Aber zurück zum Thema.
Ich hatte gestern das Vergnügen, zum ersten Mal in meinem Leben ein Bike mit Elektroantrieb zu fahren. Das Bike basiert auf dem POISON Zyankali Team, welches in der BIKE 03/2010 in der 1.000 Euro Hardtail-Klasse bei 18 Bewerbern ja Testsieger geworden ist.
Eingebaut ist ein BIONX System. Dabei wird das Hinterrad getauscht und in der BIONX-Hinterradnabe ist der Elektromotor bzw Generator integriert.
Das BIONX-System besteht aus vier Komponenten.
* Dem eigentlichen Antrieb, der mit vier Stufen den Fahrer bei seiner Pedalierung unterstützt.
* Der Hochleistungsakku, der mit einem abschließbarem Bajonettsystem auf die Gewindebuchsen des Unterrohrflaschenhalters befestigt wird.
* Das Controlpanel, welches rechts am Lenker befestigt. Es besitzt einen einfachen Radcomputer, Akkureichweitenanzeige und zwei Modi mit vier Stufen. Im Modus Antrieb wird der Fahrer bei seiner erbrachten Leistung mit 25%, 50%,
100% und 300% unterstützt. Im Generatorbetrieb kann über vier Stufen bestimmt werden, wie starkt der Akku rückgeladen wrden soll. Dies lohnt sich bei Abfahrten und längeren Fahrten in der Ebene sowie bewußtem Fitnessbiken, bei dem man gegen einen erhöhten Widerstand pedaliert.
* Der Kabelbaum, der das Controlpanel mit Akku und Hinterradantrieb elektrisch verbindet.
Die technischen Daten des verbauten BIONX-Systems waren:
* 250 W Elektroantrieb im Unterstützungsmodus, spricht kein Pedalieren, keine Unterstützung
* Akku für ca. 80 km Unterstützung ohne Rückgewinnung. Mit Rückgewinnung (Generatorbetrieb) erhöht sich die Reichweite.
* Gesamtgewicht des BIONX-Systems inkl. Antrieb, Akku, Halterung, Kabelbaum und Controlpanel ca. 7,7 kg
* Derzeitiger Aufpreis ca. 1.700 Euro. Das sind aber After Market Konditionen und noch keine OEM.
* POSION Zyankali Team mit dem vorgestellten BIONX-System kostet derzeit ca. 3.700 Euro.
Doch nun der kurze Fahreindruck:
Geil, sehr sehr geil. Ich habe natürlich direkt den Antriebsmodus mit Stufe 4 gewählt. Ein Runde auf dem großen Parkplatz bei POISON gedreht, raus auf die Straße und dann hoch in Richtung Wendehammer. Dabei bin ich dann mit 35 km/h den 'Berg' hochgeknallt. Dann in die Kruve gelegt und durch den Wendehammer gedüst. Aber Achtung: Wer im Scheitelpunkt der Kurve wieder mit kraftvollem Pedalieren beginnt, bekommt einen unerwarteten Schub vom Hinterrad. Auf der Straße bei normalen Belagverhältnissen sicher kein Problem, aber im Gelände bei rutschigem Untergrund in der Eingewöhnungsphase sollte man es mit Vorsicht genießen. Alles in Allem es ist ein fantastisches Gefühl. Das kann definitiv süchtig machen.
So, kommen wir nun zu der philosophischen Frage: Braucht man einen BIONX-System am Mountainbike?
7,7 kg Systemgewicht und derzeit 1.700 Euro sind eine klare Ansage, welches den normalen und ambitionierten Mountainbiker bewußt zurückschrecken bzw. aus Prinzip eine solche Elektro-Unterstützung ablehnen lassen.
Aber man sollte über den Tellerrand hinaussehen. Was ist, wenn durch Krankheit, Unfall oder durch zunehmendes Alter der Fitnessgrad vorübergehend oder gar dauerhaft eingeschränkt bleibt. Ist dann ein BIONX-System eine Alternative, um wieder einen Einstieg ins Mountainbiken zu gewinnen oder dauerhaft im Mountainbikesport verbleiben zu können?
Seit gestern bin ich zu
100% überzeugt, dass dieses BIONX-System gerade für unser zunehmend älteres Klientel (ggf. mit gesundheitlichen Leistungseinschränkungen) echte Alternative darstellt.