UCI Cyclocross-WM Frauen und Männer der Altersklassen 35-80+ (!) in Hamburg letztes Wochenende, Part II
Leider hatte ich Klaus-Peter Thalers Fahrkünste beim 70-75 Jahre-Rennen am Freitag nicht bestaunen können - er wurde ein weiteres Mal überlegen Weltmeister - aber dafür kündigte am Sonntag der Sprecher vor dem 40-45 Jahre-Rennen der Männer bei herrlichem Sonnenschein, Schnee und leichtem Frost an, dass sich ein gewisser André Greipel noch kurz vor (in Wirklichkeit bestimmt kurz nach) Meldeschluss in die Teilnehmerliste eingetragen hatte. Zu erkennen sei er als einziger Fahrer mit einer dreistelligen Startnummer und an den "enormen Oberschenkeln".
Das steigerte natürlich die Vorfreude und Spannung; der ehemalige Weltklassesprinter brachte etwas vom Flair seiner Tour de France-Siege und der Champs-Elysées in den norddeutschen Matsch und in diese eher familiäre Renn-Atmosphäre. Gleichzeitig fragte man sich: "Kann der das?" Kam es beim Querfeldein mit der technisch schwierigen Abfahrt inclusive 180-Grad-Kurve und tiefen Spurrillen nicht eher auf Geschick oder eventuell Laufstärke an?
Jemand sagte: "Der Greipel hat ja auch in seiner Jugend in Rostock mal Cross gefahren, oder war das der Ullrich?"
Ein Mann mit RG Hamburg-Jacke: "Apropos Ulle, der Jan hat ja noch immer Kontakte zu uns und wollte tatsächlich für das 50+ Rennen melden, aber nur zusammen mit Lance, die beiden sind jetzt ja ganz dicke, was dann bei uns aber große Diskussionen auislöste, von wegen der ist doch lebenslang gesperrt!"
Sein Nachbar, mit stattlicher UCI-Pudelmütze auf dem Kopf, meinte: "Armstrong hätte schon fahren können, aber er hat ein Startgeld von 10000 Euro für jeden, sich selbst und Jan, verlangt, die beiden hätten ja schließlich (zusammen) 9 Kinder zu versorgen... Die RG Hamburg und der Veranstalter konnten aber nur 1785 Euro zusammenkratzen."
Ein dritter Herr, der als Streckenposten dabei war, widersprach: "Nein, Quatsch, der Start der beiden ist daran gescheitert, dass Ullrich darauf bestanden hatte, die Doping-Urinprobe nach dem Rennen vor aller Augen auf dem Podium stehend abzuliefern. Das konnten wir wegen der vielleicht anwesenden Kinder natürlich nicht erlauben!"
Wie auch immer, Jan und Lance würden an diesem Tag im Hamburger Volkspark also nicht Hand in Hand (interessantes Interview über ihre Freundschaft im Zeit-Magazin) als gemeinsame Sieger über die Ziellinie in ein weiteres Regenbogentrikot fahren.
André Greipel konnte übrigens sehr wohl Querfeldein, er war sehr beweglich auf dem Rad und, wenn die Kuhglocken mal nicht läuteten, feuerten die Leute ihn an: "André!". Man merkte irgendwie, dass er ein sympathischer Kerl ohne Star-Allüren ist. Nur ein paar "echte" Crosser waren noch geschickter und schneller als er, so verpasste Greipel das Podium knapp.