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Unfallstatistik

racer890

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Dieser Thread soll als Plattform für die Sammlung von beliebigen Daten nationaler und internationaler Herkunft aus dem Bereich Unfallstatistik dienen.

Zum Einstieg will ich heute auf die OpenData-Files vom Destatis Unfallatlas-Portal eingehen. Das Portal startete 2016 mit zunächst nur acht Bundesländern, aber seit 2020 sind nach dem Beitritt von Mecklenburg-Vorpommern endlich alle 16 Bundesländer mit ihren Statistiken vertreten. Leider ist die Kartendarstellung im Portal für die statistische Analyse komplett unbrauchbar. Aus den mittlerweile 7 OpenData-Files habe ich daher eine einzige Tabelle generiert, aus der zunächst alle Ereignisse ohne Fahrradbeteiligung entfernt wurden. Es verbleiben ~450.000 Fahrrad-Einträge, für die ich noch die separat angegebene Kennung für Bundesland, Regierungsbezirk, Landkreis und Gemeinde in den "Allgemeinen Gemeindeschlüssel" (AGS) vereinigt habe. Weiterhin sind in den Rohdaten Lichtverhältnisse, Straßenzustand, Unfallschwere, Unfalltyp, Unfallart und Verkehrsart der Beteiligten verzeichnet. Anders als bei den jährlich durch die einzelnen Polizeidirektionen aufbereiteten Jahresstatistiken bleiben in der Datenbank alle Parameter verknüpft und können somit durch spezifisches Filtern nachträglich ausgewertet werden. In einer Hilfstabelle finden sich Zuordnungen von AGS<->Ortsname, so dass Filtern nach dem Ort im Klartext möglich wird. In dieser Hilfstabelle habe ich auch die Einwohnerzahl und den aktuellsten verfügbaren Fahrrad-Modalsplit der größeren Gemeinden abgelegt.

Beispiele dafür, was man mit der Datei ausgeben lassen kann:

Verteilung der Unfalltypen nach Gegner, vorab Auswahl Ort und Unfallschwere:

1719573652305.png 1719573751318.png

Über Einwohnerzahl und Modalsplit ermitteltes Risiko einer Verletzung mach Schweregrad und Beteiligten:

1719574857807.png

Erzeugen einer Tochtertabelle je nach Filterwahl im Pivot; aus den GPS-Koordinaten werden klickbare Links erzeugt, die den jeweiligen Unfallort im Satellitenbild von Google-Maps zeigen.

1719576295573.png


Was man nicht ausgeben lassen kann, ist die Hauptschuld, die am Stammtisch für das "Fingerpointing" so beliebt ist. Das war den Herausgebern des Unfallatlas wohl in der Verbindung mit Unfalldatum und Geokoordinaten datenschutzmäßig zu heikel.

Auf Anfrage kann ich gerne hier entsprechend den obigen Mustern Weiteres hochladen, das dann nach folgenden Parametern frei gefiltert sein kann:
  • Ort
  • Bundesland
  • Jahr (2016-2022)
  • Schweregrad (tödlich, schwer, leicht verletzt)
  • Lichtverhältnisse (Tageslicht, Dämmerung, Dunkelheit)
  • Straßenverhältnisse (trocken, nass, Schnee-/Eisglätte)
  • Unfallart (10 Arten gemäß amtlicher Schlüsselung)
  • Unfalltyp (7 Typen gemäß amtlicher Schlüsselung)
  • Gegner (Alleinsturz, Fußgänger, Kraftrad, PKW, 2. Fahrrad, LKWetc., multi*)
*) bei LKW sind alle Verkehrsarten eingeschlossen, die nicht den bereits zuvor Genannten entsprechen; die Rohdaten lösen das nicht zufriedenstellend auf)
**) mehr als zwei beteiligte Verkehrsarten

Wer selber experimentieren möchte, erhält auf Nachfrage gerne einen Download-Link zu der mittlerweile 45 MB großen Excel-Datei.
 
