Ich bin zwar weder ein berechnender Ingeneur, noch ein experimentierwütiger Bastler, aber ich überlege mir solche Dinge trotzdem gern, nennen wir es Gedankenexperiment. Das große Rätsel ist hier: wie kann es einem Bastlertypen wie unserem norbert1 gelingen, die Speiche in genau der Länge zu flicken, die nachher einen halbwegs brauchbaren Rundlauf ergibt? Die Felge wird entsprechend gegengespannt ("verbogen"), so weit waren wir schon. Aber wie weit? Hier teilen sich Wege der Berechner und der Bastler: die einen packen die Formelsammlung aus, die anderen sind bereit, den Vorgang aus abschleifen und neulaminieren so lange zu wiederholen, bis man richtig geraten hat.
Ich schätze aber, dass es noch einen Mittelweg gibt, messen: eine unbeschädigte Stelle des Laufrades so lange mit dem Kantholz malträtieren, bis die als Referenz gewählte Speiche völlig entlastet ist (spätestens wenn sie minimal unter Druck steht erkennt man das auch ohne Tensiometer o.ä.), dann das Kantholz markieren und den Messchieber ansetzen und die gleiche Belastung an der Reparaturstelle wiederholen. Vielleicht muss man dann noch eine ganz kleine Reserve für eine Art Setzung des Reparaturmaterials einplanen (das Originalmaterial wird wahrscheinlich schon vor dem Aushärten teilweise oder ganz gespannt, bei einer Schäftung geht das nicht), aber bei dieser Schätzung geht es dann nur noch um einen Bruchteil des Fehlerpotentials, das man beim raten ohne die Referenzmessung gehabt hätte.
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass dieses Projekt eigentlich sehr viel weniger umstritten sein müsste als der "Weltrekordrahmen" oder die dazugehörigen
Bremsen, denn dort ging es ja um (meiner Meinung nach sehr berechtigte) Sicherheitsbedenken, während bei einem erneuten Speichenbruch wohl wirklich nur das Material und eine abgrebrochene Ausfahrt auf dem Spiel steht. In diesem Sinne: weitermachen.