Nur zur Klarstellung: Doping ist Sportbetrug und muss im Leistungssport kontrolliert und sanktioniert werden!
Aber: Kontrollen sind teuer. Sie müssen nämlich auch verlässlich sind und dürfen keine falsch-positiven Ergebnisse liefern. Das ist von der Analytik als auch von der Probennahme her alles andere als einfach. Es gibt eine Menge fitter Menschen, die sportmedizinisch nicht überwacht sind, dennoch Medikamente, die auf der Liste stehen, nehmen müssen. Die dürfen dann alle bei der Radtouristikfahrt nicht mehr mitfahren? Deswegen muss schon klar zwischen Leistungs- und Freizeitsport unterschieden werden. Für ersteres braucht es eine Lizenz, mit der man sich den Antidoping-Regeln unterwirft. Und die Jugend schützt man durch Aufklärung und harte Bestrafung von Dopingmittelhändlern und Trainern, die so etwas zulassen.
Es ist aber falsch durch solch abgekürzte Berichterstattung den Eindruck zu vermitteln, mehr als die Hälfte aller ambitionierten Radsportler wären gedopt. Das ist völliger Blödsinn. Glaub mir, ich habe einen gewissen Einblick.
Ganz einfach: Doping im Amateursport=lebenslange Sperre
Im Profisport Freigabe des Doping unter Aufsicht unabhängiger Ärzte. Warum:
1) aktuelle haben die "reichen" (Länder bei Olympia; Teams im Profiradsport) den Vorteil, daß sie mit modernsten Mitteln, die - noch - nicht nachgewiesen werden können, dopen, während die Armen den Wettbewerbsnachteil des "sauberen" Fahrens vergegenwärtigen
2) während viele alte Dopingsubstanzen bezüglich optimaler Dosis/Dosierung und unerwünschten Wirkungen gut charakterisiert sind, und somit der mündige Profisportler nach RS mit einem unabhängigen Arzt zu einer individuellen Entscheidung gemäß Risiken und Nutzen kommen kann, geht man mit neuen, noch nicht nachweisbaren Substanzen die allerhöchsten gesundheitlichen Gefahren ein.
3) lange Rundstreckenrennen (fast) ohne Pause sind ohne beschleunigte Regeneration, zu der z.B. anabole Steroide enorm beitragen, noch ungesünder und brutaler, als ohne. Wer ernsthaft fordert, daß nicht gedopt werden darf, der sollte sich dafür stark machen, daß nur noch Eintagesrennen resp. kurzen Etappenrennen gefahren werden, und das es Zwangspausen im Rennbetrieb gibt.
4) Freigabe des Doping würde diesen Lächerlichkeiten, daß über die Hälfte der Profiradler "Asthmatiker" sind etc. endlich beenden - ich mag diesen Quatsch einfach nicht mehr lesen.
Ich bin selbst als Jugendradrennfahrer mit einem Freund so mit 17/18 einmal quer durch Europa mit dem Rennrad gefahren - obwohl wir ständig gefuttert haben, waren wir katabol, und haben ständig Gewicht verloren; das besserte, als wir Ruhetage eingefügt haben...
Hier wirkt also der Kontrolldruck der Anti-Doping-Behörden doppelt kontraproduktiv: gemäß 1) werden unfaire Vorteile zementiert, und gemäß 2) werde die Risiken für die Profis, die dopen, unnötig erhöht.
Ach ja, es gibt ja aktuell eine Initiative, so eine Art "Doping-Olympiade" durchzuführen. Mein Tip: entgegen der Voraussagen der Veranstalter werden wir mitnichten eine Pulverisierung der bisherigen Rekorde erleben. Und, ja, allein schon deshalb - weil damit glasklar bewiesen wird, daß nahezu ALLE olympischen Rekorde mit Doping zustande gekommen sind, unterstütze ich das Vorhaben!