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"richtig" alte Räder bis 1945 - pre WWII

Der VK meint, er hätte den Rahmen (mit Gabel, Kurbel und Lenker) vor vielen Jahren aus Frankreich bekommen. Und es sei ursprünglich ein Postrad aus den 30ern. Die Räder hat er nachgerüstet, die seien aber auch aus der Zeit.
Abwegig?
VG Ralf
Also, nach Frankreich sieht mir da eigentlich nix aus ... Diese Vollscheiben-Kettenblätter (dies hier ist natürlich wiederum sozusagen nur eine "Teil-Vollscheibe" ... ;) ) waren eigentlich typisch für Österreich und auch für Tschechien, jedenfalls gab es sie da viel länger als andernorts, wo diese Mode schon in den 1910er Jahren abebbte ... 1930er Jahre wären möglich, aber diese Räder sahen um 1920 auch nicht nennenswert anders aus, insofern kann man da ohne Rahmennummern-Vergleiche nichts Genaues sagen - mir sieht das Rad eigentlich doch eher älter aus, nur kann das eben täuschen.
Die Steuerkopfmuffe ist schon typisch (nur weiß ich leider nicht, für wen ...); der Plattengabelkopf im Zusammenhang mit dem Lenkkopf natürlich auch.

Generell galten Plattengabelköpfe wohl als belastbarer, da bruchsicherer, als (im Sandguss) gegossene Gabelköpfe, aber zugleich auch als weniger elegant und definitiv als "altmodisch" - ab den 1920er Jahren wurde immer die besondere Eleganz von innengelöteten Gabelscheiden gerühmt, die sozusagen "nahtlos" in den gegossenen Gabelkopf übergingen (bei den ganz vornehmen Modellen war dann der gesamte obere Bereich der Gabel verchromt, die etwas billigeren Modelle bekamen verchromte Messingblenden übergestülpt). In der Herstellung waren die Plattengabelköpfe damals billiger, weil man ja nur drei "Brillen" aus Blech ausstanzen (lassen) musste und die (Löt)Arbeit nicht viel kostete (zudem wurde wahrscheinlich beim Löten weniger Gas gebraucht, was seinerzeit durchaus eine Rolle spielte). Insofern könnte der Plattengabelkopf hier tatsächlich möglicher Weise dafür sprechen, dass dieses Rad für relativ hohe Frontlasten ausgelegt war.

Und für meinen Geschmack paßt die Trommelbremse im Vorderrad nicht so recht zu diesem Fahrrad - wenn Du sie zum vernünftigen Bremsen bekommst, wäre es aber sicherlich trotzdem sinnvoll, sie 'drinzulassen. Das Exemplar in meinem 1936er Wanderer zeigte sich allerdings in dieser Hinsicht wenig kooperativ - die Bremsleistung war nicht nennenswert besser als bei einer Reifen-Stempelbremse ... Wer das anders haben will, sollte wohl die Blechtrommel im fertig gespannten und zentrierten Rad ausschleifen (lassen) und neue Bremsbeläge aufkleben (Vorsicht, die alten Beläge enthalten in der Regel Asbestfasern).
 
Ich bin (wie so oft) begeistert von deinen Ausführungen:). Wer so was weiß: "...zudem wurde wahrscheinlich beim Löten weniger Gas gebraucht, was seinerzeit durchaus eine Rolle spielte", dem glaube ich alles.
Bzgl. Rahmennummer muß ich noch etwas nachforschen. An der Sattelmuffe meine ich was entdeckt zu haben,ist aber unter der schwarzen Tünche (die einen rot-braunen Lack bedeckt) nicht zu entziffern. Wenn ich die freigelegt habe melde ich mich nochmal.
Aha, eine wenig elegante und altmodische (witzig so was bei einem - für mich - asbachalten Rad zu lesen;)) Gabel habe ich da also:mad:. Ne, war ja klar, dass das nix besonderes ist;).
Gibts noch was zur Form der Gabelscheiden zu sagen? Mir kommen die "gerader" vor, als bei den meisten anderen "alten" Rädern die ich ergoogelt habe; dort ist das letzte Drittel meist deutlicher vorgebogen (wieder die Billigausführung,oder?:rolleyes:).
Die Trommelbremse ist sicher nicht original und wurde mit den Rädern nachgerüstet. Allerdings finde ich sie so schrullig, dass ich sie wieder zum arbeiten bewegen möchte. Beläge muss ich halt auftreiben (sind genietet). Die Trommel sieht zumindest augenscheinlich noch ganz fit aus.
Ab wann gab´s denn Trommelbremsen? (Stilbruch?).
Fällt dir noch was zum Lenker/Vorbau ein? Ist eine untrennbare Einheit, wenn mich nicht alles täuscht.

