@Dragon
Wir sind da eher nicht auseinander
Glaube ich auch nicht
imho besteht darin auch der wesentliche Unterschied zwischen Diskurs und gegenseitigen argumentativen Totschlagsversuchen
Diskurs und Diskussion entwickeln oder können jedenfalls Gedanken weiterentwickeln. Erfreulicher Weise gern auch für alle Beteiligten. Wenn die Offenheit dafür vorhanden ist, sollte der Diskurs gegenseitiges Lernen möglich machen. Ich bin hofffungslos altmodisch
Laß mich bevor wir mal wieder aufs Telefon ausweichen noch auf ein paar Punkte eingehen, die Du anführst.
@Dragon
Seit der angeblich so großen Wende in 1982 hat sich doch nichts geändert. Es ist eigentlich alles erstritten - bis auf soziale Gerechtigkeit, nur das kann heute keiner mehr hören, weil es für den Einzelnen unter egal welcher Regierung in den vergangenen 40 Jahren keine heute mehr erfühlbare Änderung gegeben hat.
Derzeit habe ich ein Problem mit der „sozialen Gerechtigkeit“, weil der Begrifff der Gerechtigkeit inzwischen ubiquitär und beliebig mit allem und jedem anderen Substantiv verbunden auftaucht. Das reicht dann - hier nur in Beispielen - von der Asylgerechtigkeit über die Verteilungsgerechtigkeit, Umweltgerechtigkeit, Generationengerechtigkeit zur Tauschgerechtigkeit. Für jemanden, der von der salomonischen Gerechtigkeit, d.h. einer Gerechtigkeit kommt, deren wesentliches Merkmal ua darin besteht im Konfliktfall so zu entscheiden, dass allen Beteiligten Gerechtigkeit widerfährt, ist das zT schwierig erträglich.
Abgesehen davon - ist wirklich alles erstritten? Ich bin nun sicher kein Umverteilungssozi, das möchte ich aber doch in Frage stellen. Als Beispiel hier nur die Frage, wie wir von dauernd weiter fortschreitender Umverteilung zu zB steuerlichen Bedingungen gelangen, die gerade vom unteren Ende bis in die (untere) Mitte der Einkommensscalen so gestaltet sind, dass nicht immer mehr beim Staat landet. Hier einzugreifen ist übrigens eine relative Steuererhöhung für die oberen Einkommen. Mir schweben dabei die Einkommen derer vor, die pflegerische und soziale Dienste leisten, unsere DHL Boten mit ihren Armutsgehältern bis hin zu den Verwaltungsangestellten, die mit auch zwei Gehältern in den Städten kaum in der Lage sind eine vierköpfige Familie zu ernähren uäm.
Die Frage wäre aus meiner Sicht an dieser Stelle also: was ist eigentlich zu erstreiten? Die Mütterrente oder eben doch lieber eine andere Steuerkurve, zur Vermeidung des Begriffs „Steuergerechtigkeit“, die den Staat dazu zwingt die klientelangepasste Umverteilung einzustellen, mindestens zu reduzieren.
@Dragon
Ja, da gibt es genug Themen: z.B. die verkommenen Moralvorstellungen ehemaliger Politiker (Schröder, Fischer), die Selbstbedienungsmentalität unserer Parteien (Beschäftigung der eigenen Familie auf Staatskosten, Arbeitnehmer müssen Lohnerhöhungen erstreiten, im Parlament gibt es diese Kontrollfunktion nicht sondern alle stimmen schick einheitlich für mehr Geld ab).
Das kann ich verstehen, ist mir aber zu polemisch und zu emotional aufgeladen
Mir war Helmut Schmidt auch lieber als Schröder, dem allerdings Angie den derzeitigen Erfolg der deutschen Wirtschaft mit verdankt. Völlig einher gehe ich indes mit der Wahrnehmung, dass wir bevor wir uns moralisch mit dem Rest der Welt beschäftigen, erstmal vor der eigenen Tür kehren sollten. Dort in der Welt türmt sich nämlich ein Problem auf, das auch als Universalismus bekannt ist. Man könnte auch von kolonialistisch, imperialistischer Aufblähung der eigenen Moralvorstellungen sprechen. Wer gibt uns eigentlich das Recht irgendwem vorschreiben zu wollen, dass unsere Idee von Menschenwürde auch außerhalb Deutschlands gilt? Woher nehmen wir den Anspruch zu glauben unsere Umgang mit Homophilen, übrigens auch mit der Todesstrafe, sei auch für Saudi-Arabien oder China richtig? Wenn wir das nämlich glauben dort durchsetzen zu wollen, sind wir dann besser als die, die schon immer der Meinung waren die besseren Menschen zu sein? Schwierig das