Das kann man durchaus sehr unterschiedlich betrachten.
Zuerst einmal gefällt mir, dass jemand "seine Sachen selbst macht" und bereit ist, dafür eine Menge Lern- und Arbeitszeit außerhalb seines normalen Berufs aufzubringen. Das ist nicht selbstverständlich und erst recht nicht immer möglich, aber der Grundanspruch gehört für mich zum großen Themenkomplex der Eigenverantwortlichkeit:
"Ich kenne und verstehe, was ich nutze. Ich kann es ohne fremde Hilfe weitgehend reparieren und instandhalten. Vielleicht kann ich es sogar bauen."
Das alles wird nochmals interessanter, aber eben auch kontroverser, wenn dafür ein "Handwerk" erlernt wird und am Ende ein Ergebnis steht, das in vielerlei Hinsicht nicht auf dem aktuellen Stand ist (Material, Arbeitsweise). Ich selbst sage dazu gern mal: "Ich habe also eine Gabel auf dem Stand der 80er Jahre gebaut und sie ist sogar gerade, aber in der dreifachen Zeit, die ein Profi dafür gebraucht hätte." Ob sinnvoll oder nicht, muss hier also jeder für sich selbst abwägen.
Das Argument der Nachhaltigkeit sehe ich bei einem einzelnen, selbstgebauten Stahlrahmen im Vergleich zu industriell produzierten Kohlefaserrahmen nicht, bzw. nicht eindeutig.
Dabei geht es mir weniger um den Werkstoff, als um den nötigen Energieaufwand (Gase, Lot und Flussmittel müssen ja auch hergestellt und vorgehalten werden und der Neuling braucht sicher erstmal deutlich mehr davon), die Nachbehandlung (Lösen von Rückständen im Wasserbad; Entsorgung desselben in kleinem Maßstab fragwürdig, wenn auch nicht eindeutig reglementiert oder verboten) und die Lackierung (Lösemittel, Absauganlage, Filterung, Entsorgung von Resten und Schleifstaub).
Vieles davon kann ein Industriebetrieb koordinierter, sachgerechter, umweltfreundlicher und aufs Stück bezogen billiger erledigen. In der Gesamtbetrachtung müsste eigentlich sogar der Energieaufwand für Verbindungsfahrten abgewogen werden: Anreise zum Rahmenbaukurs und ggf. Fahrten zu einem Werkstattraum gegenüber Anreise der Mitarbeiter im Verhältnis zur Stückzahl.
Ich vermute mal: Das geht nicht gut aus. Und genau darüber denke ich auch wirklich jedes Mal nach, wenn ich irgendwas lackiere oder alte Autos am Laufen halte.
Auch dabei zählt wieder die persönliche Abwägung; pauschale Aussagen finde ich schwierig.
Der vorgestellte Rahmen wirkt auf mich ordentlich gemacht. Das ist auf jeden Fall ein großer Pluspunkt und kann beim ersten Versuch auch ganz anders ausgehen - mein Kompliment dazu.
Bei der Geometrie würde mich interessieren, warum
@Nordish zur ausgezogenen Steuerrohrmuffe gegriffen hat, statt den Rahmen insgesamt 2-3 cm höher zu machen, was meiner Meinung nach noch gut gepasst hätte. Mit der selben Muffe wäre dann der Spacerturm kleiner und die Gesamtansicht harmonischer. Eine gute Alternative zum Spacerturm wäre auch ein selbstgebauter Vorbau in "Wagenfarbe". Der kann natürlich zu einem beliebigen Zeitpunkt folgen.
Die Möglichkeit, stattdessen andere Muffen zu verwenden und einen Komfort-Slopingrahmen zu bauen, ist wieder eine sehr persönliche Sache. Das muss nicht jedem gefallen, und ein passender Muffensatz ist auch nicht unbedingt immer überall vorrätig oder überhaupt bekannt. Muffenlos wäre die interessante Alternative, aber eben auch ein völlig anderes Thema.
Die Gabelbeine eines Langstrecken-Genussrades hätte ich allerdings gebogen. Oder vorgebogene besorgt.
Aber ich könnte wetten, dass es nicht bei diesem einen Rahmen bleibt, also ist das alles nicht so wichtig.
So läuft es dann nämlich fast immer.