Ich hätte da nochmal eine Frage an die erfahrenen Fahrer mit HF/TF/PM: Nutzt ihr aktiv solche subjektiven Maße wie die RPE-Skala o.ä.?
Nein, überhaupt gar nicht. Eben weil es subjektiv ist. Wie gesagt, für kurze all-out-Intervalle braucht man auch keinen Wattmesser (außer vielleicht zum anschließend mal das Ergebnis angucken), und für eine Maximalbelastung sollte es auch keine subjektive Einstufung geben, da man sich ja wegschießen soll.
Alles, was ich an längeren Dingen mache, 5, 10, 20 Minuten, oder auch eine 2 oder 3stündige Tempofahrt, da habe ich ja Wattzahlen als Vorgabe, von denen ich weiß, was da mit meinem Körper passiert, bzw. dass er es kann. Oder dass es am Ende knirschen wird, aber ich es trotzdem versuche. Ob es gut oder schlecht läuft, erkennt man dann nebenbei oft am Puls, das hat auch nichts mit Psychologie zu tun, sondern damit, ob ich ausgeruht bin, genug gegessen und getrunken habe.
Eine Begründung, die ich von ihm mal gehört hatte war das Thema Psychologie. Also, dass er sich nicht von den Zahlen beeinflussen lassen wollte.
Seit 2019 mit neuem Trainer trainiert er aber auch mit Leistungsmessung.
Auch das ist natürlich eine Frage des Körpergefühls, ich kenne auch einen sehr flotten Ötztaler-Fahrer (und Paris-Brest-Paris, und, und..), der hat weder Puls noch Watt am Rad. Aber, auch er ist mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass wenn er noch ne Schippe drauflegen will, es wohl nur damit gehen wird. Daher hat er sich jetzt auch ein Wattmess-System zugelegt.
Natürlich geht viel mit Talent und Durchhaltewillen. Manche sind "einfach so" trotzdem sauschnell. Aber man muss nicht glauben, dass man mit Psychologie mal eben seinen Körper überlisten kann, das geht nur in gewissen Maßen. Wenn mein Puls anfängt am Ende hochzudriften, wenn ich die Kohlenhydrate weggebrannt habe, dann passieren Dinge, die unausweichlich sind. Krämpfe, Dehydrierung, Hungerast.. wenn ich weiß, mein Auto braucht bei 130 genau 6 Liter/100 km, und mein Tank fasst 60 Liter, dann werde ich 1.000 Km weit kommen. Wenn ich 150 fahre, oder am Anfang mal eine Stunde 200 ("überpace"), dann weiß ich so sicher wie das Amen in der Kirche, dass ich nicht ankomme. Oder am Ende 70 fahren muss, damit es noch reicht.
Und genau so funktioniert Wattmessung unterwegs. Wenn ich weiß, dass der Tank eh ausreicht, weil das (Rundstrecken-/Kriterium-)Rennen "nur" 2 Stunden dauert, dann kann ich auch immer mal 200 fahren, da bringt ein Wattmesser nichts, da habe ich eh keine Zeit draufzugucken.
Aber Kienle wird man (sein Trainer) sinngemäß gesagt haben, dass er bis jetzt vielleicht immer nur 127 gefahren ist, er aber auch 130 fahren könne.. aber um das auszutarieren braucht es halt einen Wattmesser, nicht einen Tacho wie beim Auto, und auch kein Körpergefühl. Denn das kann einem, wenn man motiviert bist in die Zehenspitzen in Hawaii am Start steht, auch Schnippchen schlagen.
Es ist also nicht so, dass einen der Wattmesser ausbremst, im Gegenteil, er kann Dich auch ermutigen, Dinge zu tun, die Du Dir vielleicht nicht zugetraut hättest. Bzw., bei mir ist es so, dass er mich vielleicht anfangs (aus gutem Grund) etwas einbremst, aber nach hinten raus wesentlich mehr Reserven entlockt, weil die Einteilung besser war.