Ist ja spannend, dass das Bild der ganzen Situation sich so rasant entwickelt. Mein aktueller Stand:
In der prä-EPO-Zeit haben (fast) alle irgendwie irgendwas genommen, und es hat ein bisschen was genützt. Aber die Welt nicht auf den Kopf gestellt. Irgendwie scheint trotz allem meist der beste gewonnen zu haben.
In der EPO-Zeit vor Festina haben (fast) alle EPO genommen, und das Peloton wurde immens schneller. Einige Veteranen sind gegen Ende ihrer Karriere sowas von hinten rausgefallen (LeMond, Fignon), ohne dass sie langsamer geworden wären. Und relativ mäßig talentierte waren plötzlich vorn dabei. Wer gewonnen hat, war irgendwie ein undurchschaubares Produkt aus Talent, krimineller Dreistigkeit und Zufall.
In der post-Festina-Zeit hat der unveränderte Leistungsdruck zusammen mit dem gestiegenen Verfolgungsdruck zur Professionalisierung des Dopings und seiner Verschleierung geführt. Gleichzeitig stand ein ganzes Schränkchen voller stark wirksamer Mittel zur Verfügung. Gewonnen hat derjenige, der das Doping am professionellsten organisiert, angewandt und für ganze Teams kontrolliert hat.
Und deshalb erscheint es durchaus sinnvoll, mit der Verfolgung bei LA anzufangen, er war sicher kein kleiner Fisch im großen Schwarm, in keiner Hinsicht. Genauso ist es aber sinnlos, mit dem jetzt erreichten aufzuhören. Dafür schwimmen noch zu viele mittelgroße und wohl auch ein paar große Fische im Teich rum. Aber die aktuellen Veröffentlichungen werden von einigen Instanzen nicht ignoriert werden können...
Bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich diese Einschätzung in einigen Tagen, Wochen, monaten, Jahren so liest...
Gruß, svenski.