisten Situationen findet man einen passenden Gang, aber die schweren Gänge bleiben meist ungenutzt.
Compact Zweifach
Compact bezeichnet einen kleineren Lochkreisdurchmesser - nämlich 110mm. Dies ermöglicht, statt dem klassischen 39er Kettenbatt, ein kleineres Blatt mit 34 oder 33 Zähnen zu verbauen. Das große Blatt kann mit 53, 52, 50, 48 oder 46 Zähnen gewählt werden. Die meisten Anbieter liefern ihre Kurbeln in der Kombination 50/34 aus.
Doch genau diese Variante entpuppt sich schnell als fauler Kompromis: Mit dem 50er Blatt fährt man bei einer Geschwindigkeit von ca. 30 km/h und einer Trittfrequenz von 90 U/min auf dem 19er Ritzel (mit einer 12-27 Kassette) und bei ca. 35 km/h liegt die Kette auf dem 17er Ritzel. Der feiner abgestufte Bereich der Kassette mit 16-15-14-13-12 wird erst in einem Bereich von etwa 36 bis 48 km/h genutzt! Eine höhere Trittfrequenz verstärkt dieses Problem zusätzlich. Außerdem muß man bei Geschwindigkeiten unterhalb von ca. 25 km/h einen Wechsel auf`s kleine Blatt vornehmen oder das Große mit starkem Kettenschräglauf fahren.
Das zweite Problem der 50/34-Compactkurbel ist die große Zähnedifferenz der zwei Blätter. Schaltet man vorne vom großen auf`s kleine Kettenblatt, muß man hinten meist gegenschalten um ein Leertreten zu vermeiden.
Abhilfe können folgende Varianten schaffen: Statt 50/34 montiert man 50/36, 48/34, 46/34 oder 46/33. Die Differenz beim Blattwechsel ist damit spürbar angenehmer. Mit einem 36er Blatt erkauf man sich allerdings wieder schwerere Gänge für den Berg und mit dem 48er oder 46er verschenkt man die "dicken Gänge" für hohe Geschwindigkeiten. Diesen Nachteilen kann man aber mit der richtigen Auswahl der Kassette teilweise entgegenwirken. Insbesondere bei der Verwendung eines 46er Blatts, sollte man eine Kassette mit 11er Ritzel wählen (z.B. 11-26 oder 11-28). Mit dieser Kombination kann man, je nach Trittfrequenz, Geschwindigkeiten von 55 bis 65 km/h treten. Das sollte für die meisten Hobbyradler ausreichen.
Bei der Variante 46/34 oder 46/33 kann das große Kettenblatt für fast alle Geschwindigkeitsbereiche im Flachen und für kleinere Berganstiege genutzt werden. Ein Blattwechsel ist nur noch für längere oder steilere Anstiege nötig.
Fazit: 50/34 macht für viele Rennradfahrer keinen Sinn. Wer bei schnellen Bergabfahrten nicht mehr mittreten muß und auf "60 km/h-Sprintsiege" verzichtet, findet in der Variante 46/34 oder 46/33 in Verbindung mit einer 11-26 oder 11-28 Kassette ein sehr gute Allroundübersetzung. Ein Vorteil des 110er-Lochkreises ist die Vielfalt der Kettenblattgrößen - ein "Aufrüsten" ist so jederzeit möglich.
Quelle :
http://www.bike-bsa.de/14.html