Liste aller Todesfälle mit Rennrad seit 1/2013 (Stand heute 181).

1719663752681.png

Die Seite enthält einen auf "RRF" (=Rennradfahrer) gefilterten Auszug aus der seit 2013 laufenden Sammlung aller Todesfälle mit Fahrrad in Deutschland. Ich habe dieses Kürzel immer dann verwendet, wenn im Meldungstext entsprechend berichtet wurde oder wenn in einer authentischen Abbildung vom Unfallort ein offensichtlich als Rennrad einzustufendes Fahrrad zu erkennen war (Rennlenker, Klickies, kein Gepäckträger...). Die Liste ist mittels Klick auf die Spaltenköpfe sortierbar, so dass man bei Kenntnis von Ort und/oder Zeit auch schnell bekannte Ereignisse nachschlagen kann. Ich bitte daher um Hinweise, falls jemand feststellt, dass etwas im Hinblick auf Hergang und andere Details falsch eingestuft ist oder wenn Einträge ganz fehlen.
 
Was man nicht ausgeben lassen kann, ist die Hauptschuld, die am Stammtisch für das "Fingerpointing" so beliebt ist. Das war den Herausgebern des Unfallatlas wohl in der Verbindung mit Unfalldatum und Geokoordinaten datenschutzmäßig zu heikel.
Wen das interessiert, muss eine Liste der Verkehrsunfällen aus der polizeilichen Unfalldatenbank beim jeweiligen Polizeipräsidium (in manchen Bundesländern abweichend bezeichnet) per Informationsfreiheitsanfrage (außer in Bayern) beschaffen. Ich habe das schon gemacht, wenn ich für Widersprüche gegen Radfahrverbote/Radwegbenutzungspflichten vorher etwas Recherche betreiben wollte. In Baden-Württemberg sind das, soweit ich weiß, dann EUSKa-Exporte als Excel-Dateien (Beispiel, Anfrage nicht von mir gestellt).

In den Exporten steht dann u.a.
  • Fahrzeugart (PKW, KOM, Krad, Fahrrad, …) des 01, 02, …
  • Fehler des 01, 02, …
  • Alkoholisierung u.ä.
  • Unfallfolgen (Verletzungsschwere) des 01, 02, …
01 ist der (Haupt-)Verursacher, 02 der erste Geschädigte usw. nach polizeilicher Einschätzung (leider gerne mal durch einen autozentrierte Brille :-(). Straf- und zivilrechtlich kann man später, wenn ggf. Gutachter tätig waren, zu abweichenden Einschätzungen kommen.

Da beispielsweise das Fahren auf linken Radwegen (egal ob legal oder nicht) deutlich häufiger zu Unfällen an Einmündungen und Grundstückszufahrten führt, sind z.B. Fehler wie "falsche Straßenbenutzung" ein gutes Merkmal, um Geisterradler herauszufiltern.
 
Mit der letzten Ausgabe 2021 hat Destatis das jährlich erscheinende Periodikum "Verkehrsunfälle (Fachserie 8 Reihe 7)" offiziell eingestellt. Destatis erklärte auf Nachfrage, dass alle vertrauten Inhalte des PDF "bald" auf der GENESIS-Plattform online erhältlich sein würden. Das ist bisher leider nicht geschehen, und ich bezweifle aufgrund des seither anhaltenden Stillstandes, dass sich da noch was tun wird. Für das Jahr 2022 erhielt ich von Destatis immerhin nochmal per Mail ein "Verkehrsunfälle 2022"-pdf mit den (angeblich nicht mehr verfügbaren) Inhalten. Weiß der Geier, warum sie das Dokument nicht einfach zum Download anbieten.

