Wo würdest du denn die Grenze ziehen, bei welchem Rahmengewicht (ohne Gabel) ?
Alles unter 900g ist mir persönlich suspekt, bei Gabeln unter 300g. Andererseits sind leichtere Rahmen/Gabeln auch garnicht nötig, der Nutzen des Leichtbaus wird irgendwann auch völlig marginal. Das 6,8kg-Limit der UCI ist total sinnvoll, finde ich, damit die Sportler keine riskanten Rennräder fahren, denn bekantlich sind Rennradler todesmutige Zeitgenossen. Dem Hobbysportler mag das konkrete Limit egal sein, der dahinterliegende Gedanke sollte niemandem egal sein.
Und was heißt hier kurz ? 5 Jahre ? Und was heißt lang ? 10 Jahre und mehr ?
Ein guter Carbonrahmen versagt nicht, so einfach ist das, und wenn er doch versagt, dann nicht katastrophal (Definition siehe nächster Absatz). Realistisch betrachtet fährt man einen Rahmen ja nicht viele Jahrzehnte lang, das ist selbst bei den Klassikern die Ausnahme. Welche Kilometerleistung man nun genau für realistisch hält, sei mal dahingestellt.
Und was passiert dann, wenn die Zeit um ist ? Totalausfall oder mit Ankündigung ?
Katastrophales Versagen, also der Zusammenbruch des Rahmens während der Fahrer draufsitzt, scheint zum Glück sehr selten. Was häufiger auftritt sind zunächst kleine Haarrisse an Stellen großer Belastung, z.B. Tretlager. Du kennst sicher die typischen Fragen in den Foren: Foto von nem vermeindlichen Haarriss und "Ist das im Lack oder schon im Carbon? Kann man das noch fahren, reparieren?". Später macht der Rahmen evtl. Geräusche, Knarzen, Knacken, Knirschen, sowas.
Ich denke, wenn wirklich vermehrt (bestimmte) Carbonerzeugnisse versagen, würde sich das schnell herumsprechen.
Katastrophales Versagen sollte sich rumsprechen. Aber wie gesagt ist das die seltenste Art des Materialversagens, obwohl in einem älteren Artikel der Tour ein Gutachter zitiert wird, der behauptet, dass er ständig solche Fälle begutachtet und es gewisse Häufungen bei einigen Herstellern gibt.
Was häufig genug vorkommt sind beginnende Risse, oder lebenslimitierende Schäden am Tretlagergehäuse - siehe das Thema dieses Threads, oder Google mal nach Topics zu BB30-Problemen bei Cannondale und Specialized -, oder an Ausfallenden, oder seltener auch am Steuerrohr, v.a. an der Fassung des unteren Lagers des Steuersatzes. Bei Carbonkurbeln löst sich oft das Alu-Inlay für die Pedalaufnahme. Wirklich "selten" ist das alles nicht, aber auch nicht skandalös, so dass man es groß durch die Foren schickt.
Aber wenn einer einen belehrenden Tonfall einnimmt und dann Theorien aufstellt, welche nicht stimmen könen, dann kann so eine Reaktion (und nicht nur von mir - hast Du das auch schon bemerkt?) kommen.
Uch, ich will eigentlich keinen belehrenden Tonfall einnehmen. Hätten wir diese Diskussion im nicht-virtuellen Leben, würde ich bestimmt völlig anders wirken. Was genau kann denn nicht wahr sein? Meine zentralen Punkte sind, dass Carbon genug Nachteile hat, um nicht als absolutes Nonplusultra zu gelten, und dass die Masse die Lebensdauer bedingt.
Die Zahlen allein sind kein Argument.
Dann hast Du die Zahlen extrapoliert (Achtung - Fehler?) und hast festgestellt, dass Carbon weniger steif ist als Stahl.
Fast, ich hab festgestellt, dass von 2 identisch geformten Rohren (eins aus Stahl und eins aus einem üblichen Laminataufbau aus Carbon), das Stahlrohr ein bisschen zugsteifer und vermutlich auch torsionssteifer ist. Durch größere Rohrdurchmesser und nicht-runde Rohrformen kann man Carbon steifer machen, vorallem kann man es aber an den Übergängen der Rohre durch kreative Formgebung torsionssteifer machen. Der resultierende Rahmen ist dann steifer und leichter.
Ferner erkläre bitte, warum man keine Stahlrohre mit größeren Durchmesser für noch höhere Steifigkeit baut.
