Und den Glycolwein aus Niederöstereich nicht vergessen
Erfunden wurde das Glycol-Gepansche übrigens von einem deutschen Chemiker, der für die Weinbauern an der Ahr und an der Mosel tätig war. Hintergrund war, daß damals süßer Wein in Mode war, das Beimengen von Zucker immer beliebter wurde, der zusätzliche Zucker aber anhand einer simplen Dichteprüfung bereits auffiel. Deshalb kamen die deutschen Winzer mit Hilfe des deutschen Chemikers auf den Zusatz von Glycol.
Das wurde dann in ganz Europa - also auch in F, D und ITA - angewandt. In Italien gab es wegen zu viel Glycol sogar Tote; in A wurde nur einer 90 Jährigen, die nach oder auf einer Feier verstarb, ein Gycol-Tod angedichtet.
Ansonsten war der europäische Glycol-Skandal für den österreichischen Weinbau ein Segen, da damit nämlich die Wachablösung - also der Rückzug der alten und die Etablierung der neuen, jungen Winzer - einherging.
Seither gibt es in A keine dieser Süßweine mehr; dafür ist weiterhin die deutsche Mosel, Saar oder Ruwer bekannt; auch die Deutsche Weinstraße produziert heute noch eher süße denn kräftige oder nur fruchtige Weine.
Deshalb sollte man vielleicht zuerst ein wenig recherchieren, bevor man alte Vorurteile rauskramt.
So ein Grüner Veltliner, Gelber Muskatella oder junger Bouvier aus der Golser Selektion mit Winzern wie Nittnaus oder Gsellmann oder der Golser Pannobile mit Winzern wie Preisinger ist eine ganz andere Klasse, frisch, je jünger desto rescher, fruchtig aber nie süß und lieblich. Ein echter Genuß.
Bei den Roten wäre z.B. ein Allacher Salzberg aus 2013 z.B. eine gute Wahl für einen preislich nicht abgehobenen noch jungen Roten mit viel Potential und Geschmack.
Die Gegend hat aber neben Wein auch Anderes zu bieten. Die dort produzierten Natur-Fruchtsäfte sind eine echte Schau. So schmeckte es vor über 40 Jahren, wenn ich bei meinem Großvater in den Keller ging und den "selbst gemachten" Apfel- oder Birnensaft heraufholte. Ok, mein Großvater kelterte nicht mehr selbst sonderngab seine Äpfel und Birnen an einen befreundeten Saft-Produzenten, den es leider schon lange nicht mehr gibt. Im Burgenland habe ich aber den alten, in der Erinnerung "verhafteten" und lange ersehnten, natürlichen Geschmack von Säften wiederentdeckt.
Für guten Wein muß man übrigens nicht unbedingt in das Burgenland. Da gibt es auch in Wien und naher Umgebung Einiges zu entdecken - z.B. Mayer