AW: Prag - Berlin in zwei Tagen
Dann will ich mich mal an einen kurzen Abriß der letzten zwei Tage machen.
Alles begann am Samstag 3:30. Ein Espresso, Stullen schmieren, Trinkflaschen füllen, mit dem Hund raus. Den Rucksack (Klamottentüte der Cyclassics) geschultert, ab in den Keller. Vorderreifen platt. Schai55e! Also Schlauchwechsel und dann mit Tempo 40 zum Ostbahnhof. Ankunft 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges, die anderen warten schon. Beim Demontieren des Rades stelle ich fest, daß meine Trinkflaschen noch im Keller sind. Sehr ärgerlich, doch wir lassen uns die gute Laune nicht verderben. In den leeren Zug, vier Personen und acht Polentaschen. Alles hat Platz, keiner der vielen Schaffner oder Zöllner stellt eine Frage. Der Zug fährt mal schnell, mal sehr langsam in den Sonnenaufgang, im Elbtal plötzlich dichter Nebel. Kurz vor Prag strahlend blauer Himmel. Praha Holesovice, aussteigen, Räder zusammen, Radkoffer entsorgen und los gehts. Nicht wirklich, direkt hinterm Ausgang ist eine Mauer. Also andere Richtung, auf eine Hauptstraße und Richtung südwest. Die Prager Burg grüßt kurz, das ist unser Ziel. Doch erst ein Kaffee am Fuße der Karlsbrücke, Bezahlung mit € nicht möglich, als EC-Karte.
Pirat äußert sich noch kurz über seine Zweifel bzgl. der Notwendigkeit von 25er statt 21er Ritzel, da braucht er auch schon alle Zähne. Es geht über mittelalterliches Pflaster hoch zum Hradschin. Dort sind alles Einbahnstraßen, die meisten befahren wir aus Unkenntnis von Alternativen in falscher Richtung. Oben ist Alfa Romeo-Treffen und ein paar hundert Touristen. Einpaar Photos, wieder runter, über die Karlsbrücke (Slalom durch einige tausend Touristen) in die Neustadt, Rathaus, Wenzelsplatz, wir wollen hier raus.
11:30 wir verlassen das historische Zentrum und suchen die Fernstrasse 240. Zwei sportliche MTB-Fahrer weisen uns den Weg (einen treffen wir Stundne später in Usti wieder), wir finden den Weg auch und um 12:00 verlassen wir Prag. Recht bald sind die Straßen leer, die Dörfer in unsren Augen teilweise recht heruntergekommen, doch überall Gastronomie, Läden, Tankstellen. Recht einfach geht die Fahrt nach Usti, der leichte Wind kommt von hinten, es geht flott voran. In Terezin (Theresienstadt) besuchen wir die Gedenkstätte durch den Wirtschaftseingang und dann lecker Mittagesen beim Diakonischen Werk. Krusovice und Gulasch mit Knödel weckt die Lebensgeister, wir geben reichlich Trinkgeld (jeder zahlt 4,50). In Usti kurze Umfrage unter den Teilnehmern, welche Route genommen werden soll. Wir entscheiden uns für Route 1 von GourmetII, also nach Krupka. Die Hügel beginnen - wir sagen dazu Berge - und in Krupka entscheiden wir, daß jetzt jeder sein Tempo bis zum Gipfel fährt. Schöne 8 km beginnen mit 12% Steigung. Über Hrad Krupka, Horni Krupka nach Fojtovice. Dort eine Baude! Eiskaltes Bier. Die anwesenden Gäste begrüßen mich mit "Der Wirt wollte schon dreimal Feierabend machen". Ich bestelle 4 Bier. Der Wirt fragt "Gambrinus - normal, Pilsner Urquell - stark" und zeigt dabei die Faust. Ich entscheide auf Gambrinus und das kommt auch pünktlich zum Eintreffen von Pirat. Schosse und Horst werden lautstark mit mit Bier und Photoshooting empfangen, kurze Rast, es ist 17:00. Pirat: "Jetzt gehts nur noch bergab." Nach einem zweiten Bier gehts nach Zinnwald, der alte Grenzübergang ist nicht gesichert, also illegaler Grenzübertritt durch uns. Ab ins Müglitztal, wir werden für den langen Aufstieg entschädigt. Mit hohem Tempo gehts bis Glashütte. Dort wieder Streckenplanung. Ich will nach Pirna (22km) und dann elbaufwärts nach Rathen, Pirat willo quer direkt nach Rathen. Es folgen weitere Anstiege mit 12% bis wir gegen 19:00 zwei MTB-Fahrer treffen. Wir fragen nach dem Weg und uns wird im breitesten sächsisch die Strecke nach Rathen als Abfolge steiler Hügel beschriebn. Also doch noch nach Pirna, Kopf runter, Kette rechts. Am Elbufer schließt gerade bei Sonnenuntergang die Gastronomie, wir bekommen noch Cola, ich verteileTraubenzucker. Wie weit noch, o Herr? 10km, halbe Stund! Hatti angerufen, er soll Essen besorgen, das entsetzt ihn. Wir fahren den Elbradweg flußauf, anfangs ist der Weg beleuchtet, ab Wehlen ist er im Wald. Es ist dunkel, richtig dunkel. Ich bete, daß das sächsische Tiefbauamt gute Arbeit geleistet hat und wir fahren mit Tempo 30 im Blindflug. Plötzlich eine winkende Gestalt unter einer Laterne, Hatti! Glückselig fallen wir beim Bahnhofs-Toni ein, Bier, Soljanka, Bauernfrühstück und Apfelstrudel. Ein Aufstieg über unsichtbare Stufen zur Hütte, Katzenwäsche mit kaltem Wasser, ein letztes Bier, Nachtruhe um 23:00.
Das war der erste Tag, 213 km, 2.000 Hm.
Twobeers