Feindliche Übernahme oder wie harte Männer wirklich aussehen.
Prolog
Aufgerufen vom Verein der keilerköpfigen Schwarzkittel verabredeten sich vormals sieben Recken zur gemeinsamen Ausfahrt aus der golden Stadt in Rgt. Norden, genauer „Elbflorenz“.
Schon im Vorfeld reduzierte sich die Anzahl der schwarzen und ehrfurchtgebietenden Recken der Wälder und Landstraßen. Der finale Schlag wurde der Truppe, lange und raffiniert geplant, versetzt. Ein Virus wurde dem Zeremonien- und Braumeister eingeschleust. Dessen Körper, schon länger von einer Formschwäche gebeutelt und somit geschwächt, sagte dem Erreger ein freundliches „Grüß Gott – tritt ein!“ Der Virus entfaltete wie geplant am Freitag – dem Tag der Abreise – seine maximale Wirkung. Es erschien also Twobeers, gottgleicher Feierabendrundenrecke, entkräftet und fiebrig am Bahnhof, um dort von, vermeintlich wohlmeinenden „Freunden“ auf seine Malaise hingewiesen zu werden. Seine „Freunde“ rieten ihm, seiner Gesundheit Willen, doch lieber ins Bett statt in den Zug zu steigen. Nach kurzer Diskussion ging der lang gehegte Plan auf, die Reisekasse und die Tickets wurden überreicht und der Zeremonienmeister in schwarz kapitulierte. Es war geschafft, schwarz weiße Schweizer Lycranoblesse besiegt martialische Schwarzkittel.
Der geschaßte Anführer ließ es sich nicht nehmen, die fünfköpfige Okkupatorenrotte zum Zug zu begleiten, welche dort ihr Aluminium- und Carbongeröhr in den wohl bekannten Polentaschen verstaute.
1.Etappe
Die fünf, namentlich reversalphabetisch sortierten Aggressoren Schosse, Schmadde, PiratPilot, Boverhannes und Boom verstauten ihre sehr ansehnliche Taschenkollektion im sicher geglaubten Abteil um nach vollendeter Arbeit von einer im Folgenden „Schnatze“ genannten Person aus ihren Heldenträumen gerissen zu werden. Die Schnatze war nämlich Inhaberin des vom Taschenberg belegten Sitzplatzes Nummer 26. Ohne auf unser freundliches Angebot einzugehen wurde der deutschen Uniformhörigkeit gefrönt und Amtspersonal herbei zitiert. Dieses konnte trotz aggressivem Herrscherton unsere Taktik (wohlmeinend vom Kriminalfilm übernommen) des guten und bösen Bullen nicht besiegen und trollte sich nach diversen Tonlagen der Konversation.
Die Grenze zum Nachbarland Tschechien wurde leicht angespannt überquert, da Schmadde seinen Identitätsnachweis im sicheren Hause ließ.
Nach mehreren Stunden lustiger Zugreise erreichten wir die Heimat von Jiří Korn um dort das Material in gebrauchsfähigen Zustand zu setzen. Wohlgemut fuhren die wir zur eingezeichneten Hoteladresse. Dort gab es eine imposante Kartonagenproduktionsstätte. Das, als Destination sicher geglaubte, Hotel „Olympik“ war in Sichtnähe und auch schnell erreicht. Leider aber nicht gebucht. Dort ließ sich das richtige Hotel „Quality“ schnell lokalisieren und unter der ausdrücklich und überschwänglich gelobten Orientierungsfähigkeit vom Boverhannes ebenso schnell erreichen. Nach kurzer Diskussion mit dem Schergen an der Rezeption wurden auch der ausweislose Schmadde und die Differenz zwischen Buchungsgästen und Anreisegästen akzeptiert.
Die Fahrt durch Prag in FlipFlops und anderem lustigen Schuhwerk läßt im Übrigen die Frage der Sinnhaftigkeit von teurem Spezialschuhwerk durchaus zu.
