Hallo kokomiko2,
die Weise, wie du da dran bist an dem Thema, finde ich echt mitreißend. Wenn ich gedanklich nicht total weit weg wäre - ich hab einfach schon seit Monaten viel Arbeit und zudem meine eigenen eher größeren als kleineren Sorgen -, dann würd' ich, Campa-Umstieg hin oder her, glatt wieder ins STI-Basteln einsteigen, zumal es in meiner direkten Umgebung zwei Feinmechanikbetriebe gibt, die ich sicherlich in der einen oder anderen Frage um Rat oder gar um Hilfe bitten könnte. So aber kann ich nur von außen beobachten und vielleicht ein paar aufmunternde Worte schreiben. Na ja, jedenfalls gefällt mir sehr, wie hart du da dran bleibst und dich engagierst. Mach da weiter, solange es dich drückt. Am Ende, denke ich, werden wir genau hier in rennrad-news.de und mit deiner Hilfe ein weltweit einzigartiges Wissen über STI-Mechaniken angesammelt und veröffentlicht haben. Fast müßte man die ganzen Beiträge sammeln und ins Englische übersetzten. Wie das ginge, weiß ich, denn es ist mein Beruf, aber dazu habe ich leider noch weniger Zeit und erst recht kein Geld.
So, kurz zu deiner Frage, warum ich auf Campa-Zeugs umgestiegen bin.
Zum einen hat mich ein damaliger Freund hart bearbeitet. „An einen italienischen Rahmen gehört eine italienische Schaltung!“. Ich hatte mir ja einen weißen Master X-Light von Colnago gekauft und eine 7700er drangeschraubt. Über was zu was gehört, habe ich damals nicht nachgedacht, doch als mir die Frage gestellt wurde, hat sich in mir, der ich durchaus italophil bin, etwas gerührt. Und steter Tropfen höhlt den Stein...
Als sich dann zwei Dinge ergaben, ein Freund hatte mit seinem Campa-Rad einen Unfall, dessen Schaden der Autofahrer zu begleichen hatte, und mir seine Record-Gruppe für 'n Appel und 'n Ei verkauft hat - einzig die Ergos haben gefehlt - und als ich fast gleichzeitig die Suche nach einem Schlechtwetterrennradrahmen mit dem erfolgreichen Erwerb eines nagelneuen, aber mit dem Staub von fünf oder sechs Jahren bedeckten De Rosa Team-Rahmen samt kompletter nagelneuer
Veloce-Gruppe und allem anderen Drum und Dran für 480 Euro abgeschlossen habe, war klar, das De Rosa will ich mit einer Campa-Gruppe ausprobieren. Zwei defekte Record-Ergos waren mir damals sowieso schon zugelaufen. Na ja, was soll ich sagen? Das Campa-Zeugs hat saugut gepaßt, war von der Warte des Bastlers aus gesehen technisch total überzeugend, und hat zudem perfekt funktioniert.
Es gab dann noch weitere Erlebnisse, Zufälle und etliches mehr, aber zwischenzeitlich war mir dann noch eine weitere Record-Gruppe für einen ebenfalls sehr freundlichen Preis zugelaufen, doch diese Gruppe kam dann zusammen mit einem und zwar geschenkten, weil kaputten Colnago C40-Rahmensatz. Nachdem der Schaden am Rahmen behoben war - sah schlimm aus, hätte 500 Euro über den Colnago-Händler kosten sollen, hat aber nur ein paar Euro fürs Material beim netten Bootsbauer vom nebenan erfordert -, war das dritte italienische Radl fertig. Und dann, dann hat es einfach total genervt, daß ich mich beim Fahren mit dem Master X-Light und der 7700er immer wegen Ergo/STI verschaltet habe. Nach einer Weile war klar: Entweder zwei zurück, oder eines vor.
Ich hab mich für das Eine entschieden und zwar auch deswegen, weil ich alles, was damals an STIs so da war, schon durchgebastelt hatte, keine Lust mehr hatte, für kaputte STIs weiter viel zu viel Geld auszugeben, die Welt von Campagnolo diesbezüglich interessantes Neuland war und weil mich die Campa-Arbeiten - die Mechanik der Ergos und nicht zuletzt auch die Nabentechnologie - wirklich wegen ihrer Güte und ihrer extrem großen Bastlerfreundlichkeit überzeugt haben.
Damals, das muß man sich vor Augen halten und es ist ja auch noch gar nicht so lange her, gab's quasi jedes noch so kleine Schräubchen bei Campa als Ersatzteil und meist nicht mal allzu teuer. Das fand ich im Gegensatz zur japanischen Wegwerfphilosophie ebenfalls äußerst überzeugend und sympathisch. Leider hat Campagnolo in den letzen Jahren offenbar beschlossen, sich von dieser kundenfreundlichen Politik nach und nach zu verabschieden und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen auf teure Baugruppen, die das Basteln zwar nicht einschränken, aber sinnlos machen, zu reduzieren. Dazu mag es womöglich wichtige Gründe gegeben haben, sympathischer macht mir das die Sache aber trotzdem nicht. Geblieben ist allerdings die Bastelfreundlichkeit der Teile.
Und außerdem hatte ich, das muß ich wirklich zugeben, einen Haufen Glück beim Auftreiben meiner Campa-Teile, denn sonst hätte ich mir das nicht alles leisten können.
So, nun ist die Erklärung länger geworden als gewünscht.
Schönen Abend
Franz