Mich beschleicht das Gefühl, Du willst da etwas falsch verstehen.
Ich versuche ja zu verstehen was du versuchst mitzuteilen, allein es gelingt mir nicht.
Das kann zwei Gründe haben. Zum einen das "nicht wollen", zum anderen das "nicht können". Mir scheint es eine Kombination von beidem zu sein. Das "nicht können" ist nicht despektierlich gemeint, denn nicht jeder muss Physker oder Ingenieur sein und sich vielleicht noch in der Vergangenheit mit solchen Themen beschäftigt haben.
Ich habe meinen Punkte recht deutlich gemacht, dass es darauf ankommt, möglichst viel Energie durch den Luftwiderstand abzubauen, anstatt die ganze Zeit zu
bremsen. Am Ende einer längeren Gefällestrecke einmal
Bremsen ist die richtige Strategie. Ob man dabei fast aus dem
Sattel geht oder sich ein paar Sekunden mehr Zeit nimmt, ist sekundär. Und dass die Abkühlzeiten zwischen den Bremsmövern nicht der Grund für den Vorteil der Strategie sind, sondern eben der hilfreiche Luftwiderstand. Ich denke, dass das viele der Mitlesenden verstanden haben. Und ich denke, dass es für den einen oder anderen auch hilfreich gewesen ist, weil die meisten sich darüber vielleicht gar nicht so viele Gedanken machen. Ich könnte mir auch vorstellen, das der eine oder andere weiß, wann ich zu welchen Themen etwas schreibe und dass ich mich da mit der einen oder anderen Sache nicht so schlecht auskenne. Dort, wo ich nur Halbwissen habe, schreibe ich nichts.
Du wirfst aus einer zurückgelehnten Position einfach mal einen Einwand ein, mit dem Du die ganze Argumentation in Frage stellst. Und dieser Einwand ist nicht zuende gedacht.
Da hast du jetzt außer acht gelassen, dass beim lange
Bremsen eben die Felge auch komplett durcherhitzt Seiten und Felgenboden) wird was kein kurzen harten Bremsmanövern eher nicht der Fall sein dürfte. Auch wenn Alu ein guter Wärmeleiter ist, so dürfte doch auch eine gewisse Trägkeit darin stecken.
Wenn Du Dir da sicher wärst und wenn es so wäre, wäre ein solcher Satz in Ordnung. Er basiert auf Halbwissen. Du weißt, dass es den Effekt der instationären Wärmeleitung gibt, kannst aber von der Erfahrung her nicht Einschätzen, wie sich dieser Effekt auswirkt und weißt auch wahrscheinlich nicht, wie man ihn quantitativ abschätzt. Wenn Du Dich da nicht auskennst, wäre vielleicht die Frageform angemessener ("Interessant, aber spielt nicht der Effekt XY auch eine Rolle?"). Das ist natürlich ein Frage des Stils.
Auch wenn ich mir vorher nicht die Mühe machen wollte, hier eine kleine Abschätzung dazu, wie viel der von Dir eingebrachte Effekt bewirkt. In
http://www.td.mw.tum.de/tum-td/de/studium/lehre/waermetrans/download/001/2_AU.pdf könntest Du auf Seite 54, Abschnitt 14.2.2 erkennen (sofern Du die Ausbildung dafür hast), wie man eine solche Abschätzung vornehmen kann. Die Fo-Zahl liegt selbst bei einem 5s Bremsmanöver bei etwa 5 und ist damit immer noch eine Größenordnung größer als der Grenzwert, ab dem man von einer "langen Zeit" spricht. Das hatte ich Dir vorher schon geschrieben, dass das so sein wird, aber Du hast Dich da ungläubig gezeigt bzw. bist gar nicht darauf eingegangen. Wenn Du das vielleicht gar nicht verstehst, warum meldest Du Dich dann ibei dem Thema zu Wort? Bleiben wir bei den von Dir für realistisch gehaltenen 5s (da muss man schon ordentlich in die Eisen gehen und sein Rad sehr gut beherrschen). Bei einem Systemgewicht von 100kg sind dabei knapp 3kW als Bremsleistung anzusetzen. Auf jeder Seite hat die Bremsflanke 0,01m^2 Fläche. Mit den Materialeigenschaften von Aluminium ergibt sich für einen 2cm dicken Körper, dass nach 5s die Temperatur an der Reibfläche von 30°C auf 97°C und in der Mitte von 30°C auf 95°C steigt. Nicht wirklich ein dramatischer Unterschied zwischen Innen und Außen. Lasse ich mir 15s Zeit für das
Bremsen, sind es nur noch 4°C Differenz. Damit kann man mit Fug und Recht sagen: Die Felge erwärmt sich fast gleichmäßig, was an der extrem guten Temperaturleitfähigkeit von Aluminium liegt. Im Übrigen wird sich kurze Zeit nach dem Abschluss des Bremsmanövers durch Wärmeleitung fast komplett die gleiche Temperatur ergeben. Bevor Du Dich wieder auf Zahlenwerte einschießt: Auch hier geht es um Größenordnungen. Ob es jetzt 80°C oder 120°C sind, spielt an der Stelle keine Rolle. Und um die mit Halbwissen hier einstreubaren Einwände direkt zu entkräften: Der massive Block ist eine konservative Abschätzung der Temperaturdifferenz, die "gerippte" (aber im Inneren isolierte Form) der Felge leitet die Wärme eher noch schneller in die Mitte. Auch die Kühlung an der Oberfläche spielt hier zeitlich noch keine Rolle, da sie über die erzwungene Konvektion im Luftstrom zu einem um Größenordnungen niedrigeren Wärmestrom an der Oberfläche führt. Das Abkühlen dauert einfach länger als das Aufheizen. Wenn es um die qualitative Aussage geht, ob sich die Felge gleichmäßig aufheizt oder aber im Inneren viel kühler bleibt, kann ich die Kühlung von außen erst einmal vernachlässigen.
