AW: Himmelfahrt: Auf ein Bier nach Fojtovice
So, nach einem Wochenende der Abwesenheit möchte ich doch noch die Pflicht des Chronisten wahrnehmen.
Alles begann am Mittwochabend mit einem Anruf bei Debakelo. Er wäre etwas erkältet und hat zwei Dinge zu besprechen: 1. wenn es morgens nicht besser ist, würde er lieber zu Hause bleiben, 2. wenn er mitkäme, könnten wir dann nicht, weil wir schon wieder so früh in Dresden sein werden, statt in Dresden in Elsterwerda einsteigen?
3:00, der Wecker beendet die Nachtruhe. Erholsamer Nachtschlaf nach einigen Bier wird aus den Augen gerieben, Kontrollblick aus dem Fenster - es ist trocken. Luna begleitet mich bei einer kurzen Nachtrunde mit dem MTB, dann Espresso und erstes Früstück. Der Rucksack ist gepackt, das Rad steht bereit, es geht durchs schlafende Dorf Pankow in die tobende Metropole. An der Schönhauser Allee ist ein Scherbenmeer von den Feierlichkeiten der Nacht übrig, die Nachtschwärmer bevölkern die Straße zu tausenden. An der Weltzeituhr treffen Boverhannes und Geotone ein, ein Anruf bei Debakelo bringt Gewißheit über seinen körperlichen Zustand. Am Ostbahnhof sind schon einige Mitreisende, unter anderem eine Klassenfahrtgesellschaft. Schnell werden die Räder verpackt, einsteigen und Reisende ohne Platzkarte werden aus unseren Abteilen verwiesen.
4:57, der Zug rollt seit 5 Minuten, erstmal ein Bier, es ist schließlich Himmelfahrt. Schosse bekommt auch eins, ungläubige Gesichter ringsum, Schnegge macht ein Beweisphoto. In den anderen Abteilen verstummen die Gespräche, einige gönnen sich noch eine Mütze Schlaf. Ab Etsterwerda schlagen die ersten Tropfen an die Scheiben, doch Herr Kachelmann verspricht trockenes Wetter ab 8:00, wir haben also Zeit.
Dresden, 7:00. Das Marché auf dem Bahnhof öffnet erst in einer Stunde, die ersten nur noch dürftig gefüllten Schnapsflaschen können bewundert werden, ebenso wie Unmengen Wanderer und Leute mit Langlaufskiern. Wir belegen die Marché-Backstube und warten auf die ersten Einheimischen mit Rennrädern. Und um 8:00 kommen die ersten, mit kurzer Hose! So soll es sein, wir sind ja auch optimistisch. Je später die nächsten eintreffen, desto winterlicher wird die Kleidung. Ob des großzügigen Zeitfenster wird die Abfahrtszeit noch etwas verschoben, um 9:00 ist es dann soweit. Draußen tröpfelt es noch also los. 14-A-Team-Kader rollen los und nach einem Kilometer haben wir die Höhenmeter einer normalen Berliner Tour hinter uns. Wenigstens fließt das Wasser so ab. Doch nach kurzem werden die gewonnenen Höhenmeter wieder vernichtet, auf Kopfsteinpflaster. Es geht aus der Stadt ins Weißeritztal, menschen- und autofreie Straßen, guter Asphalt, ein herrliches Tal. Stetig geht es bergan, irgendwann verlassen wir das Tal und fahren durch malerische Ackergegenden mit weiter Sicht. Mittlerweile hat der Regen aufgehört, die Regenjacken werden ausgezogen und die Straßen sind plötzlich trocken.
Um die Dresdner kennenzulernen werden erstmal Fragen der allgemeinen Versorgungslage geklärt. Schließlich haben fast alle Bananen dabei. Gibts jetzt ziemlich regelmäßig, Radeberger ist in Berlin immernoch Bückware. In Dresden kann fast überall ZDF empfangen werden, der "Schwarze Kanal" wird jetzt von Günter Jauch moderiert.
