Wen wunderts. Von Kindesbeinen an lernen wir, mit minimalem Aufwand und geringstmöglichem Einsatz
das Maximale herauszuholen - bis irgendwann der Dumme kommt, der den Preis bezahlt.
Mich kotzt das inzwischen an. Deshalb verkaufe ich auf
ebay grundsätzlich nix mehr.
Macht keinen Spaß.
Seit dem Beginn meiner
ebay-Mitgliedschaft im Jahre 1997 habe ich ebays Werben widerstanden, dort zu verkaufen — war es zuerst nur Trägheit, waren es später die Erlebnisschilderungen, die ich auf dem amerikanischen und deutschen
ebay-Forum zu Augen bekam. „Verkaufen auf
ebay” scheint mir mittlerweile so unangenehm, als würde man von einem Besuch beim „Griechen” nicht nur einen Gyros mitnehmen, sondern sich gleich den ganzen Spieß auf den Rücken binden, dessen Saft über den eigenen, zuvor entblößten Körper reiben, um danach im Zoo in den Käfig zu steigen, in dem die hungrigen Paviane seit einer Woche ohne Futter waren (15 cm lange Eckzähne; selbst Tierfreund, würde ich jeden Pavian ohne Fragen zu stellen sofort erschießen).
Hier ein link zu einem Beitrag, den ich gestern anläßlich geschilderter
ebay-Probleme auf jenem Forumsteil geschrieben habe, der für eingefleischte Klassiker-Enthusiasten wahrscheinlich genauso verlockend ist wie der notlose, also buchstäblich unnötige Besuch einer französischen Raststättentoilette im Hochsommer, und den sie also aus Desinteresse wahrscheinlich eher selten aufsuchen : „Kein Thema — wenig Regeln”
http://www.rennrad-news.de/forum/threads/problem-mit-ebay-kauf.143469/page-3#post-3890582
in dem ich gestern über
ebay-Fallen, Sicherheitsprobleme und DHL geschrieben habe.
Zu dem dort Geschriebenen möchte ich noch ergänzen, daß ich nicht nur
ebay die Schuld an dessen Zustand gebe, sondern auch im beklagenswerten Zustand eines nicht geringen Teiles unserer Bevölkerung den Grund dafür vermute, daß das, was ehemals Spaß versprach und 1995 von
ebay begonnen wurde, sich zu einer zunehmend unangenehmen Angelegenheit entwickelt hat. Auch nur gelegentliches Lesen der Beiträge der Hilfesuchenden auf dem deutschen
ebay-Forum vermittelt schnell den Eindruck, die Fragesteller seien allesamt geringbeschult und mit der Komplexität des Regelwerkes ebays hoffnungslos überfordert. Hinzu kommt die deutsche Gier auf Günstiges, die den Restverstand verdampfen läßt und dem verständnislosen Betrachter Erinnerungen an die momentan auf dem von jener Bevölkerungsgruppe so heißgeliebten Sender „RTL 2” grassierenden Zombie-Epidemie wachruft. Ich weiß also nicht, ob ich Mitleid mit den „frisch abgezockten” Stammlern haben soll, die in kaum verständlichen Texten versuchen, das ihnen Widerfahrene wiederzugeben und dabei regelmäßig an Wörtern wie „Ware” (falsch: „Wahre”, „Währe”), oder „Paket” (falsch: „Packet”) scheitern, dabei sehr häufig im Glauben, sie würden tatsächlich einen Brief an
ebay schreiben, und natürlich bei dieser Textsorte hoffnungslos scheitern, in dem sie ihr Anliegen im übelsten Klippschuldeutsch vortragen, und überhaupt: man beginnt keine offiziellen Briefe mit „Hallo” oder „Huhu”.
Dabei ist das Kaufen auf
ebay durchaus möglich, aber eher den Hartgesottenen reserviert, die aufgehört haben, die „Glücksbärchies aus dem Honigland” zu gucken und stattdessen so abgebrüht sind wie Rick aus der Serie „The Walking Dead” (die nichts dafür kann, nun von RTL 2 ausgestahlt zu werden), der immer die .357 Magnum griffbereit hat oder die schwarzhäutige Braut an seiner Seite, die mit dem meist grimmigen Blick und dem Samurai-Schwert in Griffweite, und der an nichts Gutes mehr glaubt.
Wenn ich tatsächlich mich gelegentlich daran erinnere, daß es ja eigentlich nicht sein kann (oder sein darf), daß der Großteil der Deutschen aus dem zusammengeknetet ist, was die Kuh auf dem Weg zurückläßt und was anderswo, in Afrika, von eifrigen Händen gegen die Hüttenwand geklatscht wird, komme ich zu dem Schluß, daß es aber stattdessen die wilde, rohe Gier sein muß, die sie auf zwei Beiden hält. Fast alles wird hierzulande als „selten” angepriesen, und es täte mich nicht wundern, wenn auf
ebay sogar Lidl-Plastiktüten als nie wiederkehrende, echtlederne Raritäten ausgeschrien würden.
In jedem Falle aber weiß ich, was in diesem, von „ich will alles”-Mentalität geplagten Land das wirklich und wahre Seltene ist: Es ist dies Bescheidenheit. Der Begriff „Bescheidenheit” wird mittlerweile kaum noch für anderes verwendet als für die Benennung der Dürftigkeit einer Leistung: „seine Arbeit war bescheiden”, „sein Benehmen war bescheiden”, et cetera. Das Besinnen aber auf das, was man bereits hat und dessen Besitz eigentlich nicht selbstverständlich ist, und die daraus vorgetragene Erklärung, man hätte genug und wolle nicht mehr, gilt fast als tümelnd, wird nicht verstanden und setzt den Bescheidenen dem Verdacht aus, er hätte den Anschluß verpaßt, sei ausgestiegen, sei weltfremd.
In der „Nikomachischen Ethik” des Aristoteles wird im ersten Buch das Epigramm auf dem Letho-Tempel von Delos erwähnt, das bereits zur Zeit Aristoteles ein Artefakt war.
Dort heißt es:
„Schönster Schmuck ist gerecht sein.
Bester Besitz die Gesundheit.”
Die meisten Deutschen aber würden nur den letzten Teil dieser sehr trefflichen Inschrift gelten lassen, hätte sie sie je gelesen, und dann auch nur in abgewandelter Form:
„Süßeste Freude ist dies: wenn man gewinnt, was man liebt.”
(... worauf auch andere scharf waren)