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Radfahren nach Epstein-Barr-Virus: Erfahrungsaustausch

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Re: Radfahren nach Epstein-Barr-Virus: Erfahrungsaustausch
Meine Ärzte haben mir tatsächlich von jeglichem Sport zuerst abgeraten. Sie haben es nur soweit eingegrenzt, wenn ich mich irgendwann (!) fit fühle, dann einfach nur raus und etwas gehen. Nicht radfahren, kein Kraftsport. Einfach nur gehen. Mit Pulskontrolle. Und dann anfangen, über die Dauer zu steigern, danach erst über die Leistung.
Anfangs konnte ich nicht mal wirklich die Spülmaschine ausräumen - habe danach 2 Stunden geschlafen und der restliche Tag war gelaufen. Mein Glück war wohl, dass kurz nach dieser Reaktivierung der zweite lockdown kam. Ich kam gar nicht in die Gedanken, ich muss dies und jenes. Ich konnte wohl auch einfach krank sein. So blöd wie sich das anhört, ich glaube mich persönlich hat es vor einer Depression bewahrt.

Schicksale wie die genannten sind heftig und leider kann es jeden so treffen 🫤
 
Zur Illustration, wie langwierige die EBV-Rekonvaleszenz sein kann, ein interessanter Artikel zu Mark Cavendish, der ebenfalls lange daran erkrankt war und auch psychisch dabei schwer gelitten hat.
https://www.cyclingnews.com/news/ma...d-clinical-depression-in-netflix-documentary/
In den neunziger Jahren gab es außerdem einen prominenten Fall im Profi-Fußball. Olaf Bodden, ein talentierter Spieler von 1860 München erkrankte dran, feierte ein Comeback auf dem Platz und musste trotzdem kurz danach seine Karriere wegen einer ME/CFS-Erkankung, die vermutlich durch EBV ausgelöst wurde, beenden. Heute ist er - offenbar aufgrund einer fehlgeschlagenen experimentellen Therapieansatzes - ein Pflegefall.
Die meisten EBV-Erkrankungen gehen zum Glück glimpflich aus, aber weil EBV eben zu ME/CFS führen kann, drängen sich Parallelen zu Long-Covid auf. (Schätzungen gehen von >100.000 bis zu 300.000 ME/CFS-Patienten in D. aus, die aber natürlich nicht alle mit EBV zu haben).
Beiden Krankheitsbildern gemein ist allem Anschein nach, dass die ansonsten bei vielen Krankheiten so positive Wirkung körperlicher Aktivierung durch Sport bei diesen Erkrankungen ein echtes Risiko darstellt und den Zustand der Patienten verschlechtern kann. (Leider haben das auch im Gesundheitswesen auch noch nicht alle begriffen und es werden immer noch aktivierende, körperliche belastende Reha-Programme für solche Erkrankungen verordnet.)
Long Story Short: Vorsichtig sein, kritisch in sich hineinhören und ehrlich die Frage beantworten, ob körperliche Aktivität den Zustand ggf. eher verschlechtert.

Ja, Olaf Bodden ist mir noch gut aus Kindheitstagen bekannt und hatte den Begriff des Pfeifferschen Drübenfiebers bei mir auch geprägt. Der kam mir auch in den Sinn, als die Symptome auftraten. Für Leistungssportler ist das echt eine absolute Horrordiagnose, wenn es sie im späten Jugend- oder Erwachsenenalter trifft.
Glücklicherweise gibt mir mein Körper auch eindeutige Signale, wenn es zu viel wird oder es Tage gibt, an denen ich mich gar nicht anzuschicken brauche, überhaupt irgendwie loszulegen. Kann mich gut dran erinnern, dass ich letztes Jahr um die Zeit eine schöne 80km Graveltour an der Küste entlang gemacht habe, die ich dieses Jahr wiederholen wollte, aber inzwischen schon in die geistige Ablage gelegt habe. Vorerst bleibt es bei kurzem, leichten, regenerativen Fahren, das hat mir gut getan.

Falscher Ehrgeiz ist wirklich fehl am Platz, aber wenn ich mir da nicht irgendein ambitioniertes Ziel setze, wenigstens für die nächsten Jahre, dann kann ichs auch sein lassen. Das bewahrt auch ein Rest Motivation und hilft mir, an der Sache dran zu bleiben. Ich kann Cavendish da schon in gewisser Weise verstehen, es entsteht eine gewisse Leere. Ich weiß die gut zu füllen und bin nun absolut nicht beschäftigungslos, aber wenn die Leidenschaft und der Ausgleich wegfällt, ist das natürlich bitter. Das wird aber wohl auch jeder hier nachvollziehen können, der aus den unterschiedlichsten Gründen eine Zwangspause einlegen musste oder einen erheblichen Leistungsknick hatte.

Bin auch gespannt, ob medizinisch etwas festzustellen ist und welche Motivation der Arzt hat. Da versuche ich aber erstmal keine allzugroßen Erwartungen zu entwickeln.
 
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