Primär liegt es wohl an der Wanddicke, die bei Stahl limitiert ist, sowie an Problemen beim schweißen dünner Stahlrohre. Mit Alu geht das besser.
Dieses Verhalten kann man nicht auf das Verhalten aller anderen Hersteller extrapolieren. Kein Argument.
War nicht mein Punkt. Mein Punkt war die Entkräftigung der Behauptung, dass Produkte heutzutage im Allgemeinen gut und sicher sind, weil Hersteller rechtliche Probleme vermeiden wollen. So eine Behauptung kann man durch Gegenbeispiele widerlegen. Das mit Merck/Vioxx war nur extrem krass, extrem unmoralisch (bis zu 140.000 Herzinfarkte und Schlaganfälle durch Vioxx - meine Güte!), extrem gut in der Presse dokumentiert und mit extrem hoher Strafzahlung bestraft - und dennoch finanziell hochprofitabel für den Hersteller. Falls dich die fehlende Moral hier nicht ganz trifft, hab ich mal ganz grob überschlagen: Pro 1000 Euro Profit erschien dem Hersteller ein Herz- oder Hirninfarkt akzeptabel.
Es gibt aber genug andere Beispiele von wissentlich verschleppten Rückrufaktionen, z.B. erst kürzlich im Fahrzeugbau mit den KFZ, die sich in laufender Fahrt elektrisch abschalten und unsteuerbar werden (Details hab ich leider vergessen, war vor paar Wochen in allen Nachrichten, inkl. Todesfällen).
Danke - bitte belege an Hand deiner Ausführung, warum ein Stahlrad weniger zu Ermüdungsbruch neigt als ein Carbonrad. Bitte nicht an Hand von Beispielen aus der Medizintechnik - wir sprechen hier über Räder.
Das war nicht mein Punkt, ich bin auch kein Stahlfan (garkein Materialfan). Mein Punkt war, dass von zwei Carbonrahmen mit unterschiedlichen Gewichten der leichtere im Allgemeinen die kürzere Lebensdauer hat.
Bei Carbon kann man im Gegensatz zu Metallen die Lebensdauer (Ermüdungsverhalten) nur schwer theoretisch abschätzen. Aufgrund der Vielfalt der Carbonfasern, Harzzusammensetzungen, Verarbeitungstechniken und Faser-Layups kann man auch nicht sagen, inwiefern allgemeine Aussagen über "Carbon" auf einzelne Rahmen zutreffen. Insofern muss man auch hellsehen können, um zu sagen, dass Carbon gut oder schlecht, besser oder schlechter als Stahl/Alu ist.
Dann Achtung Offtopic- bitte erkläre, warum man keine Plomben aus Stahl macht - Achtung nur die Standzeiten des Materials betrachten, nicht die Auswirkung auf den Menschen.
Aus Stahl, also eisenhaltiger Legierung? Weiß ich nicht, aber möglicherweise gab es irgendwann schon eisenhaltige Metalllegierungen für Füllungen/Zahnersatz, die die durchaus komplizierte Definition von "Stahl" treffen. Falls nicht wird es wohl an der Unfähigkeit liegen, sie zu verarbeiten/zu legen, oder vielleicht verselbstständigen sich einzelne Elektronen/Atome. Andere Metalllegierungen, Beispiele Amalgam, Gold, Cobalt, Nickel und Titan, werden routinemäßig für Füllungen, Kronen und Implantate verwendet. Eisen löst sich übrigens nicht in Quecksilber, weshalb im Amalgam auch kein Eisen drin ist.
Kann das sein, dass Du Festigkeit und Steifigkeit vertauscht? Steifigkeit hängt auch von der Geomterie des Bauteils zusammen, während die Festigkeit ein Mterialkennwert ist.
Das meine ich: Bezogen auf die reine Carbonfaser sinkt die Festigkeit mit zunehmender Steifigkeit. D.h. nachgiebige/elastische Fasern reißen nicht so schnell wie hochsteife. Sog. high-modulus Fasern sind zwar steif wie Sau, aber auch brüchig. Daraus gebaute Fahrradrahmen sind bei ansonstem identischer Konstruktion ebenfalls spröder und anfälliger für Ermüdungsbrüche. Diesen werkstoffkundlichen Nachteil kann man nicht mit verbesserter Konstruktion negieren, leichtere Rahmen bleiben immer auch anfälliger.
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