Was sagt ihr zu den neuen 2025 Modellen ?
Hab meinem 2024 9.0 Modell jetzt neue Carbon Laufräder spendiert.
Habe mir letzten Samstag das 2024er Vaillant 10.0 gekauft. Da ich in Bonn wohne, bin ich direkt in den „Megastore“ und konnte das Rad ausgiebig anschauen und im Verkaufsraum ein bisschen testen.
Das ist seit 15 Jahren mein erster Rennradkauf gewesen (Gravel usw. dazwischen schon öfter...). Damals gab es die Unterscheidung zwischen Aero- und Endurance-Rädern noch nicht. Ich war mir also gar nicht sicher, was mir besser liegen würde. Aber als ich mich zum ersten Mal auf das Vaillant 10.0 gesetzt habe, war klar, dass es in diese Richtung gehen würde. Die Geometrie hat mir auf Anhieb gepasst, das war ein Gefühl von Nach-Hause-kommen, auch wenn die Sattelposition erstmal natürlich nicht optimal und der Lenker noch zu hoch war. Ich bin 1,79 und habe die Rahmengröße M genommen.
Und es war mein erstes Rad mit elektronischer Schaltung, und mein erstes mit SRAM.
Das Rad ist super. Ich dachte zuerst, Aero müsste hart und unkomfortabel sein, aber weit gefehlt. Im Vergleich mit meinem 15 Jahre alten Carbon-Rad, das ebenfalls ein Radon war (die genaue Bezeichnung kenne ich gar nicht mehr, hatte aber Dura Ace Vollausstattung und Mavic Ksyrium Elite Laufräder) ist das Vaillant 10.0 deutlich komfortabler, bei trotzdem sportlicherer Sitzhaltung, und im Kurvenverhalten neutraler, es wirkt trotz allem handlicher. Die ganze Sitzposition ist besser durchdacht und passt bei mir ganz einfach. Die SRAM Force AXS schaltet super, an das Bedienkonzept musste ich mich erstmal gewöhnen, das ging aber schnell. Dass der Komfort mäßig sein soll, wie im RN-Video erwähnt wurde, kann ich also so nicht nachvollziehen, kommt aber auch vermutlich darauf an, von welchem anderen Rad man kommt...
Auch die Übersetzung mit 50-37 und 10-36 12fach passt bei mir ganz gut, obwohl ich eigentlich ursprünglich auf eine 50-34 11-34 wollte. Die Abstufung im oberen Bereich ab 50/13 oder 50/14 (weiß momentan nicht, ab wann dann 2er-Schritte kommen) zum nächst größeren Gang wirkt im Vergleich mit meiner alten "klassischen" 10fach mit 53-39 und 12-27 etwas grob, insgesamt ist die 12fach aber natürlich viel sinniger und für mein inzwischen erreichtes Alter auch passender.
3.999,- sind natürlich kein Pappenstiel, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis passt im Vergleich mit anderen Anbietern auf jeden Fall. Den Powermeter habe ich erstmal nicht dazu genommen, der lässt sich aber für ca. 300 Euro nachrüsten, wurde mir gesagt.
Nachdem ich dieses Rad jetzt kenne, zweifle ich umso mehr an dieser Einteilung in Endurance und Aero-Rennräder. Ich weiß nicht, was an einem Endurance-Rad irgendwie mehr "Endurance" sein könnte, wenn es genauso ein "Rennrad" sein soll. Ist vermutlich nur wieder ein Versuch der Branche, Marktsegmentierung zu betreiben, so dass die Leute dann anstatt einem, gleich 2 4.000-Euro-Räder kaufen sollen... Na ja. Ein Rennrad soll für mich einfach ein Rennrad, also ein Fahrrad zum Schnellfahren sein, und das ist das Vaillant 10.0 auf jeden Fall. Mehr will ich gar nicht und von daher ist das für mich ideal.
Vor meiner Entscheidung hatte ich Kritik wegen der Bremsen gelesen, das kann ich aber bisher nicht nachvollziehen. Ich kenne mittlerweile eine Reihe von Hydraulik-Scheibenbremssystemen. Das von der Shimano GRX hat mir bisher am besten gefallen und ja, die SRAM Force am Vaillant 10.0 kommt da nicht ganz ran. Aber wir haben auch kleinere Scheibendurchmesser und natürlich ein deutlich geringeres Gewicht, und für ein Straßenrennrad ist das auf jeden Fall eine mehr als ausreichende Bremse. Eingefahren musste sie natürlich erstmal werden, aber das muss man eben berücksichtigen.
Die Schaltung ist natürlich, wenn man von einer über 15 Jahre zwar immer wieder aktualisierten, aber letztendlich dann doch irgendwie verbogenen und ausgelutschten Dura Ace kommt, ein Traum. Das war auch der Hauptgrund, dass ich mir nun ein neues Rennrad gegönnt habe: Die Ersatzteile für die Dura Ace von 2010 (Baureihe 7900) werden langsam rar, man muss dann auf Kassetten von anderen Gruppen ausweichen und Kettenblätter sind wahnsinnig teuer. Und der alte Rahmen konnte maximal mit 25mm Reifen gefahren werden, da wollte ich dann schon mal wieder State of the Art bleiben, auch bei den Bremsen. Wenn man bis auf das Rennrad nur noch Räder mit hydraulischen Scheibenbremsen hat, kommen einem die Felgenbremsen am Rennrad nach dem Losfahren ja erstmal unheimlich schlecht vor...
Der einzige Wermutstropfen wäre vielleicht, dass die Verarbeitungsqualität der Bauteile bei der SRAM Force gegenüber Shimano zumindest optisch etwas zurück fällt. Die Oberflächen z.B. auf der Kette und den Ritzeln haben kein so gutes Finish und wirken ein bisschen wie "Sora" und nicht wie die eine Gruppe im Top-Segment eines Top-Herstellers. Aber das komplett kabellose System mit den kleinen, abnehmbaren Akkus hat mir technisch deutlich besser gefallen als Di2 mit fest verbautem Akku. Es werden übrigens rote Plastik-Dummies für die Akkus mitgeliefert, sie man beim Herausnehmen der Akkus in Umwerfer und Schaltwerk stecken kann, so dass man nicht versehentlich ohne Akkus losfährt. Da das System drahtlos ist, verbraucht es auch im Stand immer etwas Strom, weshalb man die Akkus tatsächlich immer herausnehmen sollte, wenn man das Rad für mehrere Tage stehen lässt.
Ach ja, noch etwas zum Aussehen: Der dunkelgrün schimmernde Carbon-Effekt des Rahmens sieth zusammen mit den grün-metallic-Details an der Gruppe einfach super aus...
Ich glaube, ich habe mein Traum-Rad gefunden...