Die ersten 10 km ging es zwar stetig bergauf, aber alles ganz gut machbar, ich hatte noch 2 Gänge als Reserve, wir fuhren einen 18er Schnitt und die Steigungen gingen nicht über 12 Prozent. Das motivierte und ich freute mich, weil alles so gut lief. Wetter top, Leute super, Ausfahrt schön und ein tolles Feeling.
Irgendwann meinte Richard dann, jetzt beginnen dann langsam die Berge.. Also in den kleinesten Gang geschalten (38-28) und schön gleichmäßig dahingetreten. Und es ging. War zwar hart, aber mit Gleichmäßigkeit und Kopfsache machbar. Bis es dann zur ersten Steigung mit 18 % kam.
Diese ging für 3 km mit 2 Kurven nach oben und ich bin grad mal den ersten km gekommen. Danach ging nichts mehr. Meine Puste war weg, mit der fehlenden Puste war die Kraft weg und ich konnte nicht mehr die Kurbel treten. Ich dachte, ich steh am Berg und komm nicht vorwärts. Wenn es 6 km/h gewesen sind, war es schnell..
Erwin mit dem Begleitwagen wartete schon an dieser Steigung, machte fleißig Fotos und meinte, ich solle eine Pause machen.
Also abgestiegen, kurz Luft geholt, einen Schluck getrunken und wieder rauf. Das gestaltete sich als sehr kompliziert, da ich mit dem linken Fuß nicht in die neuen Klickpedale gekommen bin. Wenn man keinen Fahrschwung hat, ist es echt schwer, waagerecht zum Berg einzuklicken. Das hat zwar dann irgendwann mal funktioniert, kostete aber viel Kraft..
Nach ein paar hundert Metern war ich immer noch inmitten der 18% Steigung und wieder hatte ich keine Kraft mehr. Also fing ich das Schieben an, für ca ne Viertelstunde, bis ich irgendwann wieder Erwin kommen sah. Als ich fragte, wie lange diese Steigung noch dauerte, meinte er nur, diese ist gleich vorbei, aber dann kommt noch eine mit 5 km und ebenfalls 18% und dazwischen eine mit 17%. Am ganzen Berg gab es keine wirkliche Erholstrecke, die lange genug waagerecht gegangen wäre, um wieder Kraft tanken zu können. Also hab ich mich schweren Herzens ins Auto gesetzt und mich diese 5 km hochfahren lassen.
Alles andere wäre auch nicht gut gewesen. Es hatte schon 27 Grad und ich hatte ja noch eine ganz schöne Strecke vor mir.
Einen km vorm Gipfel hab ich mich dann wieder absetzen lassen und bin die restliche Steigung mit 13-14 % hochgefahren.
So richtig stolz war ich dennoch nicht, als ich endlich den Kühtai passierte:
in der Gipfelortschaft traf ich dann Franz und zwei weitere Fahrer wieder und wir warteten am Brunnenplatz auf die restlichen Teilnehmer.
Nach 15 Minuten ging es dann Richtung Oetz runter ins Tal. Eine geile Abfahrt, ca 8 km, mit einer traumhaften Landschaft. Das entschädigte dann wieder die Mühen vorher und ich konnte wieder Kraft tanken.
Unten am Kreisverkehr ging es dann wieder auf die gemeinsame Route A/ B nach Sölden, also die restlichen 40 km.
Das ging dann nochmal einige Berge hoch, aber nicht mehr so schlimm, die stärkste Steigung hatte irgendwas um 12 oder 13% und die letzten 30 km fuhr ich im Windschatten vom Franz. Wer jetzt denkt, dass es dadurch easy gewesen sei, irrt. Franz fährt sehr schnell und man hat Mühe, mitzukommen. Dennoch war es ein Ansporn, hinter einer Sportikone fahren zu können und somit ging es dann nach insgesamt 3h 17 in die Zielauffahrt des Hotels. Diese Auffahrt war nochmal extrem steil und ich war endgültig im Arsch.
Endlich gab es Nahrung, viel Getränke und zuerst einen Schnaps. Nach 10 Minuten ging es dann wieder und auch die anderen Fahrer der Tour A trudelten nach und nach ein.
Die Räder durften wir im Hotel abstellen:
Nach einer guten halben Stunde Regeneration ging es dann auf die Zimmer, duschen und ich hab mich dann erstmal ne halbe Stunde aufs Bett gelegt und gepennt.
Danach war dann wellnessen angesagt, Sauna, Whirlpool und Ruheraum haben dafür gesorgt, dass die Muskeln entspannen konnten.
Abends gabs dann noch großes gemeinsames, sehr geniales Essen mit Preisverleihung (größte Gruppe "Die Münchner") und ich bekam sogar eine Urkunde, weil ich mit dem ältesten Rad dabei war (35 Jahre alt) plus einen Buff (Kopfhaube) vom Franz und einen Schnaps vom Hotelbesitzer.
So richtig stolz war ich aber dennoch nicht auf mich..
