Wie geht ihr damit um, ich versuche schon möglichst viel , um gut gesehen zu werden, fühle mich aber oft trotzdem unsicher und gehe auf die Bremse. Bin arbeitsmäßig zwischen 2 Ruhrpottstädten unterwegs und habe einen gewissen, unbeleuchteten Teil im Niemandsland zwischen 2 Städten zu bewältigen, da ist für Kontrollen niemand zuständig. Bedeutet für mich nichts anderes, als dass ich jetzt wieder das Auto nehm.. Ich bin ja nucht lebensmüde.. Geht es noch jemandem auch so?
Ich denke, das Gefühl spielt hier eine erhebliche Rolle. Aber an welchen Tatsachen machst Du fest, dass es wirklich unsicherer wird?
Ich bin ja auch viel im Dunkeln unterwegs und das auf Bundes-, Land- und Kreisstraßen. Das "Niemandsland" ist dabei zwingend, aber es läuft mir auch sehr rein, weil ich das viel angenehmer finde als städtischen oder stadtnahen Verkehr. Die autointensivste Strecke fahre ich gelegentlich auch heim. Die Unterschiede zur morgendlichen Dunkelfahrt sind dabei klar benennbar: Auf der Heimfahrt ist es heller, es sind erheblich(!) mehr Autos unterwegs (mind. Faktor 3), ich werde deutlich öfter knapp überholt (zumindest absolut, ob auch relativ weiß ich nicht).
Der Kopf kann einem auch einen Streich spielen und das Gefühl erreichen. "Weil man im Dunkeln schlechter sieht, sieht man auch mich als Radler schlechter." Dieser Gedanke mag zunächst naheliegen, aber er ist nicht zutreffend. Im Hellen sieht man mehr, deshalb ist der Radler "eins unter vielen", im Dunkeln ist er dagegen "eins unter wenigen" - dadurch steigt seine relative Sichtbarkeit. Wenn man sich dann noch gut beleuchtet, nutzt man seine relativ bessere Situation noch besser: helles Rücklicht in passender Höhe und Ausrichtung; Reflektoren in passender Höhe (am
Helm bringen sie weniger als in Sattelhöhe), sich bewegende Reflektoren (oder Zusatzlichter) erhöhen die Aufmerksamkeit zusätzlich (Bein, Pedal). Wer mit Tasche am Gepäckträger unterwegs ist, statte sie nicht nur mit einem Reflektor aus, sondern setze sie auf die linke Seite, dadurch überholen Autos mit mehr Abstand; Reflektoren an den Armen, vor allem am linken, erhöhen die Sicherheit beim Abbiegen.
Ich habe all diese Maßnahmen Stück für Stück umgesetzt und die Zahl unangenehmer Situationen sank kontinuierlich.
Du bist deinem Unsicherheitsgefühl nicht hilflos ausgeliefert. Ich kenne das Gefühl ganz gut, aber ich will ihm nicht übermäßig Raum gegen, und je mehr man sich nach dem Gefühl des Gefährdetseins richtet, desto stärker wird der Glaube, dass es tatsächlich gefährlich sei. Analysiere und überprüfe es auf Tatsächlichkeit und handle dann. Vielleicht ist auch eine Alternativstrecke möglich. Ich habe mir inzwischen eine Vielzahl von Streckenvarianten zusammengesucht, um je nach körperlichem Zustand, Verkehrssituation und Wetter immer fahren zu können. Eine Auto steht mir gar nicht zur Verfügung.
Die Entscheidung, mit dem Auto zu fahren, weil Autos einen so sehr gefährden - nun ja, darüber kann man nachdenken...
Je länger und schöner die Strecke, um so eher passiert es mir, dass ich total ausgeglichen bei der Arbeit ankomme und mich gar nicht mehr richtig erinnern kann, wo ich denn entlanggefahren bin. Dann bin ich immer froh, dass ich die Strecke mit meinem GPS aufzeichne.
Macht Radfahren also dement?
Die gestrige Heimfahrt mit dem Waldrenner war ernüchternd.
Ich bin die höhenmeterintensive Strecke gefahren, die ich auch öfter schon mit dem MTB gefahren bin, lief soweit unproblematisch - aber ich war erschreckend schnell wieder aus dem Wald raus. Was mit dem MTB eine "knackige Strecke" war, bin ich mit diesem Rad mit einem Fingerschnippen gefahren. Jetzt hatte ich mich auf schöne, längere Waldstrecken gefreut und nun das. Irgendwie fährt man mit dem Waldrenner die km einfach so runter. Und das, obwohl die hintere Bremse noch leicht, aber spürbar schleift. Was wird erst sein, wenn die das Rad richtig freigibt?