Hier die aus der Tabelle 3.1.1 entnommene Gegner-Statistik für Unfälle mit Todesfällen bzw Unfällen mit "Beteiligten" (=Summe leicht/schwer/tödlich verletzt) in grafischer Form aufbereitet:

1719840565495.png 1719843133470.png
1719843367705.png 1719843401567.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Liste scheint nicht vollständig zu sein. Ich habe einfach mal wahllos zwei Unfälle rausgesucht, von denen ich aus dem Gedächtnis weiss, einer am 10.05.2020 der war wohl sicher ein Rennradfahrer: https://www.merkur.de/lokales/muenc...nglueckt-strasslach-dingharting-13758094.html

und einer am 19.09.2019 auch in Straßlach an der Mühltalstraße, wo grade das Radfahrverbot weggeklagt wurde (Schild stand vorgestern aber immer noch): https://www.abendzeitung-muenchen.d...uenchner-radler-stirbt-nach-unfall-art-263887

Bei dem letzten weiss ich nicht sicher ob es ein RR-Fahrer war, meine mich aber an sowas zu erinnern.

Beide waren nicht in der Liste. Welchen Sinn ergibt es eigentlich, Rennrad-Unfälle extra zu erfassen und wann ist ein Rennradfahrer ein solcher?
 
Beide waren nicht in der Liste. Welchen Sinn ergibt es eigentlich, Rennrad-Unfälle extra zu erfassen und wann ist ein Rennradfahrer ein solcher?
Danke für die Hinweise auf die beiden Fälle. Der von 2020 wird tatsächlich in mehreren Quellen als Rennradfahrer beschrieben. Ich werde das entsprechend in der Datei updaten. Zum Unfall 2014 habe ich vorerst nur gefunden, dass der Radfahrer Zeugen zufolge mutmaßlich stürzte, weil er den Lenker losgelassen hatte, als der Wind drohte, ihm seine Basecap vom Kopf zu wehen.

Als Rennradfahrer-Kriterien zählen mehrere erfüllte Merkmale aus der Auswahl
  • Renn-/Zeitfahrlenker
  • Klickpedale
  • schmale Reifen
  • ohne Schutzbleche
  • ohne Dynamo
  • ohne Gepäckträger
Die Polizei wird das ähnlich bewerten, wenn sie in Pressemeldungen den Begriff "Rennradfahrer" verwendet.

Mich interessierte bei der Zusammenstellung, ob sportliche Radfahrer ein vom allgemeinen Geschehen abweichendes Unfallmuster aufweisen; insbesondere, ob sie aufgrund ihrer hohen Fahrleistung auf außerörtlichen Fahrbahnen ein größeres Längsverkehrsrisiko besitzen als das Kollektiv der Alltagsradler bzw. (Pedelec-)Ausflügler (was nach Lage der Dinge bisher offensichtlich nicht der Fall ist). Mir ist bewusst, dass es da durchaus Lücken in der Erfassung gibt, aber es gibt derzeit nichts vergleichbares Besseres, so dass ich sehr darauf hoffe, dass hier aus dem Rennradforum noch ergänzende Hinweise kommen.
 
Finde die Statistiken sehr interessant. Danke racer820.

My estimate for the degree of risk per km when doing a bikepacking race suggest that doing such races puts participants at a reasonable level of risk per day that is not much higher than other relatively safe sports and activities.
Die Aussage von https://ridefar.info/rider/safety/risk-analysis/#Conclusion zu Ultra Races finde ich auch sehr interessant. Er sieht Ultra Bike Race als Sport und vergleicht dies mit anderen Sportarten und nicht andere arten der Fortbewegung.
 
Als Rennradfahrer-Kriterien zählen mehrere erfüllte Merkmale aus der Auswahl
  • Renn-/Zeitfahrlenker
  • Klickpedale
  • schmale Reifen
  • ohne Schutzbleche
  • ohne Dynamo
  • ohne Gepäckträger
Also bis auf 1 und 3 auch jeder MTBler. Ich als Alltagsfahrer erfülle zur Zeit noch 1, 2, und 5, wobei sich 5 irgendwann mal ändert.