Besten Dank & schöne Grüße
Ralf
 
Ich habe hier noch ein Blockkettenblatt, leider für Dreiarm-Kurbeln, würde sowas passen? Also im zeitlichen Kontext.



Oder anders herum: Wie alt mögen wohl Kurbel und so weiter sein, wenn da noch so ein Blatt drauf ist? Ich hätte die eher in die Nachkriegszeit verortet.
 
Ich dachte Jersey, da ist es doch schon richtig heiß im Vergleich zu oben.
 
Ich bin (wie so oft) begeistert von deinen Ausführungen:). Wer so was weiß: "...zudem wurde wahrscheinlich beim Löten weniger Gas gebraucht, was seinerzeit durchaus eine Rolle spielte", dem glaube ich alles.
Das solltest Du aber grundsätzlich nie tun, nicht einmal in Bezug auf meine Ausführungen ... ;) Bis in die 1950er Jahre hinein war ja in der Regel das Material immer der teure Faktor, während die Arbeit relativ billig war, so dass also häufig lieber eine vom Material her preiswertere Lösung gewählt wurde, selbst, wenn das mal eine halbe Stunde Mehrarbeit bedeutete ... Dass man seinerzeit auch auf solche scheinbaren Kleinigkeiten wie das verbrauchte Gasvolumen achtete, weiß ich tatsächlich definitiv - damals spielten auch "Pfennigartikel" eine entscheidende Rolle, das sind so Dinge, an die man heute gar nicht mehr denkt ...
Aha, eine wenig elegante und altmodische (witzig so was bei einem - für mich - asbachalten Rad zu lesen;)) Gabel habe ich da also:mad:. Ne, war ja klar, dass das nix besonderes ist;).
Nein, das wollte ich damit nicht sagen - ich finde Plattenköpfe wirklich klasse, und ästhetisch viel ansprechender als die üblichen gegossenen Gabelkopfmuffen, die - zumal bei "Außenlötung", also bei eingesteckten Gabelscheiden - oft nicht besonders elegant aussehen (und zudem bei den heute noch erhaltenen deutschen Rädern sehr häufig zu finden sind). Aber damals hat man das eben anders gesehen, weil die drei gestanzten Blechteile billiger zu haben und zu verarbeiten waren als ein Stahlguss-Kopf (der wegen Guss-Ungenauigkeiten immer nachbearbeitet werden musste, und den man eben auch viel länger "durchglühen" muss, weil da mehr Masse zu erhitzen ist). Es kann aber eben - wie gesagt - tatsächlich sein, dass dieser Kopf seinerzeit aus Stabilitätsgründen gewählt wurde - gerade bei den frühen Motorrädern wurden z. B. häufig Platten-Gabelköpfe verwendet, weil sie die höheren Belastungen (und die Vibrationen) des motorisierten Betriebs besser ausgehalten haben. Gussteile sind ja in gewisser Weise immer eher so eine Art 'black box', weil man Störungen in der Struktur (z. B. Lunker) von außen nicht sehen kann, und auch den Fluss des Lotes nicht bis in die Tiefe hinein nachvollziehen kann - gestanzte Blechteile sind in dieser Hinsicht viel "transparenter" ... :)
Gibts noch was zur Form der Gabelscheiden zu sagen? Mir kommen die "gerader" vor, als bei den meisten anderen "alten" Rädern die ich ergoogelt habe; dort ist das letzte Drittel meist deutlicher vorgebogen (wieder die Billigausführung,oder?:rolleyes:).
Ähm - leider ja; die Engländer nennen diese Form abfällig 'dog legs' ... :cool: So ein "Knick" in der Mitte ist halt leichter zu machen als eine Rundung (zumal, wenn diese einen variablen Radius haben soll). Jan Heine behauptet, dass die "Federungseigenschaften" dieser Gabelform deutlich schlechter seien als z. B. die der im unteren Bereich stark (vor)gebogenen französischen Gabeln, aber angesichts der heute vielfach zu findenden geraden Gabeln weiß ich nicht, ob die Form da wirklich so eine entscheidende Rolle spielt ... Und (wie gesagt ...) vielleicht ist dies hier wirklich eine "Schwerlast-Gabel", dann würde auch die Form einen Sinn ergeben. Aber (wie von anderen schon richtig bemerkt ...) AltesRad.net ist in dieser Hinsicht Dein Freund ... :)
