AW: 5. ESK-Zeitfahren "Gegen den inneren Schweinehund" am 22.06.2008
So, hier jetzt etwas ausführlicher:
Das legendäre Zeitfahren wurde angekündigt und die Materialschlacht begann. Nachdem ich mein Rad im letzten Herbst aufgebaut hatte, wurde getreu dem Slogan "Räder und Radschläge vom Weltmeister" Werner Otto konsultiert. Den Aufsatz stellte mir ein Kollege zur Verfügung, der
Sattel (SLR XP) wurde getauscht gegen einen SLR TT mit rauherer Oberfläche, die 2 Spacer wanderten nach oben. Am Samstag eine Testfahrt zur Justierung und vor allem, was geht? Werner Otto mahnte an, beim Warmfahren schon mal an die Grenze zu gehen und beim Rennen den Kopf unten zu lassen.
Sonntag früh: gut geschlafen, Frühstück, Pokal und ein eisgekühltes Bier gut isoliert verpackt, geht’s los. Erst nach Malchow, dann mit der Nordgruppe nach Bernau. Der Rucksack wiegt ca. 6 kg. In Bernau sind schon einige Fahrer und Offizielle, etwas später als angekündigt gehen wir auf die Streckenerkundung. Das Tempo ist erst bei 30, steigt langsam auf 37, irgendwann fahre ich alleine im Wind. Mal runter auf den Aufsatz, das rollt richtig gut. Bis zum Kopfsteinpflaster, wo sich der Lenker nach unten dreht. Ab da vorsichtig zurück zum Start, dabei kommen mir noch einige Starter entgegen. Da die Startzeit näher rückt, verzichten manche auf die Einführungsrunde, das soll sich rächen (falsches Abbiegen!).
Die Startreihenfolge wird ausgelost, es gibt Diskussionen, ob der Frauenpokal ausgefahren werden soll. Das Material am Start ist beeindruckend: die Zeitfahrprodukt der Firmen Kuota, Cervelo und
Orbea lassen einige Ambitionen erahnen. Kurz vor dem Start drängt mir artvandeley noch seinen Pulsmesser auf, ich bin noch nie mit so einem Messgerät gefahren.
11:00 – es geht los. Einer nach dem anderen wird auf die Strecke geschickt. Ich als letzter. Der Anfang fällt schwer (habe ich mich beim Warmfahren übernommen?), ich komme nicht auf über 40. Raus aus dem Wald kommt der Wind von rechts aus dem Windpark – oder haben die Schergen des ESK etwa die Ventilatoren angedreht? Egal, jetzt läufts rund. Der Startoffizielle Menis überholt mich mit seinem blauen Großmobil direkt vor einer Kurve (Albertshof). Also kann ich voll durch die Kurve und versuche, den Windschatten zu erhaschen. Menis durchschaut dieses Ansinnen und gibt dem Motor Volllast und mir schwarze Dieselschwaden. Hustend und mit tränenden Augen erreiche ich den Startpunkt der letzten Rennen, die erste Hälfte ist also fast geschafft. Streckenposten in Warnwesten sichern die gefegte Kreuzung, frenetisch jubelnde Massen am Wegesrand. Jetzt Rückenwind! Auf der Allee geht der Tacho auf 50 und bleibt auch in diesen Regionen. Kurz vor Grüntal kann ich den vor mir gestarteten Fahrer noch einen Tip geben – ich schreie ihm ein „Nimm den Kopp runter!“ zu und weiter geht’s. In Grüntal beide Kurven eng und ohne Tempoverlust genommen geht’s in die Wellen Richtung Gratze. Tempo halten! Frequenz halten! Aber wie? Die Kette wandert bei der Kombination aus Anstieg und Gegenwind nach links, jetzt wird’s anstrengend! Die Tachonadel sinkt in gefährliche Bereiche ab. Ich sehe den 2 min vor mir gestarteten und komme langsam aber stetig näher. Die Trinkflaschen habe ich weggelassen, um sie nicht auf dem Pflaster zu verlieren. Habe zwar Durst, könnte jetzt aber auch nicht trinken.
Das Pflaster! Nachdem mein Lenker sich bei der Einführung gedreht hatte, habe ich noch mal alles gerichtet und festgezogen, gehe aber trotzdem vorsichtiger und langsamer drüber. Der Lenker hält (fast). Um die Kurve und in die letzten 3 km. Wieder wellig, wieder Wind. In den letzten Jahren wollte ich spätestens hier sterben. Da geht noch was! Die 40 Stuckis könnne nochmals erreicht werden, plötzlich Menschenmassen am Wegesrand. Was soll das? Das Ziel wurde um 200m oder so vorverlegt, das hatte ich nicht mitgekriegt. So fällt mein Schlussspurt nicht wie geplant aus!
Ich werde mit einem geöffneten Bier empfangen (Danke!). Dann die Minuten bangen War-tens auf das Ergebnis und vor allem auf zwei Fahrer. Einer erreicht das Ziel 20 Minuten spä-ter, der andere bleibt verschollen.
Ergebnis: ich wurde um knapp 2 sec geschlagen, Kuota gewinnt die Konstrukteurswertung. Meine ersten genommenen Pulswerte: max 187, Schnitt 180. Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist, mir fehlt der Vergleich.
Im Anschluß noch eine Fahrt zu Frau Kühn, noch 3 halbe Radler. In Bernau muß ich mich dann in die S-Bahn setzen, nur 2 Schrippen in der Frühe und ein Duplo zwischendurch sind dann doch zu wenig.
Schön wars! Danke für die Organisation.
Twobeers