Erst einmal ein paar Zitate aus den Interviews:
"Die andauernden Krisen zeigen uns, dass alles, was man nicht selbst und rechtzeitig anpackt, einem irgendwann auf die Füße fällt. Es wird Zeit, dass wir unser Handeln wieder mehr einbetten in das, was uns umgibt und Lebensgrundlage ist."
(Explizit ohne die entsprechende Person spezifisch zu meinen) Feinstes Manager-Bullshit-Bingo, Version 2020+. Ich weiss, warum ich nicht mehr in einer Grossfirma arbeite.
"Ich denke, eines können wir sicher sagen: Fahrräder sind weiterhin die Fahrzeuge der Zukunft."
Und mit welcher Begründung bitte? Wieder mal einer dieser Sätze, welche gesagt/geschrieben und zig Mal kopiert/nachgesprochen werden, ohne dass über dessen Berechtigung nachgedacht wird.
"Aktuell sieht man eine recht rasante Umkehr von einer Übernachfrage zu einem Überangebot."
und
"Ich denke, wir sehen schon einen Trend, dass Verkaufszahlen des Vorjahres nicht erreicht werden."
Sehr spannend, das klingt schon fast panisch. Normalerweise werden da eher Ausdrücke wie "solide Performance" oder "soft landing" benutzt...
Die Flut hebt (nicht?) alle Boote...: Vermutlich haben, schaut man sich die effektiven Gewinnzahlen an, bei weitem nicht alle in der Lieferkette stark profitiert. Explosionsartige Nachfrageanstiege haben meist auch zahlreiche Engpässe und teure Provisoriumslösungen zur Folge, welche die massiven Umsatzanstiege zu grossen Teilen vernichten.
...und bei Ebbe trennt sich die Spreu vom Weizen: Leiden werden alle, am meisten aber diejenigen, welche die Kundenbeziehungen während den letzten Jahren vernachlässigt und keine starke Marke haben. Insbesondere im Rennradbereich werden ab nächstem Jahr viele "Corona-Räder" auf den Sekundärmarkt kommen, was das Leben der Hersteller zusätzlich erschweren wird. Vor allem aber wird das Preissegment der Marken eine entscheidende Rolle spielen. Im Tiefpreis-/Einstiegssegment werden wir die "Vor-Corona-Preise" nicht mehr sehen. Die Hersteller haben begriffen, dass sich Räder mit kompletter 105er-Ausstattung um die 1000-1200 Euro auch langfristig nicht rechnen. Im Premium-/Toppreissegment wird der Rückgang ebenfalls überschaubar sein, da die Hersteller gelernt haben, dass es durchaus (nicht wenige) Leute gibt, welche bereit und in der Lage sind, >10k für ein Rad zu bezahlen. Hier würde allenfalls eine Rezession schaden, da sicher auch viele Impulskäufe dabei waren. Am meisten Federn lassen wird der Mittelpreisbereich (welcher übrigens in fast jeder Branche bzw. bei fast jedem Produkt der schwierigste ist). Denn hier ist der passionierte und einigermassen gut informierte Kilometerbolzer (=>Forumsuser) unterwegs. Dieser musste mitansehen, wie Räder, welche vor 3 Jahren noch einfach für 4-5k zu beschaffen waren, nun um 50% aufgeschlagen haben, und schwer erhältlich sind. Marken, welche hier einfach auf der Welle mitgeschwommen sind, aber wenig Mehr-/Markenwert bieten, werden grosse Abstriche machen müssen - bei den Preisen, und vermutlich auch bei den Stückzahlen.