Aber was tut das zur Sache? Es gibt auch sportliche Trekkingradfahrer.
 
Danke für die Hinweise auf die beiden Fälle. Der von 2020 wird tatsächlich in mehreren Quellen als Rennradfahrer beschrieben. Ich werde das entsprechend in der Datei updaten. Zum Unfall 2014 habe ich vorerst nur gefunden, dass der Radfahrer Zeugen zufolge mutmaßlich stürzte, weil er den Lenker losgelassen hatte, als der Wind drohte, ihm seine Basecap vom Kopf zu wehen.
Dieser Unfall wurde immer als Begründung angeführt, warum man am Radfahrverbot am Mühltalberg festhalten will. Da dort überwiegend Rennradfahrer unterwegs sind bin ich von einem solchen ausgegangen. Der Unfall ist aber wohl auf dem Abschnitt passiert, der gar nicht verboten ist, sondern unterhalb des Trampelpfades liegt, auf die man Radfahrer abschieben möchte. Also vielleicht doch keiner.

Sehe immer noch keinen großen Vorteil in der Trennung zwischen Rennrad- und anderen Fahrern, vor allem da Du ja wohl schon festgestellt hast, dass das Risiko etwa gleich ist.
 
Mit der letzten Ausgabe 2021 hat Destatis das jährlich erscheinende Periodikum "Verkehrsunfälle (Fachserie 8 Reihe 7)" offiziell eingestellt. Destatis erklärte auf Nachfrage, dass alle vertrauten Inhalte des PDF "bald" auf der GENESIS-Plattform online erhältlich sein würden. Das ist bisher leider nicht geschehen, und ich bezweifle aufgrund des seither anhaltenden Stillstandes, dass sich da noch was tun wird. Für das Jahr 2022 erhielt ich von Destatis immerhin nochmal per Mail ein "Verkehrsunfälle 2022"-pdf mit den (angeblich nicht mehr verfügbaren) Inhalten. Weiß der Geier, warum sie das Dokument nicht einfach zum Download anbieten.

Hier die aus der Tabelle 3.1.1 entnommene Gegner-Statistik für Unfälle mit Todesfällen bzw Unfällen mit "Beteiligten" (=Summe leicht/schwer/tödlich verletzt) in grafischer Form aufbereitet:

Anhang anzeigen 1462206 Anhang anzeigen 1462228
Anhang anzeigen 1462229 Anhang anzeigen 1462230
Hier verstehe ich den letzten Quadranten wohl nicht richtig: Soll das wirklich heißen, daß PKW Fahrer als Verursacher mehr LKW-Fahrer töten als umgekehrt? oder sterben einfach mehr PKW-Fahrer als LKW-Fahrer bei von PKW-Fahrern verursachten Unfällen. Falls letzteres zutrifft verstehe ich den Zweck der Staitistik nicht. Sie bestätigt doch nur den gesunden Menschenverstand, daß bei einem Unfall (verursacht von wem auch immer) der schwächere (wobei das bei Radfahrer vs. Fußgänger wohl nicht so eindeutig ist) Verkehrsteilnehmer öfter verstirbt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gutes Projekt! Die Daten sind wirklich schwer zugänglich, obwohl ihre Erhebung & Speicherung gesetzlich recht genau geregelt sind. Und erstaunlicherweise nutzen die Behörden sie nicht richtig. In etlichen Verwaltungsrechtsstreitigkeiten um meiner Meinung nach rechtswidrige Beschränkungen fürs Radfahren wie wohl auch die Sperrung am Mühltalberg zeigte sich: Die Behörde hat die Daten gar nicht angeschaut & musste sie vom Gericht erst angefordert werden.
 
