Klassik in Hannover Teil 1
27.05.2017
Da am letzten Wochenende das Klassikertreffen mit Teilemarkt in Rommerskirchen am Niederrhein ins Wasser fiel, organisierten Marc und Knut aus Hannover innerhalb einiger Wochen ein neues Treffen an der Radrennbahn in Hannover. Auch wenn die Anfahrt für mich etwa doppelt so lang wie am Niederrhein war, meldete ich mich direkt an. Ich kam in einem Hotel ca. 2 km von der Radrennbahn unter. Am Samstag Vormittag packte ich mein Bianchi und ein paar Klamotten in den Wagen und fuhr los. Knapp 2,5 Stunden später war ich bereits gegen Mittag in Hannover. Gegen 13 Uhr checkte ich im Hotel ein und machte mich danach auf den Weg zur Bahn. Die Ersten waren schon dort und die Bahn war auch auf.
Also warf ich erst einmal einen Blick auf die Holzbahn, die verlassen in der Sonne lag. Ich schloss die Augen und stellte mir ein Radrennen vor. Ich hörte die Jubelschreie der Zuschauer auf der vollen Tribüne, wenn wieder ein Fahrer nach vorne fuhr. Die Bahn ächzte unter der Geschwindigkeit der Fahrer. Man roch den Schweiß der Fahrer die alles gaben um gegenüber der Tribüne auf dem Treppchen zustehen. Die Zuschauer peitschten durch ihre Rufe die Fahrer weiter an. Adrenalin floss durch die Adern und Jeder gab sein Letztes um am Ende erfolgreich zu sein.
Ich öffnete die Augen und sah auf die leere Tribüne die bestimmt schon glorreiche Zeiten erlebt hatte. Morgen würde ich hier fahren. Das erste Mal überhaupt auf einer Bahn. Ich bekam Gänsehaut bei dem Gedanken. Was würde mich wohl erwarten? Wie würde ich mich anstellen?
Ich kam wieder in der Wirklichkeit an und schlenderte über das Gelände. Hier und dort traf ich ein bekanntes Gesicht, oder lernte neue Leute kennen. Hier ein Gespräch, da eine Fachsimpelei. Einfach toll so ein Treffen. Das Forum übertragen ins echte Leben.
Unsere Klassiker stellten wir natürlich in den Schatten. Sie sollten bald ja noch genug in der Hitze schuften. Ich fand es eigentlich angenehm warm, aber das war wohl nicht Jedermanns Sache. Dann ging es auf 15 Uhr zu und wir nahmen unsere Räder und stellten uns draußen auf.
Marc und Knut instruierten uns noch für die Ausfahrt und teilten die ca. 50 Fahrer/inen in zwei Gruppen ein. Die langsamere Gruppe sollte einen Schnitt von etwa 20 km/h gemütlich fahren, während die "Schnellen" einen Schnitt von 25 km/h anstrebten. Ich meldete mich für die flottere Gruppe und wollte meinem Bianchi mal eine schnelle Gangart zeigen.
Gespannte Erwartung kurz vor dem Start. Dann ging es endlich los. Da die Bahn am Rand von Hannover war, führte die Tour direkt aus der Stadt raus. Die Route ging nach Hemmingsen, vorbei an einigen Seen und Teichen. Überhaupt schien es hier viel Wasser zu geben. Uns erwartete eine weite Landschaft mit Blick bis zu den ersten Hügeln am Horizont.
Nun fuhren wir kurz durch Wilkenburg und dann wieder kleine Seen links und rechts. Harklenbeck war dann die nächste Ortschaft. Dann wieder plattes Land bevor wir Reden erreichten. Hinter Schliekum wurde das Streckenprofil dann leicht wellig, aber immer noch gut fahrbar. Das Tempo litt jedenfalls nicht darunter. Dann verlor ich es ohne zu merken meine
Pumpe. Netterweise wurde sie mir dann von einem aufmerksamen Mitfahrer wieder gebracht. Vielen Dank noch einmal.