Dieser Tag endete mit irgendwas um die 1500 gefahrenen Höhenmetern und 67 km. Die Runtasticapp hat sich zwischenzeitlich mal abgeschalten, was mich sehr geärgert hatte..
Ende Tag 1
Weiter mit Tag 2:
Nach einer erholsamen Nacht sind wir um 8 wieder aufgestanden und trafen uns zum Frühstück. Ein Müsli sollte reichen, um genügend Kraft aufzutanken für die Rückfahrt nach Axams.
Das Wetter war bescheiden, es regnete und ich war froh, meine winddichten Beinlinge, ein Langarmshirt unterm Trikot und meine gute Aldi-Regenjacke (die ist echt top, hat 19 € gekostet und man schwitzt absolut nicht darin, trotzdem ist sie wasserdicht. Vergleichbares aus dem Profibereich kostet 200 € aufwärts..) mit dabeizuhaben.
Los gings zurück von Sölden nach Oetz und weiter auf der Route A nach Axams.
Es ging stetig bergab und wir alle wunderten uns, dass wir tags zuvor diese lange, durchgehende Steigung so flott hochgefahren sind. Im Nachhinein fast unvorstellbar..
Eine kleine Pinkelpause gabs, aber das wars auch:
Kurz vor Axams trennten wir uns, ein paar wollten in ein Café in der Nähe und wollten auf uns und die Autos warten, während wir in der zweiten Gruppe den steilen Anstieg nach Axams fuhren. Dieser ging mit 14 - 15% über 5 km und hatte ebenfalls zwei 1km Anstiege mit 16-17 % drin. Diese habe ich aber wirklich geschafft, auch wenn ich 2 kleine Verschnaufspausen machen musste. Mann, war ich stolz auf mich
Am Auto angekommen haben wir unser Gepäck, das vom Erwin aus dem Hotel runtergefahren worden ist, wieder eingesackt und ab gings zum Café, die anderen treffen..
Auf dem Weg dahin wurde ich noch mit einer Blitzpistole geblitzt
, 13 km/h zu schnell. Als ich auf den Parkplatz gewunken wurde und die beiden Polizisten sah, erkannte ich diese als diejenigen, die uns am Vortag die Eskorte beim Start gegeben haben. Als ich den beiden dann noch gesagt habe, sie sollten ihrem Kollegen Richard einen schönen Gruß von mir ausrichten, mussten sie schmunzeln und ich bin mir fast sicher, es könnte sich positiv auf die Strafe ausgewirkt haben. 20 € habe ich gezahlt, dann gings endlich zum Café.
Diese Runde hatte knappe 80 km und 500 HM, die Zeit betrug 3h21.
Fazit:
ich muss definitiv um einiges mehr trainieren! Nach diesen zwei Tagen im Inntal sind die "Berge" hier zu Hause nur mehr kleine Hügelchen. Ich darf nie mehr jammern, wenn es mal 10 oder 12% Steigung hat bei uns..
Zusätzlich möchte ich nochmal einiges an Gewicht ablegen. Da ich das eh schon lange vorhatte und auch schon etwas geschafft habe, ist dies nun mehr Ansporn, es auch durchzuhalten. Aktuell habe ich bei 185 cm 87 kg. 80 wären wieder ganz passabel, das hatte ich vor meinem Studium auch. Nach dem Studium kam ich kurzzeitig auf 99 kg..
Zudem brauch ich ein leichteres Rad und/ oder eine andere Übersetzung. Die meisten Teilnehmer fuhren ein Carbonrad mit 6-8 kg (meines wiegt 10,5) und einer Kompaktkurbel, also vorne hatte das kleinere Kettenblatt 34 Zähne und das größte Ritzel hinten 30 oder 32 Zähne. Fast schon Mountainbikeübersetzung. Mit meinem MTB hätte ich die 18% übrigens spielend geschafft, wir haben hier einen Berg, ebenfalls mit 18%, er geht wirklich gut..
Daher habe ich mir vorgenommen, die anderen 4 Gipfel des Ötztaler Radmarathons (Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch plus zusätzlich das Stilfserjoch) bevorzugt zu fahren. Diese sind weniger steil, haben längere Anstiege und weniger Höhenmeter. Am ersten Abend hab ich mich lange mit einem anderen Radler unterhalten, welcher kommendes WE diesen Ötztaler Radmarathon mitfährt und auch die ganzen anderen Pässe schon gefahren ist. Laut seiner Aussage ist die Auffahrt zum Kühtai von Axams her, die wir gefahren sind, absolut brutal (er ist sie aus diesem Grund nicht gefahren, sondern fuhr die komplette Route A) und von den vier Gipfeln mit Abstand der schwierigste. Das hat mir dann doch noch etwas mehr Selbstvertrauen gegeben, es kommendes Jahr nochmal zu versuchen..
Denn so hart wie es war, so geil war es auch! ich freu mich auf nächstes Jahr.
Danke auch an Jens (
@kasitier) für die Einladung zu dieser Tour!