Hier verstehe ich den letzten Quadranten wohl nicht richtig: Soll das wirklich heißen, daß PKW Fahrer als Verursacher mehr LKW-Fahrer töten als umgekehrt?
Die Gegnerpaarungen lassen nicht erkennen, wer jeweils starb. Ebenso weiß man, da die Tabelle der Überschrift zufolge nur „Unfälle“ mit Toten ausweist auch nicht, ob ggf. mehr als 1 Person zu Tode kam, und aus welchen Verkehrsarten sie ggf. stammten. Für den Radverkehr ist allerdings davon auszugehen, dass bis auf absolute Ausnahmen bei mehrspurigen KFZ-Gegnern jeder Eintrag genau einem gestorbenen Radfahrer entspricht. Hier ist insbesondere spannend, dass mehr als 1/3 der Toten bei Alleinunfällen ums Leben kommen, und dass der Anteil der von PKW-Führern getöteten Radler so niedrig ist.
 
Das Statistische Bundesamt hat Anfang Juli die mit den Daten aus 2023 aktualisierte Version des Unfallatlas freigegeben. Ebenso wurden die OpenData-Files entsprechend um den Jahrgang 2023 ergänzt. Die Auswertung der Radunfälle für 2023 entspricht dem aus den Vorjahren gewohnten Bild.

Zwischen Fahrrädern und PKW ereigneten sich in Deutschland in 2023 insgesamt 581 schwere Längsverkehrs-Unfälle (Unfalltyp 6, 4% aller schweren Radunfälle). Auf die Unter-Rubrik "Streifen beim Nebeneinanderfahren durch mangelnde Seitenabstände" (Unfallart 3) entfallen 169 Ereignisse (= 1% aller schweren Unfälle), wovon wiederum ein unbekannter Anteil durch Fälle zustande kommt, wo Fahrräder langsamere KFZ überholt haben.

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https://www.udv.de/udv/presse/udv-s...uf-landstrassen-sichere-radwege-fehlen-179804

"Autos fahren von hinten auf
Auch entlang der Strecken, wo 32 Prozent der schweren Unfälle passierten [...]"

Entweder sind dem Statistischen Bundesamt nicht alle Fälle bekannt, oder die Versicherer und Destatis haben eine andere Bewertung von "schwerer Unfall".
Da die UDV die gleiche Datenbank benutzt, die auch Grundlage der Destatis-OpenData sind, und darüber hinaus die gleiche dreistufige Einteilung tödlich/schwer/leicht verletzt verwendet wie die amtliche Statistik, muss es an unterschiedlichem Filtern der Datensätze liegen. In der Studie werden munter durcheinander ziemlich viele verschiedene Kollektive differenziert und dann jedes für sich in %-Anteile zerlegt.

Dass die von mir in #13 angeführte Statistik nicht nach inner-/außerorts getrennt ist (weil die Bundes-Statistiker ihre Daten vor der Veröffentlichung als OpenData dahingehend kastriert haben), ist dir aber aufgefallen?

Die Gleichsetzung von "irgendwie außerhalb von Knotenpunkten entlang Strecke passiert" mit "mangels Radweg durch 'Auto' von hinten auf der Fahrbahn angefahren" ist jedenfalls komplett irreführend.
 
So einen großen Interpretationsspielraum, im Vergleich zu deinen Zahlen zu schweren Unfällen im Längsverkehr, kann ich mir nicht vorstellen.

Irgendetwas anderes stimmt da nicht, dafur müsste ich mir das alles aber auch erst mal durchlesen.

(Mal ganz davon abgesehen was die UDV als Empfehlungen daraus ableitet, aber das soll ja hier nicht Thema sein).
 
Irgendetwas anderes stimmt da nicht, dafur müsste ich mir das alles aber auch erst mal durchlesen.
Was jedenfalls nicht stimmt, ist die von den Medien aufgegriffene pauschale Aussage "es werden immer mehr Radfahrer durch Autounfälle auf der Landstraße schwer verletzt und getötet". Tatsächlich beruht der Anstieg in den letzten Jahren allein auf der Zunahme der leichten Unfälle, und das vorwiegend bei Alleinstürzen ohne weitere Beteiligte. Insbesondere unter Berücksichtigung der gewachsenen Fahrleistung* sinkt hingegen das Unfallrisiko für Kollisionen mit KFZ stetig (Daten von den bis 2022 verfügbaren Destatis "Verkehrsunfälle" Fachserie 8 Reihe 7 Jahresausgaben).