Der Tag wurde mit diversen Bieren, Gulasch, Knödeln und anderen lokalen Spezialitäten zu einem würdigem Gesamtkunstwerk vollendet. Ein letzter Scheidebecher im Hotelrestaurant und auf ins Bett. Die Tour wird ja bekanntlich im Bett gewonnen. Leider ließ eine, durch den Biergenuß hervorgerufene Unachtsamkeit, den Rucksack mit den lässigen harlekingemusterten Kniestrümpfe vergessen, so daß diese am nächsten Tag nicht übergestrift werden konnten.
2.Etappe
Pünktlich sechsnullnull schrillten die Wecker und die fünf Recken setzten sich wie verabredet an den Frühstückstisch um dort Nahrung herunterzuwürgen.
Nach einer weiteren Stunde waren die Pöter gesalbt (frei nach R. Altig „der Radrenner muß seinen Hintern mehr pflegen als sein Gesicht"), die Haut vor Sonne geschützt und die Körper in Lycrapellen gehüllt.
3.Etappe
Ein weiteres Mal war es Boverhannes welcher die Rotte sicher durchs Verkehrsgewirr der Heimatstadt von Karel Gott führte und nach 40 Minuten die Stadtgrenze erreichen ließ. Dort wurden die Blasen geleert und die elektronischen Meßgeräte genullt.
Durch hügeliges Gebiet ging es bei strahlend blauem Himmel gen Norden. Nach einer Stunde wurde ein für alle Mitstreiter erträgliches Tempo gefunden und die rasende Fahrt wurde nur durch gelegentliche Pinkelpausen, Orientierungs- und Wasserstopps unterbrochen. Junge Heißsporne versuchten sich durch gelegentliche Ortsschildssprints, der Windschattensuche am Berg hinter LKW's und anderen bekannten Aktionen Spaß zu verschaffen und Glykogen zu verbrennen.
Gen 11 wurden dann die 90 Kilometer bis Usti nad Laben hinweggekurbelt und dort konnte man freudig unsere sächsischen Freunde begrüßen. Die hießen Jens2060, „Koloss von Dresden“ und Bergass. Zumindest der Jenser war uns wohlbekannt und wurde glücklich in die Arme geschlossen.
Nach obligatorischer Nahrungsaufnahme und Getränkeversorgung wurde die Fahrt fortgesetzt. Respekterheischende und epische Bergmassive versperrten dem preußisch-sächsischen Oktett den einfachen Weg gen Norden.
4.Etappe
Bisher wurden Wettervorhersagen die irgendetwas von Gewitter orakelten belacht und verhöhnt. Nun aber dräute über den zu überwindenden Bergen sich schwarzes und furchterheischendes zusammen.
Geachtet wurde dies allerdings nicht. Zu bedrohlich erschien die angekündigte Wand von Tschetschenien (eigentlich
Zezice) und ihr nachfolgender Freund Mückenturm.
Also frisch gestartet und hinein ins Klettervergnügen. Verwundert wurde der feuchte Asphalt bestaunt, aber derzeit nur als hinderlich im Wiegetritt an den 18% Rampen beachtet. Nach kurzen Zwangspausen ging es kurz weiter, bis zu einem ersten, vermeintlich als starker Regen eingestuftem, Guß welcher unter dürren Bäumen abgewartet wurde. Nachdem dieser sein Werk vollendet hatte ging es frohgemut zur kahlen Berghöhe. Dort schlug nun Petrus zu. Er verdunkelt den Himmel und versuchte durch Blitzeinschläge in unmittelbarer Nähe den Weg zu leuchten. Das nächste Kaff bot eine große Kirche als Blitzmagnet und davor wurde unter einem kleinen Bäumchen Schutz gesucht. Der Regen errichte unglaubliche Dimensionen, erfurchterbietender waren allerdings die rechts und links von uns einschlagenden Blitze. Nach einer unbestimmten Zeit tauchte ein kleiner freundlicher Mann aus der Wasserwand auf und nötigte uns nahezu zu ihm und seiner Frau ins Haus zu kommen. Nach kurzem Zögern wurde der feil gebotene Schutz angenommen und das nasse Asphaltheldenoktett stellte sich im trockenen Haus unter. Das Gewitter tat sein Werk, grollte blitzte und schüttete Wasser. Der freundliche Mann zwang uns sein Bier zu trinken und bot ein Zimmer zur Übernachtung an. Das allerdings abgelehnt werden. Weiter ging's, es hörte ja auf zu regnen.