Jeinsen und Adensen waren die nächsten Dörfer die wir passierten. Dann sah ich oben auf einem Hügel ein Schloss und dachte noch da könnte man mal hochfahren.
Und in der Tat, plötzlich bog die Gruppe links ab und es ging jetzt richtig berghoch. Wie eine wild gewordene Horde Gallier, die auf die Römer zu stürmte, rasten die Ersten den Berg hoch. Das erinnerte mich doch sehr an Asterix und Obelix und ich musste schmunzeln. Da ich nicht mithalten konnte, suchte ich, wie ein paar Andere vor und hinter mir, mein eigenes Tempo und kurbelte die steiler werdende Straße mit ihren Serpentinen hoch. Immerhin ging es bis auf 150 Meter hoch. Das war in dieser flachen Gegend schon ein richtiger Berg.
Oben angekommen warteten Getränke auf die verschwitzten Fahrer/innen. Im Schatten von alten Bäumen war eine Pause angesagt. Wir hatten gut die Hälfte der Strecke hinter uns. Schnell drehten die Gespräche sich um alte Räder und alte Technik.
Die Räder waren so unterschiedlich wie ihre Fahrer/innen. Vom lupenreinen Racer bis hin zum Reiserad war alles vertreten.
Doch jede Pause hatte mal ein Ende und so machten wir uns auf den Rückweg. Netterweise ging es jetzt natürlich bergab.
Auf dem Rückweg ging die Jagd dann richtig los, als Marc mal nicht vorne fuhr. Schnell waren wir im Bereich von 35 km/h. Da hatte ich mit meinem alten Bianchi langsam Mühe noch dran zu bleiben. Zu meinem Glück wurde das Tempo dann aber doch wieder auf ca. 30 km/h gedrosselt. Die Gruppe erreichte dann nach ca. 51 km wieder die Radrennbahn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 27,6 km/h. Also noch etwas flotter als geplant. Wir machten noch ein Gruppenfoto auf der Treppe vor dem Gelände. Dann warteten wir auf die andere Gruppe. Mittlerweile waren auch Andere eingetroffen, die nicht mitgefahren waren. Christian und Susanne saßen im Schatten auf einer Mauer. Nach und nach trafen dann weitere Teilnehmer ein. Manche kannte ich von Fotos aus dem Forum, manche konnte ich zunächst nicht zuordnen.
Dann ging es zum gemütlichen Teil über. Es gab Getränke und das Abendliche Grillen wurde vorbereitet. Noch einmal vielen Dank an Marc, das er auch an die Vegetarier gedacht hat. Es wurde viel gequatscht, Fahrräder bestaunt und schließlich "verirrten" wir uns in die Katakomben der Bahn und bestaunten die Bahnräder der Vereine, die dort in Verschlägen untergebracht waren. Dann stieß ich auf die Steherräder die unser Rickert-Rentner für die Ausstellung am nächsten Tag mitgebracht hatte. Das Meiste waren natürlich Räder von Hugo Rickert gelötet. Draußen auf der Wiese wurde während dessen richtig gearbeitet. Es wurden mit speziellem
Werkzeug Rahmen gerichtet und festsitzende Vorbauten gezogen. Einfach toll wie sich da im Klassiker-Forum gegenseitig geholfen wurde. Natürlich gab es jede Menge Zuschauer.
Da am Abend auch das Endspiel im Fußball um den DFB-Pokal statt fand, hatte Marc einen Beamer besorgt und wir konnten beim Grillen Rudel gucken und ein abwechslungsreiches Spiel zwischen Dortmund und Frankfurt sehen. Da viele von uns aus Dortmund und Umgebung kamen, war das Interesse groß. Auch einige Frankfurter waren beim Treffen dabei und mussten zu ihrem Leidwesen sehen wie Dortmund mit 2:1 gegen Frankfurt gewann und den Pokal holte. Bis zum späten Abend war es trotzdem eine tolle Stimmung mit vielen Gesprächen. Spät Abends, es war schon längst dunkel, verabschiedete ich mich bis zum nächsten Tag und fuhr in mein Hotel. Ein richtig toller Tag ging zu Ende.