Sorry, wenn es etwas OT wird, aber vielleicht an der Stelle eine kleine Anekdote zu Gutachtern: Ich hatte in der Uni zwei Vorlesungen zur forensischen Informatik von einem Prof, den man durchaus als eine internationale KoriphĂ€e in dem Fachbereich ansehen darf. Der hat in den Vorlesungen manchmal erzĂ€hlt, was ihm im Zusammenhang mit Gerichtsverfahren (Strafrecht!) von anderen, staatsanwaltlich beauftragten Gutachtern untergekommen ist. Das ganze muss (in dem Fachbereich) wohl eine ziemlich Katastrophe sein, weil die Anforderungen an Gutachter wohl gar nicht so hoch liegen, wie man das vermeintlich erwarten wĂŒrde, und der Gutachter vor Gericht nachher natĂŒrlich auch der einzige SachverstĂ€ndige sein kann und entsprechend von niemandem so richtig fachlich in Frage gestellt werden kann. So zumindest habe ich die Schilderungen verstanden.
Warum schreibe ich das? Weil es meiner Meinung nach zeigt, dass auch Gutachter starke Schwankungen in QualitĂ€t und Qualifikation haben und insbesondere mit dem öffentlichen Druck wie im Falle des HSV unterschiedlich reagieren könnten. Auch bei uns in den Ăbungen zur Vorlesung zeigte sich recht schnell, dass es Menschen gibt, die alles, was nicht zweifelsfrei eindeutig ist, eher als "unzureichend" betrachten und dann noch auf die ambitionierte Suche nach Entlastungsindizien gehen, wĂ€hrend andere Indizien gefunden haben, die im Gesamtbild stimmig gewesen sind und die dann auch nur mit dem nötigen MaĂ ĂŒberprĂŒft haben. Und selbst wenn man zu der ersten, "defensiven" Art gehört (wie ich), kann einem (wie mir) in der angespannten Situation (in meinem Fall PrĂŒfung) ein Fehler unterlaufen, der das ganze maĂgeblich beeinflussen kann. Und auch bei Gutachten gilt natĂŒrlich: Das perfekte Gutachten kostet buchstĂ€blich unendlich viel Zeit und benötigt unendlich viel Wissen. Deshalb einigen wir Menschen uns darauf, dass wir eine gewisse, kleine Fehlerwahrscheinlichkeit akzeptieren. Der PrĂ€valenzeffekt sagt und aber, dass wir Menschen nicht dafĂŒr geschaffen sind, mit solchen kleinen Wahrscheinlichkeiten umzugehen.
Long story short: Man sollte nicht auf der einen oder der anderen Seite der Gutachter rumhacken, weil wir hier die allerwenigste Kompetenz haben, um deren Arbeit zu bewerten.
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