Ich weiss ja nicht, in wie weit das Rad ohne montageservice ankommt, aber falls du noch keine hast, würde ich dir montagepaste sehr ans Herz legen. Schon Räder vom versandhandel unter den fingern gehabt, wo die Schrauben kein Tropfen Fett gesehen haben...
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Das sind leider keine guten Tipps. Nicht böse von mir, Du hast es ja nett gemeint.
Montagepaste erzielt ihre Wirkung durch harte Partikel, die sich in die Carbonoberfläche hineindrücken und dadurch die Klemmwirkung erhöhen. Absolut sinnvoll, vor allem für die Sattelstütze, die sonst schon mal gerne wegen der Wechselbeanspruchung und der Belastung genau in axialer Richtung schleichend durchrutscht. Wie
@Reiner_2 ja auch schon geschrieben hat, bringt die Montagepaste bei Alu wenig bis gar nichts. Die harten Partikel dringen da zum einen nicht ein, zum anderen braucht man es auch gar nicht, weil man auch ohne weitere Maßnahmen schon genug Klemmwirkung erzielt.
Fast schon fatal kann es werden, wenn man Schrauben einfettet und sich keine Gedanken macht, was man damit bewirkt. Auch wenn man es nicht glauben mag, aber Schraubenverbindungen kann man rechnen und diese sind auch typischerweise einmal ausgelegt worden bzw. durch Erfahrungswerte hat sich ergeben, wie man diese zu dimensionieren hat. Die Schraubenverbindungen am Rad sind typischerweise nicht geschmiert, für diesen Fall sind sie ausgelegt und genau für diesen Fall erfüllen sie ihren Zweck: Bei dem vorgegebenen Drehmoment (bzw. bei dem Drehmoment, mit dem man als erfahrener Schrauber aus dem Handgelenk immer z.B. eine M6-Verschraubung anzieht) wird die richtige Klemmwirkung erzielt und gleichzeitig (!) erfolgt die richtige Hemmung gegen Losdrehen.
Wenn ich nun die Schraube schmiere passiert folgendes: Das Drehen geht viel leichter bezogen auf eine vorgegebene Vorspannung. Um die gewünschte Vorspannung zu erzielen, müsste ich das Drehmoment unter Umständen halbieren. Bei halbem Drehmonent wäre die Schraube aber nicht genügend gegen Losdrehen gesichert. Behalte ich das Drehmoment bei, habe ich unter Umständen die doppelte (!) Vorspannung. Es sind zwar bei allen Auslegung ordentliche Sicherheitsreserven vorhanden, aber gerade bei der Sattelstütze mit nur einer Klemmung, der Kerbwirkung am geschlitzten Rahmen und dem ordentlichen Druck auf die Sattelstütze, die man durchaus auch durch Druck kaputt bekommen kann, kann bei doppelter Klemmkraft schon etwas passieren. Der Faktor 2 ist übrigens realistisch, siehe Link weiter unten.
Gerade bei den klein dimensionierten Schrauben kann man mit dem Hebel einer ganz normalen Ratsche schon viel kaputt machen, z.B. auch den Schraubenkopf abdrehen.
Wer es nicht glaubt, dem hilft Google (aber natürlich nur, wenn man schon weiß, wonach man suchen muss
) In dem Dokument "Einfluss der Reibung auf das Montageergebnis bei Schrauben" (
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=6&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwig4Zih5NzYAhUqhqYKHVDSDiAQFghFMAU&url=http://www.flangevalid.com/uploads/montage/EinflussDerReibungAufDasMontageergebnisBeiSchrauben.pdf&usg=AOvVaw3vWf9PUcVamCFJe_ZHR0RF) findet man einige erhellende Aussagen zu dem Thema, z.B (Seite 4).
Das geplante Montageergebnis ist eine Vorspannkraft bei einem geplanten Drehmoment und geplanter Reibzahl. Durch die von der geplanten Reibzahl abweichende tatsächliche Reibzahl ergibt sich bei gleichem Drehmoment eine stark von der Planung abweichende Vorspannkraft
(Abb.4).
und anhand des Beispiels eines abgerissenen Bolzens (Seite 8):
Die Abb.8 zeigt Schrauben, die mit einem Drehmoment für 70% Rp0,2 bei Reibungszahl 0,12 vorgespannt werden sollten. Durch die niedrigere Reibzahl 0,02 bis 0,05 nach der Oberflächenbehandlung ist es bei der Montage mit dem Anzugsmoment nach oben genannten Vorraussetzungen
zu Überdehnung oder Bruch gekommen. Die tatsächlich erreichte Vorspannkraft war mehr als doppelt so hoch wie geplant (Abb.9).
Also: Schrauben nicht fetten, wenn man nicht weiß, was man tut. Wenn man weiß was man tut (ich wüsste nicht, wie weit ich denn jetzt durch Schmieren GENAU die Reibung vermindern würde, vielleicht sind andere aber schlauer), müsste man sich sicher über die Sicherung der Verschraubung gegen Losdrehen Gedanken machen.
Und jetzt bitte nicht schreiben "Blödsinn, mache ich schon immer so, immer gut gegangen". Die Aussage wäre genau so hilfreich wie "Ich ziehe alle Schrauben immer doppelt so fest an wie vorgesehen, immer gut gegangen". Geht vielleicht im Einzelfall (oder auch in vielen) gut, die Wahrscheinlichkeit, dass etwas am liebsten Stück kaputt geht, ist aber deutlich höher, als wenn man es ganz einfach mal so macht, wie es vorgesehen ist.