*) die außerörtliche Fahrleistung wird nicht gesondert erhoben. Die Normierung auf die Fahrleistung beruht auf der Annahme, dass der gesamte Anstieg sich gleichmäßig auf die inner- und außerörtlichen Sektoren verteilt.

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Es ging bei der UDV-Studie um schwere Unfälle mit Radfahrern auf Landstraße.

Die Kennzahl "schwere Unfälle im Längsverkehr" die sich bei dir und der UDV-Studie stark unterscheidet, sollte natürlich nicht von deinen hübschen allgemeinen Grafiken ablenken :-)
 
Die Kennzahl "schwere Unfälle im Längsverkehr" die sich bei dir und der UDV-Studie stark unterscheidet, sollte natürlich nicht von deinen hübschen allgemeinen Grafiken ablenken :)
Wie gesagt: die von mir gezeigten Daten sind nicht in inner- und außerorts spezifiziert. Die UDV hatte offenbar einen Datensatz von Destatis zur Verfügung gestellt bekommen, bei dem die Ortslage drin war. In der darauf aufbauenden "makroskopischen Analyse" haben sie für die elf Jahre 2010-2020 insgesamt 1754 Unfälle mit tödlich und 28.547 mit schwer Verletzten Radlern außerorts in Deutschland, davon waren 422 tödliche bzw 5.686 schwere Unfälle im Längsverkehr (24% der tödlich bzw. 20% der schwer Verletzen). Da ist aber noch nicht nach Gegnern gefiltert, so dass hier auch noch alle Rad-Rad-und Rad-Fuß-Unfälle eingeschlossen sind.
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Neben dieser Auswertung der 7 Unfall_typen_ haben sie die ebenfalls in den amtlichen Daten erfassten 10 Unfall_arten_ auf Bundesebene betrachtet:
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Beachte, dass die Summe aus "entgegenkommt", "seitlich in gleicher Richtung fährt" und "vorausfährt oder wartet" mit 22% in etwa dem Wert entspricht, der oben für den Unfalltyp 7 ("im Längsverkehr") angegeben wurde. Warum sie anders als bei den Unfalltypen hier nicht mehr nach Unfallkategorie (tödlich/schwer/leicht) trennen, bleibt Geheimnis der Unfallforscher. Wichtig aber auch an dieser Stelle: es sind nach wie vor auch Unfälle ohne KFZ eingeschlossen. Unfälle mit von hinten kommenden KFZ stellen somit eine Untermenge von den rund 16% (8% voll auffahren + 8% seitlich streifen) der außerörtlichen Unfälle insgesamt. Unter der plausiblen Annahme, dass sich diese Quote bei den drei Schwerekategorien in etwa gleich verhält, ergibt dies auf Basis der Gesamtzahl je Schwerekategorie im Mittel für die analysierten 11 Jahre jährlich 26 Tote, 415 Schwerverletzte und 776 Leichtverletzte außerorts durch Rammen oder Streifen von hinten. Nach wie vor sind hier weiterhin auch Unfälle ohne KFZ eingeschlossen, was insbesondere bei nicht-tödlichen Fällen einen signifikanten Anteil stellen dürfte. Plausibilitätscheck: die aus der UDV-Studie abgeschätzte Zahl von 25 von-hinten-Todesopfern entspricht gut dem auch von mir über die seit 2013 laufende Sammlung von Presseberichten ermittelten Wert.

Weitere Zahlen und Quoten aus der UDV-Studie resultieren aus der sog. "Mikroanalyse", wo sie erstens nicht mehr ganz Deutschland betrachten und zweitens vor den diversen Berechnungen fleißig weitere, munter wechselnde Auswahlfilter anwenden.
 
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