Die Trommelbremse ist sicher nicht original und wurde mit den Rädern nachgerüstet. Allerdings finde ich sie so schrullig, dass ich sie wieder zum arbeiten bewegen möchte. Beläge muss ich halt auftreiben (sind genietet).
Bremsband ist leider ziemlich teuer (man findet die erforderlichen dünnen Qualitäten meistens bei Moped- bzw. Motorfahrrad-Teileanbietern) - die Erfahrung habe ich auch schon machen müssen ... :( Und Du solltest die neuen Beläge besser nicht wieder vernieten (das ist sehr schwer ordentlich hinzubekommen, jedenfalls nicht ohne eine spezielle Nietpresse mit einstellbarem Endanschlag - wenn die Nieten wirklich fest sitzen sollen, ist man leider meistens auch schon in dem Bereich, wo einem der Belag dann schnell mal ausbricht bzw. wegplatzt ...), sondern verkleben - das wird heute auch bei motorisierten Oldtimern so gemacht (und nein - die vorhandenen alten Nietlöcher in den Bremsbacken sind später kein Problem).
Ab wann gab´s denn Trommelbremsen? (Stilbruch?).
Eine Hinterrad-Trommelbremse hatte Sturmey Archer z. B. schon 1918 im Programm, die erste Vorderrad-Trommelbremse taucht dann erst 1934 in der Liste auf, und das ist eine spezifische Tandem-Nabe, aber Du kannst Dich ja selber noch mal "durcharbeiten" und schauen, ob es in den Katalogen nicht schon eine frühere Erwähnung gibt. Die Fichtel & Sachs-Trommelbremse, wie sie auch in meinem 1936er Wanderer (zusätzlich) verbaut worden ist, steht m. E. ab 1936 in den Katalogen (diese Bemerkung muss nicht den abschließenden Stand der Dinge darstellen ...), es ist aber ein mit '34' gemarkter Konus darin verbaut, also könnte sie theoretisch auch schon früher hergestellt worden sein. Sowohl Sturmey Archer wie Fichtel & Sachs haben ja parallel auch immer Teile für Motorräder und Motorfahrräder hergestellt, insofern hatten sie Trommelbremsen in dieser Zeit auf jeden Fall schon im Programm - die Frage wäre nur, ab wann Front-Trommelbremsen auch gezielt für Fahrräder angeboten wurden. Definitiv "schwer in Mode" waren sie jedenfalls ab der Mitte der 1930er Jahre - ein 'high tech trickle down' aus dem Motorradbereich, so, wie 60 Jahre später die Scheibenbremsen . ..;)
Fällt dir noch was zum Lenker/Vorbau ein? Ist eine untrennbare Einheit, wenn mich nicht alles täuscht.
Nein, leider nicht, sorry ... Lenker mit festen Vorbauten waren ja damals bei Tourenrädern/Roadstern quasi der Standard; Rennlenker hatten hingegen meistens "lose" Vorbauten, zwengs der Verstellbarkeit. Aber die Form finde ich jedenfalls hübsch. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe eine Motorrad-Oldtimerwerkstatt im Nachbarort, da werde ich mal mit der Bremse vorstellig werden.
Beim Ritzelabziehen hast Du mir ja schon Deine Hilfe angeboten, da werde ich gerne in Kürze darauf zurück kommen.
Dann fehlt mir vorerst nur noch eine Abziehmöglichkeit für die Kurbel sowie Konen für die Vorderachse um den Postillon schon mal technisch wieder auf Vordermann zu haben.
Vielen Dank und schöne Grüße

Ralf
 
http://scheunenfun.de/
Kämpf dich da mal durch, irgendwo steht da wie man so ein Tretlager zerlegt.
MfG Jens

