Ich bin (wie so oft) begeistert von deinen Ausführungen
. Wer so was weiß:
"...zudem wurde wahrscheinlich beim Löten weniger Gas gebraucht, was seinerzeit durchaus eine Rolle spielte", dem glaube ich alles.
Das solltest Du aber grundsätzlich nie tun, nicht einmal in Bezug auf meine Ausführungen ...
Bis in die 1950er Jahre hinein war ja in der Regel das Material immer der teure Faktor, während die Arbeit relativ billig war, so dass also häufig lieber eine vom Material her preiswertere Lösung gewählt wurde, selbst, wenn das mal eine halbe Stunde Mehrarbeit bedeutete ... Dass man seinerzeit auch auf solche scheinbaren Kleinigkeiten wie das verbrauchte Gasvolumen achtete, weiß ich tatsächlich definitiv - damals spielten auch "Pfennigartikel" eine entscheidende Rolle, das sind so Dinge, an die man heute gar nicht mehr denkt ...
Aha, eine wenig elegante und altmodische (witzig so was bei einem - für mich - asbachalten Rad zu lesen
) Gabel habe ich da also
. Ne, war ja klar, dass das nix besonderes ist
.
Nein, das wollte ich damit nicht sagen - ich finde Plattenköpfe wirklich klasse, und ästhetisch viel ansprechender als die üblichen gegossenen Gabelkopfmuffen, die - zumal bei "Außenlötung", also bei eingesteckten Gabelscheiden - oft nicht besonders elegant aussehen (und zudem bei den heute noch erhaltenen deutschen Rädern sehr häufig zu finden sind). Aber damals hat man das eben anders gesehen, weil die drei gestanzten Blechteile billiger zu haben und zu verarbeiten waren als ein Stahlguss-Kopf (der wegen Guss-Ungenauigkeiten immer nachbearbeitet werden musste, und den man eben auch viel länger "durchglühen" muss, weil da mehr Masse zu erhitzen ist). Es kann aber eben - wie gesagt - tatsächlich sein, dass dieser Kopf seinerzeit aus Stabilitätsgründen gewählt wurde - gerade bei den frühen Motorrädern wurden z. B. häufig Platten-Gabelköpfe verwendet, weil sie die höheren Belastungen (und die Vibrationen) des motorisierten Betriebs besser ausgehalten haben. Gussteile sind ja in gewisser Weise immer eher so eine Art 'black box', weil man Störungen in der Struktur (z. B. Lunker) von außen nicht sehen kann, und auch den Fluss des Lotes nicht bis in die Tiefe hinein nachvollziehen kann - gestanzte Blechteile sind in dieser Hinsicht viel "transparenter" ...
Gibts noch was zur Form der Gabelscheiden zu sagen? Mir kommen die "gerader" vor, als bei den meisten anderen "alten" Rädern die ich ergoogelt habe; dort ist das letzte Drittel meist deutlicher vorgebogen (wieder die Billigausführung,oder?
).
Ähm - leider ja; die Engländer nennen diese Form abfällig 'dog legs' ...
So ein "Knick" in der Mitte ist halt leichter zu machen als eine Rundung (zumal, wenn diese einen variablen Radius haben soll). Jan Heine behauptet, dass die "Federungseigenschaften" dieser Gabelform deutlich schlechter seien als z. B. die der im unteren Bereich stark (vor)gebogenen französischen Gabeln, aber angesichts der heute vielfach zu findenden geraden Gabeln weiß ich nicht, ob die Form da wirklich so eine entscheidende Rolle spielt ... Und (wie gesagt ...) vielleicht ist dies hier wirklich eine "Schwerlast-Gabel", dann würde auch die Form einen Sinn ergeben. Aber (wie von anderen schon richtig bemerkt ...) AltesRad.net ist in dieser Hinsicht Dein Freund ...
Die Trommelbremse ist sicher nicht original und wurde mit den Rädern nachgerüstet. Allerdings finde ich sie so schrullig, dass ich sie wieder zum arbeiten bewegen möchte. Beläge muss ich halt auftreiben (sind genietet).
Bremsband ist leider ziemlich teuer (man findet die erforderlichen dünnen Qualitäten meistens bei Moped- bzw. Motorfahrrad-Teileanbietern) - die Erfahrung habe ich auch schon machen müssen ...
Und Du solltest die neuen Beläge besser nicht wieder vernieten (das ist sehr schwer ordentlich hinzubekommen, jedenfalls nicht ohne eine spezielle Nietpresse mit einstellbarem Endanschlag - wenn die Nieten wirklich fest sitzen sollen, ist man leider meistens auch schon in dem Bereich, wo einem der Belag dann schnell mal ausbricht bzw. wegplatzt ...), sondern verkleben - das wird heute auch bei motorisierten Oldtimern so gemacht (und nein - die vorhandenen alten Nietlöcher in den Bremsbacken sind später kein Problem).
Ab wann gab´s denn Trommelbremsen? (Stilbruch?).
Eine Hinterrad-Trommelbremse hatte Sturmey Archer z. B. schon 1918 im Programm, die erste Vorderrad-Trommelbremse taucht dann erst 1934
in der Liste auf, und das ist eine spezifische Tandem-Nabe, aber Du kannst Dich ja selber noch mal "durcharbeiten" und schauen, ob es in den Katalogen nicht schon eine frühere Erwähnung gibt. Die Fichtel & Sachs-Trommelbremse, wie sie auch in meinem 1936er Wanderer (zusätzlich) verbaut worden ist, steht m. E. ab 1936 in den Katalogen (diese Bemerkung muss nicht den abschließenden Stand der Dinge darstellen ...), es ist aber ein mit '34' gemarkter Konus darin verbaut, also könnte sie theoretisch auch schon früher hergestellt worden sein. Sowohl Sturmey Archer wie Fichtel & Sachs haben ja parallel auch immer Teile für Motorräder und Motorfahrräder hergestellt, insofern hatten sie Trommelbremsen in dieser Zeit auf jeden Fall schon im Programm - die Frage wäre nur, ab wann Front-Trommelbremsen auch gezielt für Fahrräder angeboten wurden. Definitiv "schwer in Mode" waren sie jedenfalls ab der Mitte der 1930er Jahre - ein 'high tech trickle down' aus dem Motorradbereich, so, wie 60 Jahre später die Scheibenbremsen . ..
Fällt dir noch was zum Lenker/Vorbau ein? Ist eine untrennbare Einheit, wenn mich nicht alles täuscht.
Nein, leider nicht, sorry ... Lenker mit festen Vorbauten waren ja damals bei Tourenrädern/Roadstern quasi der Standard; Rennlenker hatten hingegen meistens "lose" Vorbauten, zwengs der Verstellbarkeit. Aber die Form finde ich jedenfalls hübsch.