Klonovsky wieder. Eine Apologie des Facebookverzichts. Kann ich nur unterschreiben, denn selbst derart vortrefflich formulieren zu können, bleibt mir wohl für immer versagt.
In letzter Zeit sind hier einige mir offenbar recht wohlgesonnene Zeitgenossen mit der Empfehlung vorstellig geworden, ich möge doch meine Einträge so portionieren, dass man sie auf Facebook "posten" könne, dort wären sie "der Renner", man könne sie dann "liken" oder "teilen", und was der kommunikativen Wunder mehr noch zu bewerkstelligen wäre. Einige maulten gar, wenn ich es nicht täte, stiege ich gewissermaßen und nunmehr sehenden Auges aus der Evolution aus.
Nun ist denn wohl ein Geständnis fällig. Ich besitze nicht nur keinen Führerschein und keine Armbanduhr, sondern ich bin auch nicht bei Facebook. Ich habe mir aber angeschaut, was dort so "gepostet", "geliked" und kommentiert wird, und offen gesagt würde ich im Ernstfall sogar Geld dafür zahlen, dort nicht aufzutauchen. Ist es nicht das Medium, wo jeder Trottel, wenn seine Selfies alle online sind, auch noch die Ansichten mitteilt, die er in den Nachrichten gehört oder in der Zeitung gelesen hat und kurioserweise für seine hält? Ist es nicht das Medium, wo ganze Hyänenrudel darauf lauern, ob einer "Lawine" gesagt hat oder "Autobahn" oder "Konzentrationslager" oder ob einer ein Smiley mit erschütternd unangemessener Mimik ins Netz gestellt hat, um dann geifernd über den Halunken herzufallen? Das Medium, das den Leuten offeriert, ihre Eitelkeit bis zur Hirnerweichung oder umgekehrt zu pflegen? In dem der Austausch und die wechselseitige Verstärkung von Reflexen, das empörte Aufjaulen und ähnliche mir nicht recht geheure Kulturtechniken die zivilisierte Konversation nahezu komplett ersetzt haben? Nein nein, ich bin bereits hinreichend eitel, närrisch und geistig beschränkt, ich will mich der Gefahr lieber nicht aussetzen und verkrümele mich besser stillvergnügt hinter den Tresen meines kleinen Eckladens, wo ich ja auch jederzeit und vor allem ungeteilt zu finden bin. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.