Ich hab lange überlegt…
Meine, sicherlich stellenweise subjektiven Wahrnehmungen in dem Zusammenhang sehen leider anders aus.
Angefangen im Beruf. Mal ganz davon abgesehen, dass sich viele Dinge nicht in „homeoffice“ oder „TeleArbeit“, sondern nur auf der Baustelle erledigen lassen, macht mir die Arbeit und der Austausch vis a vis mit anderen Menschen persönlich auch einfach Spaß. Der Umgang mit Kollegen, Partnern, Kunden macht einen Großteil meiner sozialen Kontakte tagsüber aus und ich empfinde den Wegfall oder Verzicht darauf eher als Verlust. Ich arbeite in meinem eigentlichen Arbeitsumfeld auch effektiver, weniger abgelenktund konzentrierter als von daheim. Nun kann man sicherlich sagen, das beruht auf mangelnder Selbstdisziplin/Koordinationoder was auch immer. Ist aber einfach so. Die kurze Ansage über den Flur ist eben am Ende für mich doch schneller,spontaner und persönlicher erledigt als eine „telko“ (brrr) oder eine Video-Konferenz.
Durch meinen Kollegen- und Freundeskreis, welcher zugegeben schon ziemlich groß ist und überwiegend aus vernünftigen, freundlichen, empathischen und intelligenten Menschen besteht, verlaufen mittlerweile gefühlte Gräben. Toleranz und Verständnis füreinander nehmen ab. Man sagt sich auch nicht mehr alles und fragt auch nicht. Teils aus Müdigkeit, teils um sich nicht angreifbar zu machen, teils um nicht angreifen zu müssen. Es ist ja eigentlich auch alles gesagt und alle Argumente sind gefühlt X-mal und gefühlt von jedem ausgetauscht. Oder man unterteilt in Lager und beansprucht für sich die allein seeligmachende Wahrheit. Obwohl man weiß, dass der Gegenüber ja doch mindestens genauso intelligent ist, wie man selbst.
Selbst innerhalb der Familie gibt es teilweise stark abweichende Ansichten zum Umgang mit COVID. Ich beobachte an mir, dass mir die Anstrengung, mich für alle offen und zugänglich zu halten, zunehmend schwerer fällt. Ich werde müde und laufe Gefahr, der Bequemlichkeit halber auf eigentlich wichtige Kontakte lieber mal zu verzichten. Oder ich werde, um Konflikte zwischen Menschen zu vermeiden, die mir sehr wichtig sind, unehrlich. Lüge zwar nicht direkt, aber eben durch „Weglassen“. Manchmal mit dem Gefühl, dass das sogar von mir erwartet wird. Das ist nicht gut. Den selteneren Treffen ist stellenweise die Leichtigkeit abhanden bekommen. Man ist befangen. Möchte keine Fehler machen.
Und wenn ich dann anfange, mir dagegen vermeintlich positive Aspekte der Pandemie zu suchen bzw. mir die Folgen schönzureden, fällt mir auf, dass ich eigentlich alles das, was mir dazu einfällt, auch vorher schon hätte haben können. Wenn ich denn gewollt hätte…
Also, falls es noch nicht deutlich rübergekommen sein sollte. Ich persönlich kann dieser ganzen Scheiße auch sowas von gar nichts Gutes abgewinnen, habe die Schnauze von der Situation momentan gestrichen voll und sehen mich nach den Verhältnissen davor uneingeschränkt zurück!
Ich entschuldige mich für den teilweise derben Ausdruck!