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Klassiker: wie ist die Sitzposition bei den alten Schätzchen?

TobyK

Innenlager-Mogul
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Guten Morgen
ich hab in der Garage zwei alte Vespas aus den 70ern stehen, weil das neue Rollerzeug Einfach keinen Charme für mich hat.
Auf der täglichen Erkundungstour durch EBay Kleinanzeigen bin ich gerade auf einen Händler in München gestoßen, der alte Rennräder anbietet.
Ich war sofort Feuer und Flamme.

Leider habe ich Nackenprobleme und es tut mir nicht gut, wenn ich den Kopf weit in den Nacken legen muss.

Wie ist denn die Geometrie der alten Rennräder?
Sitzt man da moderat oder sehr sportlich?
Ich bin niemand der 120km am Tag runterreißen will. Aber so 1-2 Stündchen am Wochenende wären toll.

Sind die alten Rennräder alltagstauglich genug für auch mal längere Ausfahrten? (nun für Euch dann eher kurze Ausfahrten)

Ich hatte vor 10 Jahren mal ein Specialized Rennrad und fand die Haltung furchtbar (trotz Beratung vom Händler)

Danke Euch
Gruß
Tobias
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Knobi

Hilfreich
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Orientiere dich bei den Randonneuren. Die benutzen Rennradtechnik für Langstrecken. Was auf langen Strrecken bequem ist, kann auch auf kürzeren nicht unbequem sein. Hier kommt es auch nicht so auf Aerodynamik und Geschwindigkeit an, sondern auf entspanntes Fahren.
Auffällig ist dabei, dass die Position im Ggs zum reinen RR etwas "nach hinten gedreht" ist, also Lenker auf Sattelniveau, Sattel weiter hinterm Tretlager, Vorbau etwas kürzer. Dabei den Rahmen etwas größer gewählt.
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Zuletzt bearbeitet:
Das Schöne am Klassiker ist doch der Schaftvorbau, der sich ganz einfach in der Höhe verstellen lässt.
Wenn der Rahmen nicht zu klein ist und den Vorbau niemand abgesägt hat, bekommt man damit meistens Lenker und Sattel auf die gleiche Höhe, und das ist erstmal ein guter Ausgangswert für entspanntes Fahren.

Wenn Du in der richtigen Höhe und gegenüber dem Tretlager einigermaßen richtig sitzt,

Rennrad-Sitzposition-Knielot-768x512.jpg

(https://www.diagnose-berlin.de/sitzposition-rennrad/)

kannst Du mal den Ellbogen an die Sattelspitze legen und die Finger Richtung Lenker strecken. Da solltest Du gerade so eben nicht drankommen, um auch erstmal einen groben Richtwert zu haben.

Vorteil Rennrad aus den 80ern gegenüber vielen neueren oder aktuellen: Das ganze Vorderteil ist meistens recht kurz, damit fährt es sich entspannter.
Bei ganz alten Schätzchen kann aber auch das Gegenteil der Fall sein, also am besten nachmessen oder -fragen: Wenn Sitzrohr und Oberrohr gleich lang sind, bzw. das Oberrohr ein wenig kürzer, bekommt man etwas, das sich auch mit entspannter Sitzposition noch wie ein Rennrad fährt. Ist das Oberrohr deutlich länger, aber der Hinterbau trotzdem rennradmäßig kurz, wird es ohne echte "Rennhaltung" sonderbar bis unangenehm. Rohre immer Mitte-Mitte messen, also von Schnittpunkt zu Schnittpunkt mit den jeweils angrenzenden Rohren bzw. bis zur Tretlagermitte/Kurbelschraube.

Von der Grundposition weicht fast jeder mehr oder weniger deutlich ab, wenn er eine Weile gefahren ist.
Grundsätzlich könnte man so gaaanz grob in etwa sagen:
  • Fahren mit Straßenschuhen oder niedrige Drehzahl = Sattel weiter nach oben und/oder hinten
  • Klickpedale und hohe Drehzahl: Sattel nach vorn
  • Sattel zu weit unten oder viel zu weit vorn = Knieschmerzen
  • Sattel viel zu weit oben = Wackeln beim Treten, keine hohen Drehzahlen möglich, Schmerzen im unteren Rücken nach einiger Zeit
  • Lenker relativ weit oben, aber weiter weg = gestrecktere Haltung, oft angenehmer, Kopf nur unwesentlich weiter im Nacken
  • Lenker weiter runter = aerodynamischer, oft merkbarer Geschwindigkeitsvorteil; bei nicht zu langem Vorbau auch meistens noch keine Nackenprobleme, lenkt sicht aber bei zu kurzem Vorbau seltsam
  • Lenker weit unten und weit weg = "Rennhaltung", braucht einige Haltekraft in Armen, Schultern, Rücken und Nacken
  • Lenker viel zu weit oben und zu nah am Sattel = "Häschenhaltung", wie bei vielen Rentnern auf Citybikes zu sehen: Rundrücken, hochgezogene Schultern, "wie ein nasser Sack" und keineswegs weniger schmerzhaft; Vorteil Rennrad: damit geht das überhaupt nicht.
  • Aufrechte Sitzposition mit großem Winkel zwischen Oberkörper und Hüfte/Oberschenkel: bessere Kraftentfaltung, entspannteres Fahren
  • gedrängte, gebeugte Sitzposition: bessere Aerodynamik
  • weniger Gewicht auf dem Vorderrad bei einem gegebenen Fahrrad: fühlt sich oft hektischer an
  • mehr Gewicht auf dem Vorderrad: meistens ruhiger, fährt besser geradeaus
Das ist aber alles keine Wissenschaft und relativ leicht nachzuvollziehen. In etwa passende Rahmen ergeben auch nur selten unfahrbare Räder, fang also einfach erstmal mit irgendeinem an und "erfahre" Deine ganz persönliche Idealposition - die sich natürlich im Lauf der Jahre immer wieder mal ändern wird und darf.
 
Das mit dem zu langen Oberrohr kann ich nicht genug betonen. Da muss man echt gucken wie das einem passt. Grds. ist zwar jede Anatomie verschieden, aber lange Oberrohre sind einfach nix mMn....
 
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