Endlich starteten die Helden. An der Spitze wurde versucht, durch schnelles Fahren wieder eine gewisse Wärme im Körper zu erzeugen. Dies wurde aber irgendwie nicht für sinnvoll erachtet und durch Langsamfahrt verhindert. Aber neues Ungemach drohte. Einer unserer sächsischen Mitstreiter hatte Defekt. Obwohl auf dem Weg von Dresden nach Usti schon durch drei Reifenschäden ausreichend geschult wurde die gewissenhafte Arbeit in rekordverdächtigen 20 Minuten erledigt.
Die Zeit schritt voran...
5.Etappe
Ein erster Blick auf die Uhr und ein zweiter in Richtung nicht mehr vorhandenem Mückentürmchen
(dieses war ein einem grauschwarzen Brei verschwunden) ließ die lange herausgezögerte Schande Gewissheit werden – der wahrhaft epische Anstieg von Krupka zum Mückenturm wurde aus der Reiseroute gestrichen.
Es wurde in Richtung Bahratal gestartet. Ein letzter (dem Autor unbekannter) Anstieg auf eine weitere kahle Anhöhe war zu bewältigen. Als oben alle versammelt waren ging die Fahrt gen Petrovice. Allerdings holte Petrus zu einem weiteren Paukenschlag aus. Er schickte Sturmböen, Blitzeinschläge und unglaublich große Regentropfen aufs Fahrerfeld, welches auseinanderriß. Die Regentropfen rissen förmlich löcher in Gesicht und Arme und ließen vermuten wie die neunschwänzige Katze schmecken mag.
Trotz der Gefahren konnte eine nahe gelegene Tankstelle erreicht werden. dort kam die Frage auf, wie denn solche Einrichtungen vor Blitzeinschlägen geschützt sein könnten. Die weitere Zwangspause wurde durch Verpflegungsaufnahme und ehrfürchtigem Staunen vor den Wettergewalten überstanden.
Weiter ging die Fahrt gen Dresden. Nun Tal abwärts durch die Straße überflutende Sturzbäche.
Nach eine schönen Fahrt durchs Tal wurde Dresden erreicht. Die Lycrapellen waren bis aufs Schuhwerk getrocknet und die Freude groß. Dies konnte der Wetterallmächtige so nicht auf sich ruhen lassen und so schickte er einen letzten Schauer auf die trockenen Recken.
Im Stadtverlauf verabschiedeten sich die Dresdner Mitsteiter und die preußischen Helden erreichten den Hauptbahnhof lebendig, naß und glücklich.
6.Etappe
Am Bahnhof wurden Billetts, Biere und diverse Backerzeugnisse mit herzhaftem Belag erstanden.
Ob der Witterungsverhältnisse und dem Bekleidungszustand wurde ein Zug früher gen Heimat bestiegen. Diese wurde durch unser preußisches Heldenquintett erreicht und die Recken fuhren in die unterschiedlichsten Richtungen ihrer erstaunlicherweise auch feuchten Heimatstadt.
Fazit:
Nur Unbill, Schmerz und Spaß am Obskuren Leiden lassen Radtouren zu epischen Ereignissen werden.
Dank:
Twobeers für die Planung und die Mühen der Vorbereitung, Jens2060 für die Hotelbuchung und die Bergstreckenplanung, dem unbekannten Ehepaar für den Wetterschutz und Petrus fürs Wasser.
Entschuldigung
Dem Prager Gastromie- und Brauereigewerbe für den entstandenen wirtschaftlichen Großschaden, welcher durch das Fernbleiben von Twobeers entstanden ist.
Bilder gibts u.a. hier:
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=16286&page=89
P.S.: Edith sagt: ach ja, die Strecke wurde von Dresden-Mückenturm-Dresden in Prag-Mückenturm-Dresden geändert, da sich ja keine ausreichende Mitstreiteranzahl für die ursprüngliche Planung fand
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