Also mal ganz allgemein ein Lob an das gesamte Forum hier: Ihr seid echt super drauf, mit das beste Forum, an dem ich bisher teilnehmen durfte und das meine ich ehrlich!
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Ich wollte das mal unterschreiben! Meine Erfahrung in einem anderem Forum mit Radthema war eigentlich, das Radfahren, vorsichtig gesagt, komisch macht
Aber zum Thema, vielen Dank
@Vito Leone , für Deinen ausführlichen Beitrag! Ich war schon kurz davor in unser "Equipe" anzuklopfen, die veranstalten jedes Jahr zwei kleine RTF Graveltouren. Aber da war ich krank, der Februar ist einfach nicht mein Monat :/ Aber ich gebe den Leuten eine Chance, vielen Dank fürs Aufmuntern
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Ich wollte noch einen Beitrag aus einer anderen Perspektive bringen und zwar, ich hab gerade über meinen sportlichen Werdegang nachgedacht.
Und dieser ist nämlich verdammt kurz. Das bedeutet, ambitioniertes, oder sagen wir mal, engagiertes Radfahren tue ich nämlich erst seit jetzt fast auf den Tag genau zwei Jahre.
Eingestiegen bin ich 2021, jetzt gar nicht wegen Corona oder einer Midlifecrisis oder ähnlichem, sondern weil ich schlichtweg überhaupt keinen Bock mehr hatte im Auto zu sitzen und zu pendeln. Nase voll vom Auto. Getriggert hat mich ein etwas älterer Herr, den ich vorher schon monatelang beobachtet habe, wie der jeden Tag, bei jedem Wetter morgens da langradelte und ich saß da fett eingepackt im Auto, an der Ampel und hatte schlechte Laune.
Na ja, und irgendwann morgens, ich meine es war im Mai, wachte ich morgens viel zu früh auf und bin einfach losgefahren. Und auf dem Weg fast gestorben, meine Kondition war bei exakt: ZERO
Ich bin beim Radfahren geblieben, aber die Leidenschaft wie heute, hatte ich bei weitem noch nicht. Der Grund dafür, aufgrund von echt schweren, privaten Herausforderungen bin ich super schlecht mit mir umgegangen. Ich hatte 30 Kilo mehr drauf, ja, es hat sich auch ein Alkoholproblem eingeschlichen und ich stand so ziemlich an der Klippe mich völlig zu vernichten und möglicherweise alles zu verlieren oder.......na ja, ich mochte dennoch Radfahren.
Jetzt vor nahezu exakt 2 Jahren hab ich die Reissleine gezogen. Ich lebe seitdem sehr glücklich komplett nüchtern, ernähre mich deutlich gesünder und habe Sport, und vorallem das Radfahren, als meine Lieblingsbeschäftigung etabliert.
Ich habe also sportlich bei 0 angefangen und kenne von daher das Gefühl nicht, wie es ist, an Leistung zu verlieren. Weil ich immer noch in dem Stadium bin, Leistung oder besser Kondition aufzubauen.
Aber, ich habe in dem ganzen Prozess auch mit Problemen zu kämpfen, die wo immer auch herkommt: Nachher MRT wegen eines Schulterimpeachments links, Golferarm rechts, Tibialis Schmerzen im Fussgelenk von fehlgeschlagenen Joggingversuchen. Ein Körper, der sich nie großartig bewegt hat, reagiert nicht so mit Freude, wenn man in die vollen geht. Das jahrelange Nichtstun rächt sich also.
Aber in dem Momenten, wenn mir das voll auf den Zeiger geht, guck ich mir meinen Onkel an. Der hat ebenfalls mit ungefähr 40 angefangen, RR zu fahren. Der Gute ist jetzt 84, war gerade im Trainingslager - ich meine auf Teneriffa - und plant auch dieses Jahr wieder X Alpenpässe hoch- und runterzukurbeln. Wenn der stirbt, wird er mit RR unter dem Hintern begraben.
Und das nehme ich mir als Vorbild. Ich hab noch soviel Bock drauf, auf dem Rad gute Zeiten zu erleben weil´s Rad eigentlich so unheimlich rudimentär ist. Steinalte Technik. Ob Carbon oder Stahl, egal. Das Prinzip ist das gleiche.
Ich genieße so dermaßen die Weite, die man mit dem Rad erreichen kann, den Wind im Gesicht, wie der Körper arbeitet, wie man sich spürt und man so herrlich den Kopf freigeblasen bekommt. Und ehrlich gesagt will ich dieses Gefühl nicht auf´s Spiel setzen.
Und das ist auch so ein Grund
@Vito Leone, warum ich zaudere, mich Gruppen anzuschließen, weil ich so eine sehr romantische Art des Radfahrens für mich etablieren konnte. Ich hab irgendwie Schiss, mich ggf. zu frusten. Weil mir die Zeit auf dem Rad viel bringt, egal ob ich nun langsam fahre oder gerne auch mal sehr schnell. Aber ich tue den Gruppen bestimmt auch unrecht.
Und diese romantische Art aufs Rad zu gucken, dass ist eigentlich der Blickwinkel, den ich vermitteln möchte. Wenn ich hier so querlese, dann hab ich doch öfters das Gefühl, dass das RR fahren und das Training für ein paar Leute ein Kampf gegen das Altern ist. Oder vielleicht auch ein Kampf mit sich selber. Na ja, oder halt auch die Fortsetzung der powerhaften Lebensweise. Das ist ja auch alles okay. Aber wenn sich Unzufriedenheit einstellt, bei etwas, was eigentlich Spaß machen soll, zum Spaß da ist, dann finde ich, sollte man mal in sich gucken und fragen, was ist
eigentlich der wirkliche Grund meiner Unzufriedenheit.
Deswegen, das ist so mein Ausblick oder meine Erzählung von jemanden, dem das Radfahren quasi "zurück ins Leben" gebracht hat. Und ich denke, es gibt noch sehr sehr viele Herausforderungen, die man damit erleben kann.
Man muss sich aber vielleicht nur den neuen Stärken bewusst werden und nicht den alten hinterher trauern.