Danke für den Tipp, hab´s gefunden. Aber er machts auch mit der "Schlossermethode", weiß nicht ob das so gut für die Lagerschalen ist.:oops:
Außerdem ist ja ein Abziehergewinde in der Kurbel (19mm), bräuchte man halt den passenen Abzieher:rolleyes:.
Hast scheint´s WLAN am Kap. Und hoffentlich gutes Wetter und ne steife Brise:).
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
die Lager können schon was ab, und das Gewinde dient nur zum fixeren der Kurbel auf der Welle, der Winkel des Vierkantes beim Glockenlager ist so flach, da hält die Kurbel auch ohne diese "Ziermutter", daher sitzen die zum Teil auch schön fest.:oops:

edit. hier ein Eigenbau Abzieher im Einsatz.
http://www.google.de/imgres?imgurl=...SqeqU4PEMKav7Ab3nIGYBQ&ved=0CCsQ9QEwAw&dur=39
Du meinst du das Gewinde auf der Welle, oder? Bei mir ist auch ein Innengewinde in der Kurbel, wie wir es hier alle von unseren Rennradkurbeln kennen; die sollte schon für einen Abzieher sein, nur erst mal einen haben vor lachen.
Die von dir verlinkte Seite scheint ganz hifreich, schließt sich bei mir aber dummerweise bei jeder Mausbewegung:cool:; aber ich meine einen ähnlichen Abzieher wie bei scheunenfund.de gesehen zu haben.
Seis´s drum ich denke ich werde es auch mit der Hammermethode machen, die Lagerschalen kann ich ja zur Not neu machen.

Inziwschen habe ich auch eine Firma aufgetan, die mir die Tromelbremse neu belegt und aufgrund des doch sehr miesen Lackzustands denke ich zum ersten mal in meinem Leben über eine Entlackung nach.

Suche: Winkelstütze (21,6-22mm), passende Pedale und Griffe

VG Ralf
 
Tu es nicht.
Jens
Sag ich an solchen Stellen auch immer:). Aber hier, wieso nicht? Der rotbraune Originallack ist von 2-3 Schichten überdeckt, die letzte ist ein mattschwarz, mit dicken Tränen, das mehr an Teer oder Unterbodenschutz denn an Lack erinnert. Meinst du echt, das soll/muss ich erhalten?
Ich spiele mit dem Gedanke dem Rahmen seine Beulen und Dellen zu lassen, und ihm nur eine neue Lackschicht (rotbraun/seidenmatt?) zu verpassen. Ich glaube er würde sich wohler fühlen als mit dem aktuellen.
VG Ralf
PS: Wie isses nun am Kap?
 
Sag ich an solchen Stellen auch immer:). Aber hier, wieso nicht? Der rotbraune Originallack ist von 2-3 Schichten überdeckt, die letzte ist ein mattschwarz, mit dicken Tränen, das mehr an Teer oder Unterbodenschutz denn an Lack erinnert. Meinst du echt, das soll/muss ich erhalten?
Ich spiele mit dem Gedanke dem Rahmen seine Beulen und Dellen zu lassen, und ihm nur eine neue Lackschicht (rotbraun/seidenmatt?) zu verpassen. Ich glaube er würde sich wohler fühlen als mit dem aktuellen.
VG Ralf
PS: Wie isses nun am Kap?
Wenn ich dir sage wie es hier ist vergisst du erst mal den alten Bock und fährst los, da kannst du auch den Fjohrd fragen. Der hat mich am Montag zufällig im Kaufmannsladen erkannt, abends haben wir dann vor seinem Zelt noch eine Flasche Wein getrunken.
Sicher ist der Lackzustand nicht wirklich erhaltenswert, aber ob es sich lohnt sich die Arbeit zu machen und dann muss da noch Chrom und, und, und..... das kann schnell recht teuer werden.
Jens
 
Zuletzt bearbeitet:
wäre das so einfach mit dem Abziehen der Kurbel mittels des Geweindes in dem Kurbelarm, würde mann sich nicht die Mühe machen spez.
Abzieher zu bauen, die den Kurbelarm umschließen und aud auf die Welle drücken:rolleyes:.
 
wäre das so einfach mit dem Abziehen der Kurbel mittels des Geweindes in dem Kurbelarm, würde mann sich nicht die Mühe machen spez.Abzieher zu bauen, die den Kurbelarm umschließen und aud auf die Welle drücken:rolleyes:.
Hm, ich glaube aber, das hängt eher damit zusammen, dass geschätzte 95 Prozent aller alten Tourenräder mit Glockenlagern keine Gewinde im Kurbel-Kopf haben, und da ist dann natürlich ein "externer" Abzieher immer noch eine elegantere Lösung als die "gute alte" schwerer-Hammer-Stahldorn-Lötbrenner-Methode - wenn sie denn funktioniert, was leider wohl oft nicht der Fall ist, insbesondere bei den früher häufigen Kurbeln mit ovalem, sich verjüngendem Querschnitt.
 
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