Es geht bergauf und bergab, Hinweise über die noch zu erwartenden Höhenmeter sollen
bremsen. Doch es läuft gut und an den Gipfeln wird gewartet. Nach knapp 90 km und drei Höhenzügen sind wir plötzlich im Ausland. Die Wolken hängen tief und sind dunkel, doch ein Bier muß sein. Zu unserer Verwunderung werden von unseren Wanderführern Zigaretten konsumiert, damit sie uns nicht "davonfahren". Außerdem werden die ersten Bestellungen für Knödel gemacht, also essen fast alle. Doch das Gulasch reicht nur für acht, der Rest bekommt Knödel mit Sauce und Pilzen oder so. Wir essen draußen auf einem alten Scoda oder auf dem Boden, einen Tisch haben wir auch rausgeholt, doch nur 2 Stühle.
Die B-Grupee meldet sich von Krupka, sie würden gegen 12:30 oben sein. Wir haben noch 30km und den Aufstieg vor uns. NAchdem wir endlich völlig ausgekühlt sind, gehts auf dem Kamm für 2-3 km, dann ins Tal. Für uns ungewohnte 6km ohne Treten, nur
Bremsen, mit >60km/h. Im Tal ist es angenehm warm, südliche Sonne wärmt uns. Aus der Ferne ist der Mückenturm zu erkennen. Und beim Fahren wirds wieder wärmer. In Krupka gehts an eine Linkskurve und da ist sie, die Steigung. Lange haben wir von ihr gesprochen, jetzt wirds ernst. 16% gleich am Anfang zerstören das Feld. Ich fahre mit 39/21 rein und kann gut drücken, schnell bleiben die anderen zurück. Da ich den Berg vom letzten Jahr kenne, weiß ich, daß nach dem steilen ein flacheres Stück kommt. Das ist zwar steiler als der Willi, was solls. Atem beruhigen, gleichmäßig treten. Und ab und an ein Schluck. Ich habe noch volle Flaschen, andere haben am Fuße des Berges die Flaschen ob der Gewichtsersparnis geleert.
Nach 2/3 kommt Gourmet langsam von hinten näher, das Ziel ist schon zu sehen. Die letzte Kurve, er überholt mich und kommt mit 20m Vorsprung ins Ziel. Die B-Gruppe ist nicht zu sehen, dafür kommt Boverhannes. Wir setzten uns und einer nach dem anderen kommt, das Bier auch. Und plötzlich kommen Will und schnegge, die in der Nachbarbaude seit einiger Zeit sitzen. Schnegge war langweilig und ist den Hang zweimal gefahren.
Nach einer Stunde (16:00) brechen wir wieder auf, alle zusammen. Eine beeindruckende Gruppe! Wieder auf deutschem Boden (nach einem Schotterweg, der uns einige Kilometer Umweg spart), werden Gruppenphotos durch Einheimische gemacht.
http://www.rennrad-news.de/fotos/showphoto.php/photo/66782/cat/500/ppuser/7285 Und dann gehts endlich ins Tal. Kopf runter, Kette rechts, das macht Spaß. Leider zieht sich die Gruppe dabei wieder auseinander. Und es nerven Unmengen von Rennjaulen, die sich teilweise (DW-XZ 69) unmöglich benehmen. Dazu noch viele Baustellenampeln. Egal, die Sonne scheint, die Hügel liegen hinter uns. Auf die Nachzügler wird gewartet und gemeinsam Dresden erreicht. Alle versichern sich gegenseitig, wie schön das ist. Die ersten biegen ab, um rechtzeitig an den Grill zu kommen, anedere kommen noch mit bis zum Bahnhof.
18:15, geschafft. Noch 50 Minuten bis zur Zugabfahrt. Erstmal Bier holen, andere brauchen dringend Koffein. Die Räder werden wieder verpackt, Schnegge fährt noch schnell aus zu einer Stadtbesichtigung. Der Zug soll Verspätung haben, kommt dann aber doch recht pünktlich. Es gibt noch Streit um die restlichen Biervorräte (man möge mein Temprament an dieser Stelle entschuldigen), letztlich hat aber doch jeder eins in der Hand. Durch die wunderschönen Weinhänge fahren wir dem Sonnenuntergang entgegen und sind nachts wieder in Berlin.
Fazit: kein Sturz, keine Panne, ein Kratzer am neuen Rad von Boverhannes. Jederzeit wieder. Achten Sie auf Ankündigungen in diesem Forum!
Twobeers
P.S.: Bekomme ich noch Geld von jemandem?