Kurz zusammengefasst: Thermische Trägheit spielt keine entscheidende Rolle, die Felge erhitzt sich recht gleichmäßig. Spätestens ein paar Sekunden nach dem Bremsvorgang ist es im Inneren praktisch genau so heiß wie außen. Verantwortlich dafür ist die gute Temperaturleitfähigkeit von Aluminium. Genau so, wie ich es schon geschrieben habe.
Und nochmal: Es geht mir nicht ums theoretisieren, sondern um den praktischen Wert der so gewonnen Aussagen:
- Möglichst lange Rollen lassen, um den Luftwiderstand zu nutzen, Oberlenker hilft. Der Luftwiderstand spielt die entscheidende Rolle, nicht die Anzahl und die Heftigkeit der Bremsmanöver oder die Abkühlphasen.
- Am Ende der Gefällestrecke einmal Bremsen. Extrem kurz und extrem heftig zu bremsen, bringt für Nicht-Rennfahrer keinen Zusatznutzen (außer dass sich natürlich der Luftwiderstand noch ein paar Meter länger nutzen lässt). Egal wie kurz ich bremse, die abzubauende Energie geht als Wärme in die Felge und heizt sie fast einheitlich durch.
Zu den Aussagen kommt man aber nur mit ein paar theoretischen Betrachtungen.
Bei Tempo 60 legt man 16,67 Meter pro Sekunde zurück, was soll dann an 20 Sekunden Herumbremserei realistisch sein? Ich werde beim nächsten Ausflug in den Bergen mal mitzählen, aber so aus dem Gefühl/der Erinnerung heraus würde ich sagen: 20 Sekunden sind eine halbe Ewigkeit, 20 bis 25% davon sind imho realistischer um die nächste Kurve nicht zu verpassen.
Dir fällt es schwer, qualitativen Aussagen zu verstehen, die man über quantitative Abschätzungen erarbeitet. Obige Abschätzung zeigt, dass es auf fünf oder 20 Sekunden gar nicht ankommt und dass Deine Aussage zur thermischen Trägheit so oder so falsch ist. In vier bis fünf Sekunden von 60km/h auf nahezu Stillstand in der Serpentine herunterzubremsen, ist schon sportlich. Das entspricht so etwa 80% der maximalen Verzögerung, bei der das Hinterrad hochgeht. Gerade wenn man versucht, möglichst viel Luftwiderstand aufzubauen und in der Oberlenkerhaltung bremst, wird man sich schwer tun, diese Verzögerung zu erreichen. Entscheidend ist, dass die Strecke des Rollen-Lassens möglichst größer ist als die Strecke auf der ich bremse. Nur auf Strecken, auf denen das möglich ist, kann ich überhaupt von der Bremsstrategie profitieren. Sind die Serpentinen im Abstand von 100m, ist es fast gleich, wie ich bremse. Liegt zwischen zwei Kurven ein Kilometer, kann ich mir auch 200 Meter Wegstrecke gönnen, um herunterzubremsen. Beide Konstellation findet man in Kombination bei den meisten Alpenpässen.
..Auch das liegt doch eigentlich auf der Hand. Wenn der
Schlauch an einer Stelle 200°C sieht, wird das eher schlimmer sein, als wenn er überall mit 100°C beaufschlagt wird.
Wo soll der
Schlauch denn 200°C bekommen? Gewiss bekommt der die nicht von der Bremsflanke durch die Seitenwand des Reifens hindurch.
Das ist der Punkt, wo man Dir den guten Willen absprechen muss, die Argumentation verstehen zu wollen. Du warst ja schließlich derjenige, der eingebracht hat, die Felge würde sich nicht gleichmäßig erwärmen. Hier ging es nur darum, dass Dein falscher Einwand zur thermischen Trägheit die Situation sogar noch verschlimmern würde. Irgendwo müsste ja schließlich die Bremsenergie hin. Zwangsläufig wäre dann die Temperatur in der Nähe der Bremsflanke deutlich höher als innen, weil ja weniger Material die gesamte Energie aufnehmen müsste. Dazu nur als Beispiel die 200°C im Vergleich zu den durchaus realistischen 100°C (siehe z.B.
http://fahrradzukunft.de/3/felgenerwaermung/), damit Du eine Vorstellung davon bekommst, warum Temperaturspitzen nicht gut wären. Selbstverständlich berührt der
Schlauch bei vielen LRS das Aluminium nicht allzu weit entfernt von der Bremsflanke. Und wie Du sicher weist, gibt es auch
Felgen, die ohne
Felgenband gefahren werden können. Auch hier ist Deine Antwort eher vom Willen zum Widerspruch getrieben, als dass eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema erkennbar wäre.