Berlin, 1. Mai 2017, oder vom Winde verweht!
Nachdem ich gestern den letzten Schokoladen- Osterhasen der zweihundert Gramm-Klasse in einer einzigen Sitzung verspeist hatte, war mir heute auch noch der Rest meines Sitzfleisches abhanden gekommen. Ich musste mich unbedingt bewegen, eine Ausfahrt mit dem Fahrrad erschien mir eine geeignete Lösung, um meinen Bewegungsdrang zu kompensieren.Eine 50-Kilometer-Runde im südlichen Umland bot sich dafür an, zu verlockend auch die frühlingshaften Bilder der anderen Radfahrer hier in diesem Forum.
Neben einer Sturmwarnung auf „wetter.de“ deuteten multiple Anzeichen auf einen weiteren sehr windigen Tag im Bereich der Hauptstadt hin, die kleinen, noch mickrigen Blumen auf dem Balkon zeigten sich zerzaust im Sonnenlicht, die Baumkronen in ihrem wunderbar zarten Grün tanzten einen ungelenken Tanz in der steifen Brise, Papierfetzen und Plastiktüten zogen ihre Kreise in luftiger Höhe am urbanen Himmel.
Schon als ich mich den ersten freien Flächen am ehemaligen Mauerbereich näherte, bedauerte ich meinen Entschluss überhaupt auf das Rad zu steigen. Entlang der Felder und Wiesen ließen mich heftige Böen auf den Landstraßen hin und her torkeln, wie ein Trunkenbold im Ausflugsverkehr, kleine Blütenblätter trafen mein Gesicht mit ungeheurer Wucht, Rabenvögel kreuzten pfeilschnell, wie Raketen im Tiefflug, meine Fahrstrecke. Etwas weiter präsentierten die Rotorblätter der Windkraftanlagen ihre maximale Biegekurve bei Höchstumdrehung, ein merkwürdiges Flirren, mit akustisch bedrohlichem Charakter wie aus einem Science -Fiction-Film, erfüllte die Luft.
Mit vermutlich stark verzerrtem Gesicht,und konstantem Dröhnen in den Ohren, stemmte ich mich der ungemein beschleunigten Luft entgegen, die Zahl auf dem Tacho war deutlich kleiner als zwanzig, eine Quälerei der besonderen Art.Eine knappe Stunde später „flog“ ich wie von Engeln geschoben, mit rekordverdächtigem Tempo, in die entgegengesetzte Richtung, was mich aber auch nicht mehr sonderlich motivieren konnte.
Von Unmut übermannt, brach ich die Runde vorzeitig ab, und sitze nach gefahrenen fünfunddreißig Kilometern leicht enttäuscht wieder in der guten Stube. Ein weiterer Schokohase würde mein seelisches Leid lindern, aber sie sind bereits ausgestorben für dieses Jahr!
Kurbelbruch