- denkt Ihr, man kann soetwas - auch als unerfahrener - selber löten?
- sind die engen Radien des Rohres überhaupt so machbar?
- an den Rohrenden würde das Rohr durch die Gewindebohrungen auf ca. 0,5 mm Wandstärke verjünkt, reicht das noch aus?
In der Reihenfolge und in aller Kürze:
- ja
- nein
- ja
Hartlöten fand ich von Anfang an einfach, im Gegensatz zu Schweißen. Von "Talent" würde ich da nicht unbedingt prechen, weil man eigentlich die ganze Zeit sehr gut beobachten kann, was man tut. Eine tolle Ausstattung muss es auch nicht sein, für einen Gepäckträger reicht so ein Mini-Autogenschweißding, das Dachdecker oft dabei haben; Schweißfix oder Rothenberger Roxy-Kit etc. Aber nicht für einen Träger extra sowas kaufen, lieber leihen oder bei einem befreundeten Schlosser aufschlagen. Werkzeugseitig reichen ansonsten eine Eisensäge, ein paar ordentliche, nicht zu grobe Feilen, eine Bohrmaschine (Entlüftungslöcher!) und vielleicht ein Dremel mit verschieden großen Schleifkappen. Ach ja, und Bindedraht.
Wichtiger sind dann schon Lot, Flussmittel und natürlich das Rohrmaterial. Höherfestes Stahlrohr in passenden Abmessungen und kleinen Mengen zu fairen Preisen ist in Deutschland fast unmöglich zu bekommen, danach haben hier schon verschiedene Leute vergeblich gesucht (manchmal jahrelang). Ich bin letztendlich hier gelandet und habe rostfreies, höherfestes und relativ hitzebeständiges "1.4462" in verschiedenen Durchmessern bestellt:
https://www.mst-edelstahlrohr.de/de/
Eigentlich sollte man das aber schweißen, weil die Verarbeitungstemperatur beim Hartlöten genau in dem Bereich liegt, den das Material nicht mag. Mit hochprozentigem Silberlot kann man vielleicht darunter bleiben, aber nur schwer fließende Übergänge modellieren; ansonsten müsste man das Material eigentlich glühend abschrecken, was natürlich nicht so richtig umsetzbar ist, oder zumindest die Dauer der Hitzeeinwirkung kurz halten. Ich habe mit 40%igem Silberlot gearbeitet und die Träger halten bislang, werden aber auch nicht wirklich hoch belastet. Testweise waren diese Rohre aber auch nach mehrfachem Durchglühen noch so stabil wie vorher, ganz im Gegensatz zu Standard-Edelstahl "V2A/V4A" oder unlegiertem Baustahl, die dann beide butterweich sind.
Zum Biegen habe ich einen Standard-Leitungsbieger aus dem Automobilbereich verwendet, der bei den dünneren 6,35-mm-Rohren aber schon etwas Kraft braucht und teilweise schon Abflachungen/Einschnürungen erzeugt. Radien unter ca. 20 mm halte ich bei höherfesten Rohren ohne sonstige Tricks für schwierig.
Für größere Radien und dickere Rohre habe ich so ein Ding hier, das man aber für ein paar Gepäckträger eigentlich nicht braucht:
Dieser hier wirkt für filigrane Sachen etwas sinnvoller und hat auch mehr verschiedene Rollen:
http://www.laizer-spalter.de/Rohrbiege/Rohrbieger.html
Andererseits habe ich einige Radien dann auch einfach mit einem auf den Tisch gespaxten Orangenentsafter gemacht:
Gewinde in den dünnen Rohren sind kein Problem, wenn sie nicht sinnlos länger als die Schrauben sind. Andererseits sind meine Rohre aber auch minimal dicker und es bleiben knappe 0,7 mm Wandstärke übrig.
Zur nötigen Erfahrung:
@ta22os und ich haben jeweils beim ersten Versuch und ohne größere Vorkenntnisse Träger hinbekommen, die passen, funktionieren und recht ansehnlich sind. Das traue ich also auch jedem anderen zu, der handwerklich nicht völlig ungeschickt ist und die Fähigkeit hat, sich einfache Hilfskonstruktionen im richtigen Moment einfallen zu lassen.